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Abiy Ahmed gewinnt Friedensnobelpreis

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Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien.
Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien. © picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis für seinen Einsatz zur Lösung des Grenzkonflikts zwischen Eritrea und Äthiopien.

Update, 11.10.2019, 11.00 Uhr: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed. Der 43-Jährige wird für seinen Einsatz für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem äthiopischen Nachbarland Eritrea ausgezeichnet. Ihm ist es gelungen, nach Jahren des Konflikts Frieden mit Äthiopiens bitterem Rivalen Eritrea zu schließen. Zudem brachte er seit seinem Amtsantritt im April 2018 zahlreiche Reformen auf den Weg. Er ließ tausende politische Gefangene frei, hob das Verbot mehrerer Oppositionsgruppen auf und ließ etliche hochrangige Personen mit Verbindungen zur alten Regierung festnehmen.

Die Jury hatte in diesem Jahr die Wahl zwischen 301 Nominierten, unter ihnen 223 Persönlichkeiten und 78 Organisationen. Da die Namen der Kandidaten 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten werden, konnte im Vorfeld über die Preisträger nur spekuliert werden.

Als weitere Favoriten galten unter anderen die junge schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg, der brasilianische Häuptling Raoni Metuktire, Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sowie Organisationen wie Reporter ohne Grenzen. Die Auszeichnung gilt als der renommierteste politische Preis der Welt und ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 830.000 Euro) dotiert. Wie Ahmed das Preisgeld verwenden wird, ist bislang nicht bekannt.

99 Mal hatte das norwegische Nobelkomitee seit 1901 die Auszeichnung bisher vergeben, insgesamt wurden 130 verschiedene Preisträger gekürt, darunter 89 Männer, 17 Frauen und 24 Organisationen. In 19 Jahren gab es, vor allem in Kriegs- und Krisenzeiten, keinen Preisträger. Die diesjährige Vergabe war die 100. und somit ein Jubiläum für die Jury.

Im vergangenen Jahr hatte das Komitee den Preis an zwei Personen vergeben: die Irakerin Nadia Murad und Denis Mukwege aus der Demokratischen Republik Kongo. Geehrt wurden beide für „ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten“, wie es in der Erklärung hieß.

Greta Thunberg und Abiy Ahmed unter den Favoriten 

Erstmeldung, 9.10.2019: Greta Thunberg wird von Wettanbietern als Favoritin für den Friedensnobelpreis gehandelt. Die 16-jährige Klimaaktivistin hatte im August 2018 mit ihrem Schulstreik für das Klima begonnen. Millionen von - meist jugendlichen - Menschen folgten in den kommenden Monaten ihrem Beispiel. Die Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ war geboren.

Kommentar Es hätte kein besserer Träger im traurigen Jahr 2019 sein können und Kolumne Und nächstes Jahr: Greta Thunberg zum Friedensnobelpreis auf fr.de*

Aber wie hängen Klimaschutz und Frieden zusammen? Genau darüber streiten sich die Experten des Nobelkomitees. Eine Vorhersage, wer den Preis am Ende gewinnen wird, ist ohnehin kaum möglich. Die endgültige Liste der Kandidatinnen und Kandidaten wird vom Komitee streng geheim gehalten.

Experten sprechen sich für und gegen Greta Thunberg aus

Indirekt für eine Auszeichnung Thunbergs spricht sich Dan Smith, Direktor des Internationalen Instituts für Friedensforschung in Stockholm (Sipri) aus: „Was sie im Verlauf des vergangenen Jahres getan hat, ist außergewöhnlich.“ Für ihn ist auch eindeutig, dass es sich bei dem Klimawandel um ein Thema handelt, „das in engem Zusammenhang mit Sicherheit und Frieden steht."

Dagegen argumentiert unter anderem Henrik Urdal, Direktor des Friedensforschungsinstituts in Oslo. Er sieht einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und bewaffneten Auseinandersetzungen, die die Abwesenheit von Frieden terminieren, als nicht bewiesen an. Außerdem halte er eine Auszeichnung Thunbergs aufgrund ihres Alters für problematisch und deshalb für „äußerst unwahrscheinlich“.

Greta Thunberg
Greta Thunberg gilt bei den Buchmachern als Favoritin auf den Friedensnobelpreis in diesem Jahr. © Adam Fondren / dpa

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Wenn nicht Greta Thunberg, dann wohl Abiy Ahmed

Neben Thunberg gilt der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed als einer der Favoriten. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass sein Land mit dem verfeindeten Nachbarn Eritrea Frieden geschlossen hatte. Weitere Kandidaten sind die Organisationen Reporter ohne Grenzen, das Komitee zum Schutz von Journalisten und das Kinderflüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. 

