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Polizeigewalt in USA: Ex-Polizist Derek Chauvin kann auf Millionenbetrag hoffen

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Polizeigewalt in USA: Es war nicht das erste Mal, dass Derek Chauvin gewalttätig wurde. Trotzdem könnte er eine sagenhaft hohe Rente bekommen.

Update vom Samstag, 13.06.2020, 14.59 Uhr: Der Ex-Polizist Derek Chauvin, welcher den Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz minutenlang auf den Boden drückte, bis dieser keine Luft mehr bekam und verstarb, könnte trotz allem eine hohe Rente erhalten. Dies berichtet der US-amerikanische Nachrichtensender CNN.

Tod von George Floyd: Ex-Polizist Derek Chauvin könnte bis zu 1,5 Millionen Dollar Rente bekommen

Demnach habe der gefeuerte Polizist weiterhin Anspruch auf eine Pension, teilweise von Steuergeldern finanziert. Die „Minnesota Public Employees Retirement Association“ bestätigte CNN gegenüber, dass der 44 Jahre alte Chauvin bereits mit 50 Jahren Anspruch auf erste Rentenzahlungen haben könne. Chauvins Anwalt äußerte sich dazu nicht.

Laut der Analyse von CNN sei es möglich, dass über einen Zeitraum von 30 Jahren bis zu 1,5 Millionen Dollar an Chauvin ausgezahlt werden. Die tatsächliche Summe sei aber schwierig zu berechnen, da sie von mehreren Faktoren abhänge.

Die Pensionen im öffentlichen Dienst sind in den USA oftmals großzügig: Die Polizeigewerkschaften hatten in der Vergangenheit dafür gekämpft, die Renten der Arbeitnehmer zu schützen. Es sei fast unmöglich, sie im Nachhinein zu reduzieren oder gar zu entziehen, so CNN.

Derek Chauvin und George Floyd kannten sich und hatten Konflikte

Update vom Mittwoch, 10.06.2020, 15:00 Uhr: Die Beziehung zwischen dem Ex-Polizisten Derek Chauvin und seinem Opfer George Floyd scheint doch konfliktreicher gewesen zu sein, als bislang angenommen. Das zumindest legen neue Details über die gemeinsame Zeit beider als Angestellte eines Nachtclubs in Minneapolis nahe.

Ein weiterer Mitarbeiter des Nachtclubs hat sich gegenüber dem US-Nachrichtensender CBS News über das Verhältnis von Derek Chauvin zu George Floyd geäußert. Er sei sich sicher, dass die beiden sich gekannt hatten, sagte David Pinney, und ergänzte: „Sie sind aneinandergeraten.“ Grund für die Auseinandersetzung sei das „extrem aggressive“ Auftreten Chauvins gegenüber Gästen mit dunkler Hautfarbe gewesen. Auch die Besitzerin des Nachtclubs, Maya Santamaria, sagte gegenüber CBS: „Derek hat sich von Schwarzen bedroht gefühlt.

Besser leben ohne Polizei: Was hinter „Defund the Police“ steckt

Die Familie von George Floyd hatte bereits zuvor die Vermutung geäußert, dass das Vorgehen Chauvins bei der Festnahme Floyds einen persönlichen Hintergrund hatte. Floyd starb am 25. Mai 2020 in Polizeigewahrsam, nachdem Derek Chauvin minutenlang auf seinem Hals gekniet hatte.

Polizist Derek Chauvin und sein Opfer George Floyd kannten sich

Erstmeldung vom 03. Juni 2020

Minneapolis – Vier Tage hat es gedauert, bis der Polizist Derek Chauvin endlich festgenommen wurde.  Am Montag, dem 25. Mai, hatte Derek Chauvin bei einem Polizeieinsatz den Afroamerikaner George Floyd so brutal traktiert, dass dieser kurz darauf im Krankenhaus verstarb. Minutenlang hatte Chauvin zuvor mit seinem Knie sein Opfer auf die Erde niedergedrückt, obwohl Floyd mehrmals geklagt hatte, dass er keine Luft bekomme („I can’t breathe).

Polizeigewalt in USA: Nach dem Tod von George Floyd sitzt Derek Chauvin in Untersuchungshaft

Der 46-jährige Restaurant-Mitarbeiter war nur wegen eines kleinen mutmaßlichen Delikts festgenommen worden: Floyd soll einen gefälschten 20-Dollar-Schein für einen Einkauf benutzt haben. Am Freitag, dem 29. Mai, wurde Derek Chauvin festgenommen. Er sitzt nun in Untersuchungshaft und muss sich demnächst vor Gericht verantworten. 

