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Rentenreform in Frankreich: Wasserwerfer gegen Feuerwehrleute

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Wasserwerfer gegen die Feuerwehr: In Paris geht die Polizei gegen demonstrierende Feuerwehrleute vor.
Wasserwerfer gegen die Feuerwehr: In Paris geht die Polizei gegen demonstrierende Feuerwehrleute vor. © picture alliance/Christophe Ena

In Frankreich reißt der Protest gegen die Rentenreform nicht ab. In Paris gehen Feuerwehrleute auf die Straße. Es kommt zum Einsatz von Wasserwerfern.

Update vom Donnerstag, 29.01.2020, 06:50 Uhr:  In Paris haben am Dienstag (28.1.2020) Feuerwehrleute gegen die von Macron geplanten Rentenreformen demonstriert. Aus ganz Frankreich hatten die Gewerkschaften die Mitglieder der Feuerwehr zum Protestmarsch nach Paris aufgerufen. 

Dabei kam es zu Ausschreitungen, die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Auf Twitter wurden vielfach Videos geteilt, die den Polizeieinsatz gegen die Feuerwehrleute dokumentieren. Angaben über die Anzahl von Verletzten machte sie zunächst nicht.  

Feuerwehrleute hätten versucht, Absperrungen zu überwinden, rechtfertigte die Polizei ihren Einsatz. 

Gefordert wird ein höheres Gehalt für die Feuerwehr, das als Risikozuschlag gelten soll. Die Leute seien aufgrund immer geringer werdenden Personals erheblicher Probleme ausgesetzt, außerdem nähmen Angriffe auf die Feuerwehrleute zu.

Update vom Donnerstag, 16.01.2020, 14:50 Uhr: In Frankreich sind erneut Tausende gegen die Rentenpläne der Regierung auf die Straße gegangen. Landesweit legten am Donnerstag rund 30 Prozent der Lokführer die Arbeit nieder, wie die Staatsbahn SNCF mitteilte. Damit stieg die Zahl der Streikenden bei der Bahn wieder etwas an. Im Süden von Paris versammelten sich am Mittag Demonstranten zu einem Protestmarsch. 

Auch in anderen Städten wie Toulouse, Amiens oder Rouen protestierten Gegner der Reform. "Noch nie gab es so viele Franzosen (...), die diese Bewegung ... befürworten und unterstützen und die Reform für ungerecht und unverständlich halten", sagte Philippe Martinez, Chef der Hardliner-Gewerkschaft CGT, die eine Rücknahme der Reform fordert. Es sei nie zu spät, die Regierung zum Einlenken zu bewegen. 

Paris: Demonstranten werfen Hausschuhe vor Gebäude des Wirtschaftsministeriums

Die CGT und andere Gewerkschaften hatten zu dem sechsten landesweiten Massenprotest aufgerufen. Am Vormittag versammelten sich einige Demonstranten zu einer Aktion vor dem Wirtschaftsministerium in Paris. Sie warfen Hausschuhe (frz.: pantoufle) vor das Gebäude. Damit prangerten sie an, dass französische Beamte oftmals zu guten Konditionen in die Privatwirtschaft wechseln - das nennt sich umgangssprachlich im Französischen "Pantouflage". 

Auch Anwälte und Lehrerinnen legten wieder die Arbeit nieder. Die Hafenblockaden gingen ebenfalls weiter. In Marseille war die Lage besonders angespannt. Vor den Hafentoren hätten sich lange Schlangen gebildet, berichtete die Zeitung "Corse Matin". Zahlreiche Fährverbindungen nach Korsika und Algerien sind seit Tagen massiv gestört. Güter können außerdem nicht von den Frachtschiffen geladen werden. In Paris hatte sich die Lage im öffentlichen Nahverkehr in den letzten Tagen wieder entspannt - auch am Donnerstag fuhren viele Züge fast den ganzen Tag. Trotzdem herrscht vor allem in Paris nach wie vor Chaos. Davon sind auch die Touristen betroffen. Die müssen improvisieren.

Update vom Montag, 06.01.2020, 14:24 Uhr: Nach mehr als einmonatigen Protesten gegen die Rentenreform in Frankreich zeichnet sich eine mögliche Annäherung ab. Präsident Emmanuel Macron hofft nach Angaben einer Regierungssprecherin vom Montag auf einen „raschen Kompromiss“ mit den Gewerkschaften. Die Regierung habe einen Vorschlag des größten Gewerkschaftsbundes CFDT mit Interesse zur Kenntnis genommen, sagte die Sprecherin vor neuen Verhandlungen ab Dienstag. Die CFDT hat eine Konferenz zur Finanzierung des Rentensystems vorgeschlagen. Sie will die geplante Erhöhung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre nicht mittragen, ist aber offen für andere Wege. 

Update vom Mittwoch, 01.01.2019, 18.40 Uhr: Emmanuel Macron erklärt in seiner Neujahrsansprache, dass er die Rentenreform „bis zum Schluss durchziehen“ will - weitere Streiktage drohen in Frankreich.

Update vom Dienstag, 31.12.2019, 13.30 Uhr: Auch an Silvester ist der Nah- und Fernverkehr wegen des Dauerstreiks gegen die Rentenreform extrem gestört. In Paris fuhren am Dienstag zahlreiche Metrolinien nur eingeschränkt, zwei blieben komplett geschlossen. Zu den Silvesterfeierlichkeiten werden auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées jedes Jahr Hunderttausende erwartet - die Anreise mit der Bahn nach Paris war für Touristen in diesem Jahr allerdings extrem schwierig, da zahlreiche Züge ausgefallen sind.

In der Silvesternacht ist die Tram gratis

In der Silvesternacht sollen die beiden voll automatisierten Linien bis etwa 02.00 Uhr fahren. Zusätzliche Busse sollen die Feiernden sicher nach Hause bringen. Die Fahrten mit Metro, Bus oder Tram sind in der Silvesternacht wie jedes Jahr kostenlos. Auch in diesem Jahr gibt es wieder massive Sicherheitsmaßnahmen in der ganzen Stadt.

