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Grünen-Parteitag wird Triumphzug für Baerbock und Habeck - doch Umfragewerte sinken stetig

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Das Grünen-Spitzenduo Robert Habeck und Annalena Baerbock ist auf dem Parteitag wiedergewählt worden.
Das Grünen-Spitzenduo Robert Habeck und Annalena Baerbock ist auf dem Parteitag wiedergewählt worden. © dpa / Guido Kirchner

Auf dem Grünen-Parteitag wurde der Vorstand wiedergewählt - wobei Annalena Baerbock noch deutlich mehr Zustimmung erhält als Robert Habeck. Die Umfragewerte sinken jedoch stetig.

Update 17. November 2019, 11.38 Uhr: Robert Habeck wurde am Samstag für zwei weitere Jahre zum Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt, ebenso Annalena Baerbock. Gestärkt von satten 97,1 Prozent der Stimmen, die sie wiedergewählt haben, fordert die 38-Jährige am Parteitag einen „Dreiklang“ in Deutschland. Es brauche ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung, nur so sei die Klimakrise in den Griff zu bekommen. Dafür müsse auch der Markt eingebunden werden. „Natürlich braucht auch ein Markt Regeln, damit das Ganze funktioniert, und ja, das kann man auch Verbote nennen, wenn man sagt, gewisse Dinge gehören nicht auf diesen Markt“, rief sie am Sonntag unter dem Jubel der Delegierten.

Trotz überraschendem Ergebnis auf Grünen-Parteitag: Umfragewerte sinken

Doch während die Grünen sich und ihre Führungsriege am Parteitag feiern, nimmt die Zustimmung in der Bevölkerung langsam aber doch ab. Während Ende September noch 27 Prozent der Deutschen angaben, bei der nächsten Bundestagswahl die Grünen zu wählen, verliert die Partei rund um Habeck und Baerbock in den Umfragen stetig. Die aktuelle Befragung von Emnid für Bild am Sonntag prognostiziert der Partei sogar nur mehr 18 Prozent. Dennoch wäre dies eine Steigerung von beinahe 10 Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2017. Demnach dürften sich auch die AfD und die Linke über eine leichter Steigerung freuen, Verluste hätten die Union, SPD und FDP zu verzeichnen.

Grünen-Parteitag in Bielefeld: Die News vom 16. November 2019

20.09 Uhr: Mit Beratungen über den Klimaschutz setzen die Grünen am Sonntag (09.00 Uhr) ihren Bundesparteitag in Bielefeld fort. Ein Leitantrag des Bundesvorstandes sieht einen wesentlich höheren Betrag für den Einstieg in die CO2-Bepreisung vor als es die Bundesregierung plant. Die Grünen schlagen einen Start mit 40 Euro vor, die große Koalition nur zehn Euro.

Zur Entlastung der Bürger wollen die Grünen ein "Energiegeld" von 100 Euro jährlich. In Bielefeld wird am Sonntag zunächst die am Samstag wiedergewählte Parteichefin Annalena Baerbock die klimapolitischen Vorstellungen der Grünen darlegen. Baerbock hatte bei der Vorstandswahl mit 97,1 Prozent das beste Ergebnis erzielt, das es bei einer Vorsitzenden-Wahl der Grünen je gab. Ko-Chef Robert Habeck schaffte 90,4 Prozent.

Grünen-Parteitag: Spitzenduo Baerbock und Habeck wiedergewählt - ein Ergebnis erstaunt

14.40 Uhr: Überraschung beim Grünen-Parteitag: Robert Habeck ist für zwei weitere Jahre zum Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt worden. Der 50-Jährige erhielt in Bielefeld 90,4 Prozent der Stimmen. Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock ist dagegen mit traumhaften 97,1 Prozent wiedergewählt worden.  Damit erhielt Baerbock erhielt in Bielefeld das beste Wahlergebnis in der Geschichte von Bündnis90/Die Grünen - die westdeutschen Grünen und das ostdeutsche Bündis 90 hatten sich 1993 zusammengeschlossen. 

Das bisher beste Ergebnis hatte die heutige Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth erzielt. Sie bekam 2001 in Stuttgart 91,5 Prozent. Baerbock hatte bei ihrer ersten Wahl vor knapp zwei Jahren 64,5 Prozent bekommen, sie hatte dabei aber eine Gegenkandidatin. In Bielefeld stimmten 740 von 762 Delegierte für sie.

Grünen-Parteitag: Grüne rutschen in neuer Umfrage ab

13.55 Uhr: Die Kunde kommt ausgerechnet zum Parteitag: Die Grünen verlieren zwei Prozentpunkte und fallen erstmals seit der Europawahl im Mai unter die 20-Prozent-Marke, nämlich auf 19 Prozent. Das ergab das "Trendbarometer" von RTL und n-tv. Die SPD dagegen gewann zwei Prozentpunkte hinzu und liegt nun bei 15 Prozent.

Die Unionsparteien liegen unverändert bei 26 Prozent. Auch bei FDP (neun Prozent), Linke bei (zehn Prozent) und AfD (13 Prozent) hat sich im Vergleich zur letzten Erhebung nichts verändert. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt von Montag bis Freitag 2501 Bundesbürger.

