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Auf Frauke Petrys Spuren: Heinz-Christian Strache nach FPÖ-Rauswurf vor Eintritt in neue Partei

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Heinz-Christian Strache denkt über sein politisches Comeback nach.
Heinz-Christian Strache denkt über sein politisches Comeback nach. © picture alliance/Helmut Fohringer

Ex-FPÖ-Chef Strache muss die FPÖ verlassen. Zeitgleich gründen alte Verbündete mit der DAÖ eine neue Partei. Und was hat es mit Bargeldbündeln in Straches Dienstwagen auf sich?

Heinz-Christian Strache, der langjährige Chef der österreichischen FPÖ, muss die sogenannten „Freiheitlichen“ verlassen. Nach dem Skandal um das Ibiza-Video und eine Spesenaffäre (die FR berichtete*.) hat die Partei einen Schlussstrich unter die Personalie gezogen. „Für uns ist es eine Befreiung, weil damit Ibiza für uns Geschichte ist und wir damit in die Zukunft schauen können“, sagte FPÖ-Chef Norbert Hofer am Freitag in Wien. 

Der 50-jährige Strache war im Mai wegen des Ibiza-Videos, das ihn anfällig für Korruption erscheinen lässt, als Vizekanzler und Parteichef zurücktreten. Hinzu kommt seine Spendenaffäre, mit der sich aktuell die  Staatsanwaltschaft beschäftigt, die wegen Untreue ermittelt. Strache bestreitet die Vorwürfe, sich aus der Parteikasse für private Zwecke bedient zu haben. 

Straches Mitschuld am schlechten Abschneiden der FPÖ

Strache dürfte bei der FPÖ aber hauptsächlich deshalb in Ungnade gefallen sein, weil man ihm aufgrund der Negativ-Schlagzeilen eine Mitschuld an den schlechten Wahlergebnissen der Freiheitlichen bei der Nationalratswahl im September und bei zwei Landtagswahlen gibt. Im Oktober hatte Strache schließlich seinen Rückzug aus der Politik verkündet, über ein Comeback noch vor den Landtagswahlen in Wien im kommenden Jahr wurde aber ständig spekuliert. 

Und tatsächlich müsste Straches Politiker-Karriere nicht zu Ende sein. Die am Donnerstag verkündete Gründung der rechten Partei DAÖ ( „Die Allianz für Österreich“) könnte dem Rechtsaußen zu einem schnellen Polit-Comeback unter Blau-roter Flagge verhelfen. Karl Baron, Dietrich Kops und Klaus Handler, die die „Krone“ als politisch bislang eher unauffällige „Strache-Fanboys“ beschreibt, sollen die FPÖ „fluchtartig“ verlassen haben. Um eine Partei zu gründen, die „explizit“ („Standard“) für Strache als Spitzenkandidat vorgesehen sei. 

In Wien denken daher einige, dass eigentlich Strache hinter der DAÖ steckt. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp wird vom „Standard“ mit den folgenden Worten zitiert, dass Strache „mit Finanziers gesprochen“ habe und an „andere Politiker herangetreten“ sei. 

Strache auf den Spuren von Frauke Petry

Das erinnert an die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry, die ihrer Macht beraubt, den AfD-Ausstieg vollzog, um sich mit den „Blauen“ selbstständig zu machen und im politischen Nirvana das politische Geschehen aus dem Abseits zu beobachten. Ob dieses Schicksal auch Strache widerfährt? Immerhin galt er als einer der prominentesten Köpfe innerhalb der FPÖ, und Unterstützung wird ihm bereits zuteil, wie in den sozialen Medien nachlesen ist. 