Für Wirbel sorgt unterdessen ein Video, das zeigt wie die Zugführerin einer Metro in der Paris von Streikenden beschimpft und angegangen wird. Der Vorfall ereignete sich Berichten zufolge am Montag in einer Metrostation im Süden der Stadt. Zu sehen ist, wie die Frau von Sicherheitskräften auf dem Bahnsteig zu ihrer Morgenschicht begleitet wird. Hinter ihr folgen zahlreiche Menschen, die sie ausbuhen und bedrängen. „Gestern Morgen wurde die Zugführerin einer Metro bei ihrem Dienstbeginn von Streikenden eingeschüchtert. Dies ist nicht akzeptabel. Es wurde eine interne Untersuchung eingeleitet“, erklärten die Pariser Verkehrsbetriebe RATP.

Update vom Samstag, 28.12.2019, 15.30 Uhr:  Mitarbeiter des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs in Frankreich haben ihren Streik auch am Reisewochenende vor den Silvesterfeierlichkeiten fortgesetzt. Das Zugangebot habe sich jedoch ein wenig gebessert, sagte die französische Umweltministerin Elisabeth Borne am Samstag. In vielen Zügen gebe es noch freie Sitzplätze, so Borne. Sechs von jeweils zehn geplanten TGV-Hochgeschwindigkeitszügen fuhren, was eine der besten Taktungen der Züge seit Beginn des Dauerstreiks Anfang Dezember bedeutete.

Verbindungen auf vielgenutzten Strecken waren auf der Homepage der Staatsbahn SNCF jedoch bereits seit Tagen ausgebucht. Die Züge, für die online noch Tickets buchbar seien, würden garantiert auch fahren, erklärte die SNCF.

In der Hauptstadt Paris blieben am Samstag erneut sechs Metro-Linien komplett geschlossen. Sieben Metro-Linien waren nur zwischen 13 und 18 Uhr in Betrieb, wie die Pariser Verkehrsbetriebe RATP mitteilten. Die französische Hauptstadt bereitete sich auf die Silvesterfeier vor, die normalerweise jedes Jahr Millionen an Besuchern nach Paris bringt. In der Nacht von 31. Dezember auf 1. Januar sei die Versorgung mit Bussen aufgestockt worden, teilte die RATP mit.

Längerer Streik als 1995: Touristen meiden Frankreich

Update vom Freitag, 27.12.2019, 15.30 Uhr:  Der Streik im öffentlichen Nah- und Fernverkehr schreckt Frankreich-Touristen zunehmend ab. Geschäftsleute, Gastronomen und Hoteliers in Paris blicken mit Sorge auf die Feiern zu Silvester, die in der Regel ein Millionen-Publikum in die französische Hauptstadt locken.

Der Ausstand vieler Mitarbeiter von Bahn und Nahverkehrsbetrieben gegen die geplante Rentenreform sei mit 23 Tagen nun länger als der große Streik im Winter 1995, berichtete der Nachrichtensender BFMTV am Freitag. In Paris blieben Metro-Linien und -Stationen erneut komplett geschlossen, wie die Verkehrsbetriebe der Stadt mitteilten. Auch der Verkehr der Staatsbahn SNCF war weiterhin eingeschränkt.

Vor allem der Tourismus und der Einzelhandel in Paris verzeichnen derzeit starke Einbußen. Vielen Gästen sei das Risiko zu hoch, in das blockierte Paris für ihren Urlaub zu kommen, sagte der Geschäftsführer der Pariser Luxushotels Le Meurice und Plaza Athénée, François Delahaye, der Nachrichtenagentur AFP. Die wohlhabenden Touristen würden in diesem Jahr eher auf die britische Hauptstadt London oder die US-Metropole New York ausweichen, so Delahaye.

Zwischen November und Dezember 1995 hatten französische Gewerkschaften den öffentlichen Verkehr für 22 Tage lahmgelegt. Der damalige Premierminister Alain Juppé hatte versucht, das Renten- und Sozialversicherungssystem zu reformieren. Die Regierung machte schließlich einen Rückzieher. 

Frankreich: Kein Ende des Streiks in Sicht

Update vom Donnerstag, 26.12.2019, 15.05 Uhr: Mitarbeiter des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs in Frankreich haben ihren Streik gegen die geplante Rentenreform fortgesetzt. In der Hauptstadt Paris blieben am Donnerstag erneut Dutzende Metro-Stationen geschlossen. Neben den zwei vollautomatischen Metro-Linien waren sieben weitere Linien zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend in Betrieb. Der 26. Dezember ist nicht in ganz Frankreich ein Feiertag.

Auch der Fernverkehr mit Zügen war weiter stark beeinträchtigt. Von den TGV-Hochgeschwindigkeitszügen waren nur etwa halb so viele wie üblich unterwegs. Auf dem Pariser Fernbahnhof Gare de Lyon waren am Morgen weniger Menschen unterwegs als sonst. An den Schaltern der französischen Staatsbahn SNCF gab es lange Schlangen von Fahrgästen, die ihre Tickets umtauschen wollten oder andere Probleme hatten.

Es waren mehrere pünktliche TGV-Hochgeschwindigkeitszüge angekündigt, unter anderem nach Basel, Lyon und Marseille. „Es ist viel ruhiger als sonst“, sagte ein SNCF-Mitarbeiter. „Die Leute haben Angst vor dem Streik.“ Angaben der Staatsbahn zufolge streikten am Donnerstag rund 42 Prozent der Lokführer und 24 Prozent der Kontrolleure.