Keith Ellison, der Generalstaatsanwalt von Minnesota, hat die Vorwürfe gegen Chauvin inzwischen verschärft: Nicht mehr nur ein „Mord dritten Grades“, sondern ein „Mord zweiten Grades“ wird dem Polizisten zur Last gelegt. Im Deutschen könnte man dies als Mord im Affekt bezeichnen. Darauf stehen bis zu 40 Jahre Haft. Ellison ließ auch die drei anderen an Floyds Festnahme beteiligten Polizisten wegen Beihilfe zu einem Tötungsdelikt festnehmen. Chauvin wird voraussichtlich noch im Juni vor Gericht erscheinen müssen. 

Polizeigewalt in den USA an George Floyd: Es war wohl nicht das erste Mal, dass der Polizist Derek Chauvin im Dienst gewalttätig wurde.
Polizeigewalt in den USA an George Floyd: Es war wohl nicht das erste Mal, dass der Polizist Derek Chauvin im Dienst gewalttätig wurde. © DARNELLA FRAZIER / FACEBOOK/DARNELLA FRAZIER / AFP/ FR-Grafik

Vor Tod von George Floyd: Gegen Derek Chauvin sind 18 Beschwerden eingereicht worden 

Der 44-Jährige, der 18 Jahre lang für die Polizei von Minneapolis arbeitete, ist nach Angaben der einheimischen Zeitung „Star Tribune“ bereits früher beschuldigt worden, im Dienst gewalttätig gehandelt zu haben. Insgesamt sind 18 Beschwerden gegen Derek Chauvin eingereicht worden. 

Nach Angaben von Communities Against Police Brutality, einer gemeinnützigen Organisation in Minnesota, die eine Datenbank mit Beschwerden gegen Beamte des Bundesstaates erstellt hat, erhielt Chauvin mündliche Verweise wegen der Verwendung „erniedrigenden Tons“ und „abfälliger Sprache“. Worauf die Beschwerden genau beruhen, ist allerdings nicht bekannt.

Derek Chauvin und George Floyd haben in einem Nachtclub zuammengearbeitet

Derek Chauvin und George Floyd kannten sich eventuell schon vor dem 25. Mai. Beide Männer arbeiteten nämlich im El Nuevo Rodeo Club, der in unmittelbarer Nähe der dritten Polizeiwache von Minneapolis liegt. Floyd und Chauvin waren dort beide für den Sicherheitsdienst tätig, wie die frühere Clubbesitzerin Maya Santamaria CNN gegenüber bestätigte. „Sie haben sich wohl nicht gekannt“, sagte sie, fügte aber hinzu, dass in dem Club alle Mitarbeiter an bestimmten Nächten zusammengearbeitet hätten: „Ihre Wege könnten sich gekreuzt haben.“ 

Die Menschen in den USA trauern um George Floyd. Der für seinen Tod verantwortlich Polizist Derek Chauvin sitzt im Untersuchungsgefängnis.
Die Menschen in den USA trauern um George Floyd. Der für seinen Tod verantwortlich Polizist Derek Chauvin sitzt im Untersuchungsgefängnis. © AFP

Santamaria konnte nach eigenen Angaben kaum glauben, was sie auf dem Video gesehen hatte. „Ich habe mein Telefon immer wieder angeschrien und Chauvin gebeten, loszulassen. Es ist schrecklich. Es ist absolut unbeschreiblich“, sagte sie. Sie könne nicht glauben, dass Chauvin nicht die Menschlichkeit besaß, „diesem armen Mann zuzuhören, der um Luft und sein Leben gebettelt hat“.

Ehefrau von Derek Chauvin beantragt Scheidung

Derek Chauvins Ehefrau ist nach dem Tod von George Floyd am Boden zerstört. Ihr Mitgefühl gelte seiner Familie, seinen nächsten Angehörigen und all denen, die um ihn trauern, ließ Kellie Chauvin über die Anwaltskanzlei Sekula Family Law mitteilen. Zudem gab sie bekannt, dass sie die Scheidung von Derek Chauvin beantragt habe.

Derek Chauvin wird unterdessen im Staatsgefängnis von Oak Park Heights festgehalten, einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Minnesota. Persönliche Besuche sind der Corona-Krise wegen nicht zulässig.

Von Christian Stör

Auch in Deutschland gehen die Menschen jetzt auf die Straße. Bei einer Demo in Hamburg gegen rassistische Polizeigewalt* haben Beamte 36 Jugendliche mehrere Stunden festgehalten.

In den USA ist es im Vorfeld der US-Wahlen zu Cyberattacken gekommen. Die Angreifer sollen Verbindungen zu ausländischen Regierungen haben. 

Nach dem Tod von George Floyd ist in Atlanta ein weiterer Afroamerikaner bei einer Kontrolle von der Polizei getötet worden. Im Internet kursiert ein Video von dem Polizeieinsatz. In Portland im US-Bundesstaat Oregon gehen die Menschen weiter gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße. Donald Trump schickt militarisierte Bundesbeamte*. Die Lage eskaliert. Nun sollen die Beamten in weiteren Städten aufmarschieren.*

Unterdessen geben schockierende Aufnahmen neue Einblicke in den Tod von George Floyd.

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