Auf insgesamt 41 verschiedene Personen und Organisationen bieten die Buchmacher Quoten an. Das Feld könnte weiter kaum sein: von Celebritys wie Amal Clooney über Sportstars wie Megan Rapinoe bis hin zu Papst Franziskus; außerdem Politiker*innen jeglicher Couleur: Emmanuel Macron, Angela Merkel, Jair Bolsonaro, Wladimir Putin, Theresa May und Donald Trump, der sich angeblich auf eigenen Wunsch von Japans Regierungschef Shinzo Abe vorschlagen ließ. Wetten kann man auch auf Trumps guten Freund, Kim Jong Un. Der nordkoreanische Machthaber ist jedoch eher Außenseiter. Setzt man einen Euro auf ihn, zahlt mancher Wettanbieter 100 Euro im Falle eines Sieges aus.

Friedensnobelpreis: Die Liste der Nominierten ist lang

Die Liste der Nominierten ist noch viel länger als die Liste der Buchmacher. 301 Vorschläge gingen beim Nobelkomitee ein.

Letztes Jahr ehrte das Stockholmer Komitee die jesidische Aktivistin Nadia Murad und den kongolesischen Gynäkologen Denis Mukwege, die sich im Kampf gegen sexuelle Gewalt engagieren. Bislang jüngste Preisträgerin ist die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die 2014 im Alter von 17 Jahren ausgezeichnet wurde, zusammen mit dem indischen Kinderrechtler Kailash Satyarthi.

Donald Trump und Kim Jong Un
Unerwartete Kandidaten auf den Friedensnobelpreis: Donald Trump und Kim Jong Un. © KCNA / dpa

Eine der umstrittensten Entscheidungen fällte das Nobelkomitee im Jahr 2009, als der damals amtierende US-Präsident Barack Obama ausgezeichnet wurde. Obama erhielt die Trophäe ein Jahr nach seinem Amtsantritt unter anderem für seine Ankündigung, das US-Gefangenenlager Guantanamo zu schließen: Die Auszeichnung ehrte also das Vorhaben, nicht das bislang Erreichte. Obama ist mittlerweile nicht mehr Präsident der USA. Guantanamo gibt es immer noch. 

120 Jahre Friedensnobelpreis: Greta Thunberg und jede Menge bizarre Kandidaten

Seit 120 Jahren wird der Friedensnobelpreis verliehen. Die erste Auszeichnung erhielten der Schweizer Henry Dunant für die Gründung des Internationalen Roten Kreuzes und der Franzose Frédéric Passy, der die „Internationale Friedensliga“ ins Leben gerufen hatte. Die erste Frau, die mit dem Preis ausgezeichnet wurde, war die österreichische Autorin Bertha von Suttner im Jahr 1905.

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Kim Jong Un oder Matteo Salvini sind bei weitem nicht die ersten bizarren Namen, die auf der Liste der Nominierten auftauchten. So schlug der schwedische Sozialdemokrat Erik Brandt 1939 Adolf Hitler wegen dessen „glühender Liebe zum Frieden“ vor. Zwar zog Brandt seine ironisch gemeinte Nominierung wieder zurück, doch bis heute taucht Hitler als Kandidat in den Archiven auf. 

Dort findet sich auch Michael Jackson. Den mittlerweile verstorbenen Popstar schlugen 1998 rumänische Parlamentarier vor. 

Das Nobelkomitee akzeptiert jeden Vorschlag unter der Bedingung, dass er vor dem 31. Januar eingereicht wurde und sich auf eine lebende Person bezieht.

Komitee gibt Entscheidung über Nobelpreis am 11. Oktober bekannt

Vorschlagsberechtigt sind tausende Menschen weltweit: Parlamentarier und Minister, ehemalige Preisträger, einige Universitätsprofessoren sowie aktuelle und ehemalige Mitglieder des Komitees. Aber nur eine Handvoll der Kandidaten wird vom Komitee und seinen Beratern tatsächlich in Betracht gezogen.

Dazu dürfte wohl Greta Thunberg zählen. Die Schwedin, die nach ihrem Aufenthalt in den USA weiter nach Kanada reiste, wurde bereits mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Alternative Nobelpreis und der Menschenrechtspreis. Ob Thunberg ihrem Favoritenstatus beim Friedensnobelpreis gerecht werden kann, wird die Welt am 11. Oktober erfahren. Dann gibt das Komitee seine Entscheidung bekannt.

Gegen eine Auszeichnung spricht aber ein weiterer Aspekt: Noch nie wurde eine Person mit dem Nobelpreis geehrt, die zuvor den „alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet wurde. (mit afp)

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