Zwar besserte sich die Lage im Vergleich zu Heiligabend, dem ersten Weihnachtsfeiertag und dem Reise-Wochenende vor den Feiertagen ein wenig, ein Ende des Streiks war aber nicht in Sicht. Vor und nach Weihnachten sind in Frankreich Hunderttausende Menschen unterwegs. Eine Streikpause - wie von Staatschef Emmanuel Macron angeregt - kam nicht zustande. Die Regierung will erst am 7. Januar wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen.

Verkehrschaos wegen Streiks in Frankreich: Zu Weihnachten geht nichts voran

Update vom Montag, 23.12.2019, 6.50 Uhr: Die Streiks in Frankreich gehen unvermindert weiter. Präsident Emmanuel Macron forderte nun die Streikenden auf, während der Weihnachtstage eine „Waffenruhe“ einzuhalten. Doch die Gewerkschaften mobilisieren weiter. Der Zugverkehr bleibt in Frankreich jedenfalls auch über die Festtage stark behindert. Betroffen sind auch zahlreiche Verbindungen von und nach Deutschland.

Update vom Sonntag, 22.12.2019, 9.24 Uhr: Das Verkehrschaos in Frankreich geht auch zu Beginn der Weihnachtsferien weiter: Gestrichene Züge und Staus auf den Straßen haben am Samstag (21.12.2019) erneut die Geduld vieler Menschen auf die Probe gestellt. Auch Fernverbindungen von und nach Deutschland – darunter viele nach Frankfurt – waren von den seit mehr als zwei Wochen andauernden Protesten gegen die Rentenreform betroffen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief die Gegner seiner Rentenreform zu einer Streikpause über die Feiertage auf.

Frankreichs staatliche Bahngesellschaft SNCF hatte bereits davor gewarnt, dass der Zugverkehr in der Weihnachtszeit „stark gestört“ sein werde. Das Unternehmen wollte an diesem Wochenende dennoch 850.000 Fahrkarteninhaber befördern - allerdings wurde nur die Hälfte der üblichen Verbindungen angeboten. „Ich bin bestürzt, dieser Streik ist unerträglich. Die Regierung muss etwas tun“, sagte Jeffrey Nwutu Ebube. Er wollte eigentlich von der nördlichen Hafenstadt Le Havre zu seiner Familie ins 850 Kilometer entfernte Toulouse in Südfrankreich fahren.

In Frankreich lähmen Streiks und Demos das öffentliche Leben. Zu Weihnachten ist das Verkehrschaos riesig.
In Frankreich lähmen Streiks und Demos das öffentliche Leben. Zu Weihnachten ist das Verkehrschaos riesig. © picture alliance/Francois Mori

Streik in Frankreich: Viele Reisende nutzen Autos

Viele geplagte Reisende haben sich seit Beginn des Streiks am 5. Dezember an Autovermietungen oder Carsharing-Plattformen gewandt. Nachdem sich die französische Regierung und die Gewerkschaften im Streit um die Rentenreform vor den Feiertagen nicht einigen konnten, gab es in letzter Minute jedoch auch über diese Dienste kaum noch Ausweichmöglichkeiten.

Macron richtete während eines Besuchs in der Elfenbeinkünste einen Appell an die Streikenden, „Verantwortungsbewusstsein“ zu demonstrieren und ihre Proteste zumindest über die Feiertage auszusetzen. Er forderte eine Streikpause „aus Respekt gegenüber den Familien“, die die Feiertage zusammen verbringen möchten.

Wie die Deutsche Bahn mitteilte, steht in den kommenden zwei Wochen auch nur eine sehr begrenzte Anzahl von Zugfahrten zwischen Frankreich und Deutschland zur Verfügung. Betroffen sind demnach die Verbindungen von und nach Stuttgart und Frankfurt am Main. Die Bahn empfiehlt, Reisen zwischen Frankreich und Deutschland „zu verschieben oder auf alternative Verkehrsmittel auszuweichen“.

Protest und Streik in Frankreich: Probleme bei der Bahn auch in Frankfurt

Update vom Freitag, 20.12.2019, 18.10 Uhr: Von den Streiks wegen der Rentenreform in Frankreich ist auch der Zugverkehr in Frankfurt und anderen Teilen Deutschlands betroffen. Es gebe Ausfälle und Verspätungen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Wie viele es genau sind, wurde zunächst nicht bekannt.

„Im Zeitraum vom 23.12.2019 bis 5.1.2020 ist nur eine sehr begrenzte Anzahl von Zugfahrten zwischen Frankreich und Deutschland möglich“, heißt es auf der Webseite der Deutschen Bahn. In der Regel könnten sich Bahnkunden dort bis zu zwei Tage im Voraus über ihren Zug informieren und gegebenenfalls umbuchen. Betroffen sind demnach ICE- und TGV-Verbindungen zwischen Frankfurt und Paris beziehungsweise Marseille sowie zwischen Stuttgart und Paris.

Frankreich steht zu Weihnachten ein Bahnchaos bevor. Zwar haben einige Gewerkschaften für die Festtage zu einer Streikpause aufgerufen - die größte Bahngewerkschaft pochte aber auf eine Fortsetzung.

Die Proteste gegen die Rentenreform, ein Prestigeprojekt des französischen Präsident Emmanuel Macron, dauern bereits seit gut zwei Wochen an. Der Bahnverkehr im gesamten Land ist seitdem massiv gestört, der Nahverkehr in Paris ebenfalls.

Protest in Frankreich: Auch Hauptbahnhof Frankfurt betroffen

Update vom Mittwoch, 18.12.2019, 16.55 Uhr:  Der Druck der Straße wird immer größer - zu groß vielleicht auch für Emmanuel Macron, der nun den Konflikt über die Rentenreform kurz vor Weihnachten entschärfen will. Der Élyséepalast beteuerte zwar nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP, an dem Prestigeprojekt festhalten zu wollen, signalisierte aber bei einem Kernpunkt des Vorhabens Gesprächsbereitschaft. Premier Édouard Philippe traf Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, um drohende Streiks an Weihnachten noch zu verhindern. Die Franzosen fürchten, an den Feiertagen ihre Familien nicht besuchen zu können. In Frankreich wird mit Chaos an den Bahnhöfen gerechnet.

