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"Gorch Fock"-Stammbesatzung weist Vorwürfe zurück

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Die Stammbesatzung der "Groch Fock" meldete sich nun mit einem offenen Brief bei Verteidigungsminister zu Guttenberg.
Die Stammbesatzung der "Groch Fock" meldete sich nun mit einem offenen Brief bei Verteidigungsminister zu Guttenberg. © dpa

Berlin/Ushuaia - Nach Schlagzeilen über Missstände auf dem Marine-Aushängeschild “Gorch Fock“ hat die Stammbesatzung die Vorwürfe gegen sie zurückgewiesen.

Berichten mehrerer Medien zufolge beklagte sie in einem offenen Brief an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) fehlenden Rückhalt in der Bundeswehr. Der Marineinspekteur Axel Schimpf griff die Medien scharf an und warf ihnen einseitige Berichterstattung vor. Der Brief wurde der Nachrichtenagentur dpa aus Bundeswehrkreisen bestätigt.

Seit Freitag untersucht eine Kommission unter der Leitung von Marineamtschef Horst-Dieter Kolletschke Vorwürfe, auf der “Gorch Fock“ seien Offiziersanwärter schikaniert und sexuell belästigt worden. Er berichtete nach einem ersten Eindruck von Bord, die Stammbesatzung sei kooperativ.

In dem Schreiben wird die vorläufige Absetzung von Kapitän Norbert Schatz durch Guttenberg als “Abservierung“ kritisiert. “Wir, die Stammbesatzung der “Gorch Fock“, fühlen uns sehr alleine gelassen“, heißt es. “(...) Auch fehlte uns der Rückhalt unserer übergeordneten Dienststellen, welche sich zu keiner Zeit vor uns stellten oder sich nach unserem Befinden erkundigt haben.“ Die Anschuldigungen von Offiziersanwärtern seien bisher nicht bestätigt. Der Vorwurf, die Ausbilder seien Menschenschinder, sei Rufmord. Zu keiner Zeit sei “an Bord ein Soldat von einem anderen angefasst oder gar sexuell belästigt“ worden.

Aus dem Verteidigungsministerium hieß es am Freitagabend, der Brief sei noch nicht beim Minister in Berlin eingegangen. “Spiegel Online“ schrieb, Guttenberg habe ihn per E-Mail beim Weltwirtschaftsforum in Davos erreicht. “Ich habe den Brief aufmerksam gelesen und kann die aufgewühlten Gefühle nachvollziehen“, sagte er “Spiegel Online“. Die Soldaten würden schon bald eine Antwort erhalten. Es werde vor Abschluss der Ermittlungen keine Vorverurteilungen geben.

Das “Hamburger Abendblatt“ berichtet (Samstag) von einer weiteren Erklärung, in der sich die Besatzung hinter Norbert Schatz stellt. Marineinspekteur Schimpf griff die Medien in der “Gorch-Fock“-Affäre scharf an. “Teilweise war das reiner Sensationshunger“, sagte der Vizeadmiral der Tageszeitung “Die Welt“ (Samstag). “Bisher gab es nur einseitige Beschreibungen von Vorwürfen, ohne dass die andere Seite schon hätte gehört werden können.“ Die Absetzung des Kommandanten Schatz verteidigte er aber. Aufgrund der massiven Anfeindungen sei es Pflicht gewesen, ihn bis zum Abschluss der Ermittlungen von seinen Pflichten zu entbinden.

Der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki dagegen attackierte Verteidigungsminister Guttenberg für die Entscheidung, weil Schatz kein rechtliches Gehör eingeräumt worden sei: “Ein Dienstherr, der sich so verhält, verrät die Grundsätze eines Rechtsstaates, auf dessen Verteidigung die Rekruten vereidigt werden“. Marineamtschef Kolletschke erklärte in Ushuaia: “Ich bin zuversichtlich, dass diese Untersuchung zu einem guten Ende kommen wird.“

Er habe nur den Auftrag, die Vorwürfe nach dem tödlichen Unfall einer 25 Jahre alten Kadettin im November zu klären, nicht aber den Unfall selbst. Auf die Frage, ob Schatz sein Kommando schon an den ebenfalls nach Ushuaia gereisten früheren Kommandanten Michael Brühn übergeben habe, antwortete Kolletschke: “Es wird keinen Kommandowechsel geben. Der bisherige Kommandant (Schatz) ist lediglich für eine Zeit von seinen Pflichten entbunden.“

Der Dreimaster soll am 30. Januar aus dem Hafen von Ushuaia auslaufen - mit dem Untersuchungsteam an Bord, das etwa 14 Tage bleiben will. Ende April oder Anfang Mai wird die “Gorch Fock“ in Deutschland erwartet.

dpa

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