Strache ließ es sich hingegen nicht nehmen, kürzlich in einem Interview mit OE24 nochmals mit der FPÖ abzurechnen. Seinen alten Kameraden um Hofer wirft er einen Anbiederungswahlkampf vor, indem die Themen völlig auf der Strecke geblieben seien. Durch ihre klare Haltung zur Opposition habe die FPÖ die Grünen erst möglich gemacht. Auch gegenüber seiner Person habe man sich „nicht unbedingt fair“ verhalten. Gleichzeitig betonte er, sich aus der Politik zurückgezogen zu haben: „Ich habe mich selbständig gemacht, bin Unternehmer“. Dennoch sei er ein „zutieft politischer Mensch“, der „natürlich auch weiterhin für die Menschen“ da sein wolle. In der Weihnachtszeit werde er „in sich gehen“ und überlegen und „über die weitere Zukunft nachdenken“. Immerhin könne es sinnvoll sein, „wenn es ein gutes Projekt gibt, eventuell zu überlegen, dann im neuen Jahr eine Entscheidung zu treffen. Ob es einen Sinn macht, in Wien auch für die Bürger da zu sein und auch anzutreten.“ Er habe bei der letzten Wiener Wahl 31 Prozent erreichen können. 

Damit dürfte klar sein, dass Strache bereits jetzt für die Wien-Wahl in den Startlöchern sitzt. Womöglich als Spitzenkandidat der DAÖ. 

Von Katja Thorwarth

Dubiose Bargeldbündel in Straches Dienstwagen

Derweil droht Strache weiteres Ungemach. Aktuell bringen Fotos mit Bargeldbündeln aus seiner Zeit als FPÖ-Parteichef den Politiker in Erklärungsnot. Aufnahmen, die dem „Spiegel„ und der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegen, zeigen Taschen mit Bargeld dubioser Herkunft, die offenbar in Straches Dienstwagen liegen. Wie der „Spiegel“ am Freitag berichtete, wurden sie von einem Leibwächter des damaligen FPÖ-Chefs aufgenommen. Die Fotos seien auch Teil der Ermittlungsakten der Sonderkommission zur Ibiza-Affäre. 

Sachverständige werteten die Fotos der Geldtaschen im Auftrag von „Spiegel“ und „SZ“ aus, es seien „keinerlei Hinweise auf mögliche Manipulationen“ erbracht worden, erläutert der Fotoforensiker Wilfried Kohlhof. Die Aufnahmen stammen dem Bericht zufolge aus den Jahren 2013 und 2014 und zeigen jeweils mehrere Bündel mit 100- und 50-Euro-Scheinen.

Strache - „Sporttaschen mit hohen Summen Bargeld“

Laut Positionsdaten wurden sie in Wien und am Wörthersee aufgenommen. In einem Fall lag das Geld in einer Tasche, die mit einem Modell identisch ist, das Strache bei anderer Gelegenheit mit sich trug. Es bestünden „keine vernünftigen Zweifel, dass es sich hier um dieselbe Tasche handeln könnte“, erklärte der Fotoforensiker Kohlhof. Auf einem anderen Foto liegt das Bargeld offenbar in einem Rucksack.

Ein Anwalt von Straches ehemaligem Leibwächter versicherte auf Anfrage, „dass sowohl der Rucksack als auch die Sporttasche jeweils von Herrn Strache in das Auto gelegt wurden“. Strache bestreite das.

Strache in Mandatskauf verwickelt?

Die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hatte bereits im September ein anonymes Fax erreicht, in dem es hieß, Strache habe „regelmäßig Sporttaschen mit hohen Summen Bargeld erhalten", dahinter steckten „Kräfte aus dem osteuropäischen Ausland“. Das Geld könnte, so eine Vermutung, in Zusammenhang mit einem möglichen Mandatskauf stehen.

Demnach sollen ukrainische Oligarchen mit geschäftlichen Interessen in Österreich zehn Millionen Euro ausgelobt haben, um dem FPÖ-Mann Thomas Schellenbacher ein Mandat im österreichischen Parlament zu verschaffen. Strache hatte laut „Spiegel“ den bis dahin politisch unbekannten Unternehmer Schellenbacher 2013, einen Tag nachdem eine der Aufnahmen mit den Geldbündeln entstanden war, als Überraschungskandidaten auf der Wiener Landesliste präsentiert. (FR/afp)

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