Die Hardliner-Gewerkschaft CGT erhöhte erneut den Druck auf die Regierung. Sie und andere Gewerkschaften forderten erneut die Rücknahme der Reform - stattdessen solle das bestehende System verbessert werden. Sie riefen zu Streiks über Weihnachten auf, sollte es keine Antwort der Regierung geben.

Die Rentenpläne sehen vor, dass die Franzosen künftig erst mit 64 Jahren Anspruch auf volle Bezüge haben. Das legale Renteneintrittsalter von 62 Jahren soll aber bestehen bleiben. Macron und die Regierung zeigten sich an dieser Stelle nun offen für Verhandlungen. Der Präsident sei offen, bei diesem Thema nachzubessern, zitierte die französische Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld des Élysée. An der grundsätzlichen Reform wolle er aber festhalten. Der Präsident wolle eine Pause der Streiks und Proteste während der kommenden Feiertage.

Generalstreik in Frankreich
Pendler in einem überfüllten Wagon der Pariser Metro. Im Konflikt um die Rentenreform in Frankreich haben Gewerkschaften zu Demonstrationen aufgerufen. © Thibault Camus / dpa

Protest in Frankreich: Hunderttausende demonstrieren gegen Rentenreform

Update vom Dienstag, 17.12.2019, 16.30 Uhr: Eine Woche vor Weihnachten schlägt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die geballte Wut über befürchtete Rentenkürzungen entgegen: Hunderttausende Menschen beteiligten sich an den dritten landesweiten Streiks und Protesten in diesem Monat. 

Am Dienstagnachmittag waren es in Frankreich bereits mehr als 200.000 Demonstranten bei rund 40 Kundgebungen, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Polizei- und Präfekturangaben ergab. Zu Beginn der Protestwelle am 5. Dezember waren mehr als 800.000 Menschen auf die Straße gegangen.

Erstmals riefen nun alle Gewerkschaften gemeinsam zu den Aktionen auf. Sie wollten damit vor geplanten neuen Verhandlungen mit Regierungschef Edouard Philippe am Mittwoch den Druck erhöhen.

Zugreisende waren besonders betroffen: Nach Angaben der französischen Bahngesellschaft SNCF fielen drei Viertel der TGV-Schnellzüge aus sowie und 95 Prozent der Intercity-Züge. Die Deutsche Bahn und die Gesellschaft Thalys riefen ihre Kunden auf, sich im Internet über ihre Verbindungen nach Deutschland zu informieren.

Auch Flüge waren gestrichen, da das Bodenpersonal erneut die Arbeit niederlegte. Schwerpunktmäßig wurde diesmal der Pariser Flughafen Orly bestreikt. In Paris blieben zudem die meisten Metros geschlossen, es verkehrten nur wenige Vorortzüge und Busse. 

Die Proteste in Frankreich gehen unvermindert weiter.
Die Proteste in Frankreich gehen unvermindert weiter. © AFP/Bertrand Guay

An den Protesten beteiligten sich auch Lehrer, Anwälte und Justizangestellte sowie Krankenhaus-Mitarbeiter. „Wir fordern, dass Macron die Rentenreform zurückzieht“, sagte die Lehrerin Paloma Viala, die mit Tausenden anderen Menschen an der zentralen Kundgebung am Pariser Platz der Republik teilnahm. Kundgebungen gab es auch in Großstädten wie Marseille, Lyon und Rennes.

In Lyon und Nantes beteiligten sich auch Mitarbeiter des staatlichen Energiekonzerns EDF an dem Streik. Sie sorgten dort für kurzzeitige Stromausfälle in Zehntausenden Haushalten, wie Gewerkschafts-Mitglieder mitteilten. In rund 20 französischen Gefängnissen legte zudem das Wachpersonal vorübergehend die Arbeit nieder.

Protest in Frankreich: Landesweite Streiks angekündigt

Update vom Dienstag, 17.12.2019, 8:35 Uhr: Der größte Protestzug soll in Paris stattfinden und am Place de la République im Osten der Stadt starten. Auch in Lyon und Nantes sind Demonstrationen angekündigt.

Die Proteste hatten vor knapp zwei Wochen begonnen. Am Dienstag vor einer Woche beteiligten sich laut Innenministerium rund 340 000 Menschen an den Demonstrationen. Am ersten Tag der Massenproteste am 5. Dezember gingen nach Regierungsangaben über 800 000 Menschen im ganzen Land auf die Straßen. Die Hardliner-Gewerkschaft CGT sprach sogar von über 1,5 Millionen Menschen.

Update vom Dienstag, 17.12.2019, 6:44 Uhr: In Frankreich haben die Gewerkschaften für heute erneut zu landesweiten Streiks und Protesten gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron aufgerufen. Zug- und Flugreisende müssen mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. In Paris und anderen Städten sind Kundgebungen geplant. Es ist der 13. Protesttag in Folge. Nach Angaben der Bahngesellschaft SNCF ist der Zugverkehr erneut massiv gestört.

Update vom Montag, 16.12.2019, 16.00 Uhr: Ganz Frankreich geht seit zwölf Tagen gegen die Rentenreform auf die Barrikaden. Nun ist inmitten von Massenstreiks und Demonstrationen der Architekt der umstrittenen Reform zurückgetreten: Jean-Paul Delevoye trat nach Enthüllungen über zahlreiche Nebenjobs zurück. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe den Rücktritt des 72-Jährigen mit Bedauern angenommen, berichtete das Präsidialamt in Paris. 

