Seit 2015 haben Polizisten in den USA der Washington Post zufolge rund 5400 Menschen erschossen, die zumeist bewaffnet waren. Davon waren 45 Prozent weißer Hautfarbe, obwohl Weiße rund 60 Prozent der US-Bevölkerung stellen. 23 Prozent der von der Polizei Getöteten waren Schwarze, die nur 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Update vom 10. Juli, 9.22 Uhr: Klare Ansage an US-Präsident Donald Trump*: Vor dem Trump Tower auf New Yorks Fifth Avenue steht jetzt in gelben Buchstaben „Black Lives Matter“*. Bürgermeister Bill de Blasio und seine Ehefrau Chirlane McCray malten den Schriftzug am Donnerstag gemeinsam mit Künstlern und Aktivisten auf die Straße in Manhattan. „Wir machen heute eine Aussage darüber, was wir in New York wertschätzen. Wir machen eine Aussage darüber, was von Bedeutung ist“, sagte de Blasio. „Wir befreien die Fifth Avenue.“
Die gelben Buchstaben sind so auf dem Asphalt aufgemalt, dass sie vom Trump Tower aus gut lesbar sind. Den ganzen Tag lang kamen Schaulustige zu dem Ort, protestierten mit Plakaten gegen US-Präsident Trump* und posierten für Fotos vor den Buchstaben.
Trump hatte sich zuvor auf Twitter über die Ankündigung des Schriftzugs beschwert. Er nannte den in ähnlicher Form auch vor dem Weißen Haus in Washington und an vielen anderen Orten des Landes angebrachten Schriftzug ein „Symbol des Hasses“. Die Bewegung „Black Lives Matter“ (auf Deutsch etwa: Schwarze Leben sind von Bedeutung) setzt sich gegen Polizeibrutalität und Rassismus ein.
Erstmeldung vom 9. Juli:
Minneapolis - Im Fall George Floyd sind weitere Einzelheiten des brutalen Einsatzes bekannt geworden, bei dem der Afroamerikaner von US-Polizisten im Mai getötet worden war: Aus dem Transkript eines Körperkamera-Videos der Polizei geht hervor, dass Floyd vor seinem Tod mehr als 20 Mal um Luft gefleht hat. Dem Dokument zufolge waren seine letzten Worte: „Sie werden mich töten. Ich kann nicht atmen.“ Derweil erschüttert der Fall eines gewaltsam getöteten schwarzen Teenagers in einer Jugendvollzugsanstalt die USA.
Einer der am Fall Floyd beteiligten Polizisten hatte am Dienstag das Video seiner Körperkamera dem Gericht vorgelegt. Daraus geht hervor, dass Floyd die Beamten bei der Festnahme am 25. Mai bat, ihn nicht in das Polizeiauto zu setzen, weil er unter Platzangst leide. Als die Polizisten ihn dennoch ins Auto zwingen wollten, rief er dem Transkript zufolge, er werde „hier drinnen sterben“. Später habe Floyd gesagt: „Mama, ich liebe dich. Sag meinen Kindern, dass ich sie liebe. Ich bin tot.“ Mehr als 20 Mal soll Floyd „I can't breathe“ gesagt haben - „Ich kann nicht atmen“. Laut dem Transkript sind in dem Video auch die Beamten zu hören, die Floyd sagen, er solle sich „entspannen“. Als Floyd flehte, sie würden ihn töten, antwortete ihm demnach der Polizist Derek Chauvin*: „Dann hör auf zu reden, hör auf zu schreien. Reden kostet verdammt viel Sauerstoff.“
Chauvin war der Polizist, der knapp neun Minuten lang sein Knie auf Floyds Nacken drückte. Ihm wird „Mord zweiten Grades“ zur Last gelegt. Das entspricht in etwa einem Totschlag in einem besonders schwerem Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Chauvin und drei weitere beteiligte Polizisten wurden am Tag nach Floyds Tod aus dem Polizeidienst entlassen. Das Transkript wurde am Dienstag von Thomas Lane, einem der beschuldigten Polizisten, einem Gericht im US-Bundesstaat Minnesota übergeben. Lane will damit den gegen ihn erhobenen Vorwurf der Beihilfe zu einem Tötungsdelikt entkräften.
Wegen des Verdachtes auf einen kleinen Falschgelddelikt war Floyd von den Polizisten festgenommen worden. Sein Tod löste unter anderem im Rahmen der Black Lives Matter-Bewegung* landes- und weltweite Demonstrationen gegen exzessive Polizeigewalt und Rassismus aus. Floyds verzweifelte Worte "Ich kann nicht atmen" wurden zur Parole der Demonstranten. Inzwischen wurden als Reaktion auf Floyds Tod und die Proteste Polizeireformen in mehreren US-Städten auf den Weg gebracht. Auch dem US-Kongress liegen Gesetzesvorschläge für Reformen bei der Polizei vor.
Unterdessen sorgt der gewaltsame Tod eines afroamerikanischen Teenagers in einer Jugendvollzugsanstalt in den USA für Empörung: In einem Video ist zu sehen, wie der 16-jährige Cornelius Fredericks Ende April in der Anstalt im Bundesstaat Michigan von mehreren männlichen Mitarbeitern umgeworfen, auf den Boden gedrückt und gewürgt wird. Fredericks hatte zuvor einen Sandwich auf einen anderen Jungen in der Cafeteria geworfen. Er starb zwei Tage nach dem Vorfall. Der Fall erinnert stark an den Tod von George Flyod.
In den durch Überwachungskameras aufgezeichneten Aufnahmen ist zu sehen, wie der Teenager nach rund zehn Minuten offenbar das Bewusstsein verliert. Mitarbeiter versuchen, ihn wiederzubeleben, und rufen dann medizinische Hilfe herbei. Das Video wurde vom Anwalt von Fredericks' Familie veröffentlicht. Dieser erhob den Vorwurf, der 16-Jährige sei "exekutiert" worden. Die sieben Mitarbeiter, die den Jugendlichen zu Boden gedrückt hätten, hätten ihm Sauerstoff entzogen und sein Gehirn schwer beschädigt. Drei Mitarbeiter der Anstalt Lakeside Academy in Kalamazoo wurden inzwischen wegen des Vorfalls formell von der US-Justiz beschuldigt. Ihnen wird fahrlässige Tötung und die Misshandlung eines Minderjährigen vorgeworfen.
Übrigens: US-Präsident Donald Trump wurde für seinen Umgang mit den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus kritisiert. Er drohte, das Militär zu schicken.
(AFP/cia) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.