Protest in Frankreich: Jean-Paul Delevoye tritt zurück

Delevoye, der als Vertrauter Macrons gilt, wurden Interessenkonflikte vorgeworfen. Macrons Erzfeindin, die Rechtspopulistin Marine Le Pen, erklärte via Twitter, die Position Delevoyes sei „unhaltbar“ gewesen. Rücktrittsforderungen hatte es auch von Linksaußen gegeben.

Jean-Paul Delevoy wurde als Hoher Kommissar für die Rentenreform auf eigenen Wunsch von Präsident Emmanuel Macron abberufen.
Jean-Paul Delevoy wurde als Hoher Kommissar für die Rentenreform auf eigenen Wunsch von Präsident Emmanuel Macron abberufen. © AFP/DOMINIQUE FAGET

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, änderte Delevoye am Wochenende eine Erklärung über Nebenämter und gab nun 13 Mandate an - davon sind 11 ehrenamtlich. Dies seien erheblich mehr Nebenjobs als zunächst angegeben. In einer Erklärung Delevoyes von Mitte November für eine öffentliche Kontrollbehörde war unter anderem von einer mit rund 5300 Euro pro Monat vergüteten Stellung bei einer Denkfabrik die Rede. Delevoye habe zugesagt, die Summe von zusammen rund 120.000 Euro zurückzuzahlen, hatte es aus seiner Umgebung geheißen. Sein Fehler sei von „schuldhafter Leichtigkeit“, räumte der aus Nordfrankreich stammende Delevoye in einer Erklärung ein. Er zahle nun dafür.

Protest in Frankreich: Streikende Lkw-Fahrer sorgen für Verkehrschaos 

Update vom Montag, 16.12.2019, 12.00 Uhr: Die Streiks in Frankreich haben sich ausgeweitet: Am Montag folgten erstmals auch Lkw-Fahrer einem Aufruf der Gewerkschaften. Mit „Schneckentempo“-Aktionen sorgten sie auf Nationalstraßen und Autobahnen rund um Städte wie Straßburg, Lyon und Toulouse für Verkehrsbehinderungen. Die Lkw-Fahrer und andere Mitarbeiter der Logistikbranche wollen damit höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen erreichen.

Blockade für höhere Löhne 

Bei Marseille und Lens blockierten Arbeiter die Zugänge zu Logistikzentren. Die Lkw-Fahrer wollten zudem französische Mautstellen lahmlegen. Auch im Großraum Paris kam es zu Blockaden. In der französischen Hauptstadt war im Laufe des Tages eine Kundgebung der Mitarbeiter des Transportgewerbes geplant.

Die Aktionen der Lkw-Fahrer verschärften noch die Situation für viele Pendler, die den zwölften Tag in Folge mit Streiks bei der Bahn und im Pariser Nahverkehr konfrontiert sind. Rund um Paris bildeten sich zwischenzeitlich Staus von zusammengerechnet fast 630 Kilometern Länge. Landesweit verkehrten viele Züge nicht, auch die meisten Metros in Paris standen erneut still.

Update vom Donnerstag, 12.12.2019, 17.30 Uhr: Auch an Weihnachten drohen Streiks in Frankreich: Die größte Bahngewerkschaft CGT-Cheminots erklärte am Donnerstag, es werde „keinen Waffenstillstand zu Weihnachten“ geben, wenn die Regierung von President Macron die umstrittene Rentenreform nicht zurückziehe. Regierungschef Edouard Philippe rief die Gewerkschaften zu neuen Verhandlungen auf.

Frankreich: Streik gegen Renten-Reform von Macron auch an Weihnachten

Der Generalsekretär der Gewerkschaft CGT-Cheminots sagte dem Sender France Info, die Streiks würden fortgesetzt, „bis man uns garantiert, dass das aktuelle (Renten-)System beibehalten wird.“ Die Regierung von Emmanuel Macron hatte am Mittwoch ihre Reformpläne vorgestellt.

Die kompromissbereitere Gewerkschaft CFDT warb dagegen für eine Streikpause in Frankreich an Weihnachten: „Während der Feiertage sollte man den Menschen die Möglichkeit geben, zu ihren Familien zu fahren“, sagte Gewerkschaftschef Laurent Berger dem Sender BFM-TV.

Update vom Donnerstag, 12.12.2019, 14.00 Uhr: Mitten im Pariser Streikchaos hat eine Frau an einem Bahnhof ein Kind zur Welt gebracht. Die hochschwangere Frau ließ sich von einem Bahnmitarbeiter nicht davon abhalten, in einen der wenigen verkehrenden Vorortzüge einzusteigen, wie die Bahngesellschaft SNCF am Mittwochabend mitteilte. Ihre Fruchtblase sei dann auf der Fahrt geplatzt, sodass der Zug in einem Bahnhof südlich von Paris einen längeren Halt einlegen musste. 

Renten-Streik in Frankreich: Frau bekommt Kind in Bahn - Innehalten im Streik 

Die Frau gebar dort ihr Kind, umgeben von den Bahnangestellten. Danach brachten Feuerwehrleute Mutter und Kind in ein Krankenhaus. Die Geburt sorgte für einen Moment vorweihnachtlichen Innehaltens in der Streikhektik in Frankreich: Die Zugreisenden hätten den unfreiwilligen Halt von 40 Minuten Dauer „mit großem Bürgersinn“ aufgenommen, betonte die Bahngesellschaft. Die Vorortbahn sei nicht überfüllt gewesen, da sie außerhalb der Stoßzeit verkehrte. „Mutter und Kind sind wohlauf“, betonte ein Sprecher der SNCF. Die Bahngesellschaft versuche nun, die beiden wiederzufinden. „Wir haben einen neuen Kunden, wir möchten ihn gerne willkommen heißen“, sagte der Sprecher.

Update vom Mittwoch, 11.12.2019, 06.40 Uhr: Nach knapp einer Woche mit Streiks und Protesten in Frankreich, die unter anderem für große Verkehrseinschränkungen im Großraum Paris führen, will Frankreichs Premierminister Édouard Philippe am heutigen Mittwoch die Rentenreform vorstellen. Um 12 Uhr sollen die mit Spannungen erwarteten Details präsentiert werden. Gegen die Pläne der Mitte-Regierung von Macron wird in Frankreich seit vergangenem Donnerstag gestreikt.

Streik in Frankreich trifft auch wieder Paris-Touristen

Update vom Dienstag, 10.12.2019, 13.14 Uhr: Die Streiks und Proteste gegen die Rentenreform in Frankreich treffen auch wieder Paris-Touristen. So waren die Pariser Katakomben und das Musée de la Libération de Paris am Dienstag wegen der Großdemonstration in der Hauptstadt geschlossen. Die Pariser Katakomben sind ehemalige unterirdische Steinbrüche. Ein Teil dient als unterirdisches Beinhaus, ein kleiner Bereich steht Besuchern offen.

Anders als am vergangenen Donnerstag war der Eiffelturm nicht geschlossen. „Ich hab den ganzen Tag geöffnet“, freute sich die weltberühmte Sehenswürdigkeit auf ihrem offiziellen Twitteraccount. Auch das Impressionisten-Museum Musée d'Orsay hatte geöffnet, allerdings waren nicht alle Räume zugänglich.

In zahlreichen Städten Frankreichs wie Marseille oder Bordeaux und der Hauptstadt versammelten sich am Mittag Demonstranten.

Update vom Dienstag, 10.12.2019, 08.50 Uhr: Vor neuen Protesten und Kundgebungen gegen die geplante Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron haben Streiks in Frankreich den sechsten Tag in Folge für starke Einschränkungen im Zug- und Flugverkehr gesorgt. Laut staatlicher Bahngesellschaft SNCF fahren am Dienstag lediglich 20 Prozent der TGV-Schnellzüge. Die Fluggesellschaft Air France strich ein Viertel ihrer Inlandsflüge und etwa jeden zehnten Mittelstreckenflug.

Streik in Frankreich womöglich bis Freitag - Druck auf Renten-Pläne von Macron

In Paris sollen erneut zehn Metro-Linien geschlossen bleiben. Viele Pendler in Frankreich stiegen wegen der Arbeitsniederlegungen bereits zu Wochenbeginn auf Autos, E-Tretroller und Motorräder um und sorgten damit für riesige Staus im Großraum Paris.

Der Streik bei der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP soll noch bis Mittwoch weitergehen, womöglich gar bis Freitag. „Die Woche ist tot“, sagte Gewerkschaftsvertreter Thierry Babec.

Update vom Montag, 09.12.2019, 12.10 Uhr: Am fünften Tag in Folge kam es im morgendlichen Berufsverkehr landesweit zu erheblichen Beeinträchtigungen in Frankreich. In Paris fuhren nur die zwei autonom betriebenen Metro-Linien. 

Der Verkehrsdienst Sytadin verzeichnete gegen 08.30 Uhr Staus in einer Gesamtlänge von 620 Kilometern im Großraum Paris. Der Streik löste ein Verkehrschaos in der Hauptstadt aus. Pendler stiegen auf Autos, E-Tretroller und Motorräder um. 

Generalstreik in Frankreich gegen Renten-Reform von Macron - Einschränkung für Reisende

Neun der 16 Pariser Metrolinien blieben geschlossen, mehrere weitere liefen nur eingeschränkt. Sieben von 25 Busbahnhöfen wurden zudem nach Angaben der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP von Streikenden blockiert. Laut staatlicher Bahngesellschaft SNCF fuhren „zwischen 15 und 20 Prozent“ der Züge, der Bahnverkehr von Frankreich ins Ausland sei „stark beeinträchtigt“. 

Reisende müssen sich auch in den kommenden Tagen auf erhebliche Verkehrseinschränkungen in Frankreich einstellen. Für Dienstag riefen die Gewerkschaften zu einem erneuten landesweiten Massenstreik auf.

Update vom Montag, 09.12.2019, 10.10 Uhr: Die anhaltenden Streiks gegen die Rentenreform in Frankreich haben im Pariser Großraum auch am Montag Hunderte Kilometer Staus verursacht. Gegen 8 Uhr am Morgen staute sich der Verkehr dort auf rund 600 Kilometern, wie der Verkehrsdienst Sytadin mitteilte. 

Streik in Frankreich soll weiter gehen - Renten-Reform von Macron sorgt für Chaos

Normalerweise sind es etwa halb so viel. Auch am Montag wurden die Pariser Metro und Vorstadtzüge wieder bestreikt - es ist bereits der fünfte Tag in Folge, an dem es massive Störungen im öffentlichen Verkehr in Frankreich gibt. Auch die Züge des Fernverkehrs fahren nur sehr eingeschränkt, rund 20 Prozent der Hochgeschwindigkeitszüge TGV sind nach Angaben der französischen Staatsbahn SNCF im Einsatz. Für die kommenden Tage ist keine Entspannung in Sicht.

Update vom Sonntag, 08.12.2019, 16.10 Uhr: Angesichts der andauernden Proteste und Streiks gegen die Rentenpläne der französischen Regierung müssen Reisende in Frankreich weiter mit chaotischen Zuständen im Nah- und Fernverkehr rechnen. Die drei größten Eisenbahngewerkschaften riefen am Wochenende in einer gemeinsamen Erklärung zu einer Ausweitung der Streiks ab Montag auf. Derweil war für Sonntagabend ein Treffen von Präsident Emmanuel Macron mit mehreren Ministern geplant.

Macron trifft Minister - Öffentliche Verkehrsmittel in Frankreich meiden

Das Treffen am Sonntagabend sei ein „Arbeitstreffen mit dem Premierminister“ Edouard Philippe und den von der Rentenreform betroffenen Ministern aus den Bereichen Gesundheit, Renten und Verkehr, verlautete aus Regierungskreisen in Frankreich. Es werde über die umstrittene Rentenreform beraten, die Philippe am Mittwoch erstmals im Detail vorstellen wolle, hieß es. Während des Wochenendes seien Vertreter von Regierung und Gewerkschaften zu Gesprächen zusammengekommen.

„Wir empfehlen, die öffentlichen Verkehrsmittel in den kommenden Tagen zu vermeiden“, schrieb die Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP auf ihrer Internetseite. Pendler sollten stattdessen auf andere Verkehrsmittel wie Fahrgemeinschaften umsteigen. Demnach sollen zehn der 16 Metro-Linien geschlossen bleiben und vier nur eingeschränkt verkehren. Die zwei autonom fahrenden Linien würden betrieben, jedoch sei mit überfüllten Waggons zu rechnen.

Update vom Freitag, 06.12.2019, 20.40 Uhr: Am Freitag kam es im ganzen Land im Nah- und Fernverkehr erneut zu massiven Behinderungen. Im Großraum Paris staute sich der Verkehr am Abend auf 600 Kilometern, wie der Sender Franceinfo berichtete.

Unterdessen machte die Regierung deutlich, dass sie an ihren Reformplänen festhalten will. Premierminister Édouard Philippe verteidigte die Einführung eines einheitlichen Systems in Frankreich, das Privilegien für bestimmte Berufsgruppen beenden soll. Er betonte außerdem, dass die Franzosen länger arbeiten müssten. „Die sehr große Vielfalt der Systeme, der 42 derzeitigen Systeme, kann nicht fortgesetzt werden“, betonte er. Der Premier kündigte eine schrittweise Umsetzung an, die ohne Brutalität erfolgen solle. Die genauen Pläne sollen am kommenden Mittwoch vorgestellt werden.

Update vom Freitag, 06.12.2019, 18.10 Uhr: Der Protest gegen die Rentenreform in Frankreich dauert an: Am Freitag kam es im ganzen Land im Nah- und Fernverkehr erneut zu massiven Behinderungen. Auch am Wochenende soll es wieder erhebliche Störungen bei der Bahn geben.

Während die Gewerkschaften die nächste Massendemonstration planen und zu neuen branchenübergreifenden Streiks aufrufen, verteidigt die Regierung ihre Reformpläne.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 20.20 Uhr: Massive Streiks gegen die geplante Rentenreform haben in Frankreich den öffentlichen Verkehr fast komplett lahmgelegt. Hunderttausende Menschen gingen im ganzen Land auf die Straße. In der Hauptstadt Paris fuhren fast keine Metros, die meisten Linien wurden nicht bedient, Bahnhöfe waren geschlossen. 

Frankreich: Gewerkschaft zählt 1,5 Millionen Streikende

Das Innenministerium sprach am Abend von 806.000 Teilnehmern in ganz Frankreich, wie der Radionachrichtensender Franceinfo und andere Medien berichteten. Die Gewerkschaft CGT zählte hingegen mehr als 1,5 Millionen Demonstranten - dies sei eine „historische Mobilisierung“ gewesen. Nach den „Gelbwesten“-Protesten ist die Rentenreform die nächste große Herausforderung für Präsident Emmanuel Macron und ein durchaus heikles Vorhaben.

Der Streik in Frankreich sollte in den kommenden Tagen weitergehen. Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP etwa wollen ihren Ausstand bis mindestens Montag verlängern, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Gewerkschaften berichtete. Auch die SNCF kündigte an, dass der Bahnverkehr am Freitag im ganzen Land wieder „sehr gestört“ sein werde.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 17.45 Uhr: Es sind die größten Proteste in Frankreich, seit Macron Präsident ist: Mehr als 500.000 Menschen gingen in rund 50 Städten gegen seine Rentenreform-Pläne auf die Straße, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP aufgrund der Angaben von Polizei und Präfekturen ergab. Die Gewerkschaft CGT sprach zusätzlich von 250.000 Demonstranten alleine in Paris. Das sind deutlich mehr Demonstranten als auf dem Höhepunkt der „Gelbwesten“-Krise vor einem Jahr.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 17.00 Uhr: In Paris ist es am Donnerstagnachmittag (05.12.2019) zu Ausschreitungen gekommen. Fahrzeuge gingen in Flammen auf, und Vermummte schlugen Scheiben ein, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Die Stimmung während der Großdemonstration in der französischen Hauptstadt war sehr angespannt, wie ein Reporter berichtete. Die große Präsenz der Polizei war deutlich spürbar. Der Demonstrationszug war am frühen Nachmittag am Bahnhof Gare du Nord gestartet.

Randalierer versammelten sich am Nachmittag vor allem auf dem Place de la République im Zentrum von Paris. Die Polizei nahm bis 15.30 Uhr 31 Menschen fest und kontrollierte mehr als 9000. Auch im westfranzösischen Nantes kam es Berichten zufolge zu Ausschreitungen. Frankreichweit protestierten mehr als 285.000 Menschen. 

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 16.30 Uhr: Aktivisten der Umweltbewegung Extinction Rebellion (XR) in Frankreich haben nach eigenen Angaben im Rahmen der massiven Streiks Tausende Elektro-Tretroller in mehreren französischen Städten fahrunfähig gemacht. In der Hauptstadt Paris sowie in Lyon und Bordeaux seien rund 3600 Tretroller sabotiert worden und nun „außer Betrieb“, teilte der französische Ableger der Bewegung am Donnerstag auf Twitter mit.

Frankreich: Extinction Rebellion nennt E-Scooter „Streikbrecher“

Von XR veröffentlichte Fotos zeigten Roller, deren QR-Codes übermalt waren und deshalb nach Angaben der Aktivisten nicht mehr gescannt werden konnten. XR wolle damit den Umwelteinfluss von Elektro-Tretrollern anprangern und den Streik gegen die Rentenreform in Frankreich unterstützen, erklärte die Bewegung.

XR nannte die Elektro-Tretroller zudem „Streikbrecher“. Allein in der Hauptstadt Frankreichs sind nach früheren Angaben der Kommune rund 20.000 „Trottinettes“ unterwegs. Der Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs in Paris (RATP) bot für Donnerstag gemeinsam mit einem Roller-Betreiber vergünstigte oder freie Fahrten als alternative Fortbewegungsmöglichkeit an.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 14.30 Uhr: Das öffentliche Leben wurde weitgehend lahmgelegt. Laut Polizei gingen landesweit bis zum Mittag mehr als 180.000 Menschen auf die Straße. Damit sind es die größten Proteste seit Beginn der „Gelbwesten“-Krise in Frankreich vor gut einem Jahr. 

Streik in Frankreich: größte Proteste seit den „Gelbwesten“ wegen Renten-Reform von Macron

Nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft SNCF in Frankreich beteiligten sich fast neun von zehn Lokführern an dem Streik, auch jeder zweite Lehrer war laut Bildungsministerium im Ausstand. Proteste gab es auch in Krankenhäusern, bei der Müllabfuhr, bei Polizei und Feuerwehr. In Paris blieben die meisten Metros geschlossen. Züge und Flüge zwischen Deutschland und Frankreich waren ebenfalls betroffen.

In Nantes in Westfrankreich kam es zu ersten Ausschreitungen. Nach Angaben des Fernsehsenders BFM-TV warfen schwarz gekleidete Vermummte Steine auf Polizisten, die Beamten reagierten mit Tränengas. 

Erstmeldung vom Donnerstag, 05.12.2019, 7.45 Uhr: In Frankreich werden am Donnerstag die größten Proteste seit Beginn der „Gelbwesten“-Krise vor gut einem Jahr erwartet: Ein Generalstreik im öffentlichen Dienst dürfte das Land weitgehend zum Stillstand bringen. 

Zudem sind fast 250 Kundgebungen angemeldet. Die Proteste richten sich gegen die Rentenreform-Pläne von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Er will Vorrechte für viele Berufsgruppen abschaffen. 

Generalstreik in Frankreich: Grund ist die Rentenreform

Dabei geht es den Rentnern in Frankreich im internationalen Vergleich gar nicht schlecht. "Frankreich ist eines der wenigen Länder in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in denen es den Rentnern im Lebensstandard besser geht oder gleich gut geht wie der Gesamtbevölkerung", sagt Monika Queisser. Sie ist Rentenexpertin bei der OECD gegenüber tagesschau.de.

Im Durchschnitt erhält ein Rentner in Frankreich mehr als 1600 Euro. Außerdem können die Franzosen mit 62 Jahren früher in den Ruhestand gehen als andere. Vor allem die französischen Frauen haben deshalb die längste Zeit etwas von ihrer Rente im Vergleich mit allen OECD-Ländern. Das ist natürlich auch teuer. Trotz der 14 Prozent der Wirtschaftsleistung, die die Franzosen für ihre Rente ausgeben, tut sich ein Milliardenloch auf. 

Frankreich: Reform der Rente ist Grund für Generalstreik

Experten sehen vor allem in dem extrem unübersichtlichen System den Grund. In Frankreich gibt es neben den allgemeinen Kassen für die Beschäftigen in der Privatwirtschaft noch rund 40 weitere Rentenkassen für bestimmte Berufsgruppen. Monika Queisser sieht also durchaus einen Reformbedarf.

"Generalstreik" in Frankreich
Paris: Ein Mann wartet auf dem Gleis des Bahnhofs Louveciennes. Frankreich rüstet sich mit einem riesigen Sicherheitsaufgebot für Streik, der das gesamte Land lahmlegen könnte. © Michel Euler/AP

Die Franzosen indes haben Angst, dass sie nach der Reform nicht nur länger arbeiten müssen, sondern die Regierung über ein geplantes Punktesystem die branchenabhängigen Altersbezüge reduzieren will. "Wir werden das einheitliche Punktesystem verhindern", kündigt der Generalsekretär der Gewerkschaft Force Ouvrière, Yves Veyrier an.

Rente soll in Frankreich reformiert werden

Das Innenministerium befürchtet Ausschreitungen in Frankreich und hat die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft. Alleine in Paris sind rund 6000 Polizisten im Einsatz. 

An dem Ausstand beteiligen sich Mitarbeiter der Bahn und das Bodenpersonal an Flughäfen. Auch an Krankenhäusern, Schulen, bei der Müllabfuhr und im Pariser Nahverkehr wird gestreikt. Züge und Flüge zwischen Deutschland und Frankreich sind ebenfalls betroffen.

von Rebecca Röhrich (mit dpa)

Frankreichs Nationalversammlung hat die Debatte über die umstrittene Rentenreform aufgenommen. Doch nichts läuft nach dem Plan des Präsidenten.

Die Rente in Thailand genießen: Für viele Deutsche ist es eine Traumvorstellung. Aber der Ruhestand im Paradies kann mit einigen Problemen verbunden sein. Viele träumen von der Rente mit 63. Doch wie gelingt der Ruhestand ohne Abschläge? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur vorzeitigen Rente. Weil die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard zu sichern: Schon jetzt sollten junge Leute an die Altersvorsorge denken.

Um ein „Entschuldigung“ kommt in Paris niemand mehr herum: Wer es in eine der wenigen Metros schafft, muss schieben, drücken, pressen. Auch sonst herrscht Chaos. Über das Leben in Paris in Zeiten des Streiks.

Emmanuel Macron steht isoliert da – Sozialkrisen hinterlassen ihre Spuren

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