Dobrindt attackiert Grüne - und schließt Koalition aus

Update vom 16. November: Die Grünen tagen zur Stunde in Bielefeld und fordern unter anderem eine Lockerung der Schuldenbremse und dass ab 2030 keine Neuwagen mit Diesel - oder Benzinmotoren mehr zugelassen werden - und mit diesen Leitanträgen kommen sie nach Meinung von

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt für ein schwarz-grünes Regierungsbündnis absolut nicht in Frage: „Die Grünen greifen in Bielefeld wieder tief in ihre ideologische Mottenkiste mit Verboten für Verbrennungsmotor und Ablehnung neuer Straßen, saftigen Preiserhöhungen beim Sprit und jährlich 35 Milliarden neuen Schulden“, sagte der CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen und fuhr fort: „Das zeigt erneut: Die Grünen bleiben Gegner einer bürgerlichen Politik und sind keine Partner“, betonte Dobrindt.

„Bewerbung fürs Kanzleramt“? Habeck-Rede sorgt für großes Echo

Update 21.30 Uhr: Der Grünen-Parteitag sorgt für großes Echo - gleich mehrere Blätter sehen Robert Habecks Eröffnungsrede als Ansage mit Blick auf die 2021 anstehende Bundestagswahl: „Das war eine Bewerbung fürs Kanzleramt“, titelte bild.de am Freitagabend. „Habeck macht in Rede erstmals klar, wer nach Merkel ins Kanzleramt will“, heißt es bei Focus Online. Allerdings mit dem Zusatz „- die Grünen“. 

Fakt ist, dass Habeck als Parteichef kaum verklausuliert einen Regierungsanspruch der Grünen formuliert hat. "Wir wollen die Weichen mitstellen", betonte der 50-Jährige vor den Delegierten in Bielefeld. Deutlich zu fassen war auch ein strategischer Ansatz: In seiner programmatischen Rede hielt der Grüne ein Plädoyer für große Würfe statt „Kleinklein“ - ein wenig verhohlener Seitenhieb auf die zuletzt auch für abwartende Politik harsch kritisierte Kanzlerin Angela Merkel (CDU)

Das Stilmittel, positive Ziele zu formulieren, gilt unter anderem seit Erfolgen der grünen Partei um ihren Frontmann Jesse Klaver in den Niederlanden als Erfolgsrezept. Zuletzt feierte die Partei von Habeck und Co-Chefin Annalena Baerbock in den Wahlumfragen beachtliche Erfolge - auch wenn in den vergangenen Tagen ein kleiner Stimmungsknick zu erahnen war.

Auf eine amüsante, möglicherweise auch vielsagende Petitesse wies am Freitagabend unterdessen die frühere Piratenpolitikerin Marina Weisband auf Twitter hin: Sie postete ein Foto der Grünen-Spitzenpolitiker Habeck, Annalena Baerbock und Katrin Göring-Eckardt auf der Bühne von Bielefeld. Die drei standen nebeneinander - in den Kleidungsfarben schwarz, rot und gelb. „Hihi, schwarz-rot-gold“, lautete Weisbands lakonischer Kommentar.

Göring-Eckardt griff das Thema auf der Plattform wenig später selbst auf: „Wir feiern 30 Jahre ‚friedliche Revolution‘ auch optisch“, erklärte sie - samt Zwinker-Emoji. Um einen bewussten Versuch, staatstragend zu wirken, handelte es sich also wohl nicht.

Parteitag der Grünen: Partei für „Verfassungsrecht auf Wohnen“ - am Samstag wird gewählt

Update 20.00 Uhr: Die Grünen setzen am Samstag gegen 9.30 Uhr ihren Bundesparteitag in Bielefeld fort. Der zweite Tag des Kongresses steht im Zeichen der Vorstandswahlen. Die Wiederwahl der beiden Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck gilt als sicher. Beide stehen seit Januar 2018 an der Spitze der Grünen. Auch die weiteren Vorstandsposten werden neu bestimmt.

Nach der Auftaktrede Habecks (siehe unten) haben die Delegierten das Thema Wohn- und Mietpolitik debattiert: Die Situation von Mietern in Ballungszentren soll nach dem Willen der Partei durch ein Verfassungsrecht auf Wohnen verbessert werden. Ein "soziales Grundrecht" auf Wohnen soll im Grundgesetz festgeschrieben werden, heißt es in einem Beschluss des Bielefelder Grünen-Parteitages, den die Delegierten beschlossen.

Wenn Eigentümer von Bauland keine Wohnungen errichteten, "kann in letzter Konsequenz eine Enteignung gegen Entschädigung stehen", heißt es in dem Beschluss. "Ob eine Enteignung ökonomisch Sinn macht und das richtige Mittel ist, muss jeweils kommunal entschieden werden und wird wesentlich von den erwarteten Kosten für die Steuerzahler abhängen", heißt es aber einschränkend in dem Beschluss.

„Ära Merkel geht zu Ende“: Habeck legt heftig los - und stellt CDU „Frage der Ehre“

Update 18.30 Uhr: Mit einer markigen Ansage hat Robert Habeck den Parteitag der Grünen eröffnet. Der Grünen-Vorsitzende sieht seine Partei nach eigenen Angaben in einer Schlüsselrolle für den politischen Aufbruch in Deutschland: "Wir brauchen wieder Mut und Leidenschaft, die großen Dinge nach vorne zu bewegen", sagte Habeck zum Start des Parteitreffens in Bielefeld. "Die Ära Merkel geht erkennbar zu Ende", erklärte er mit Blick auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Am Freitag hatte es CDU-intern erneut schwere Vorwürfe gegen die Parteiführung gegeben.

Bundesparteitag der Grünen
Bundesparteitag der Grünen © dpa / Guido Kirchner

"Wir wollen die Weichen mitstellen", sagte Habeck unter dem Beifall der rund 800 Delegierten. Der Parteitag finde in einer Zeit dringlicher Probleme statt, sagte der Grünen-Chef und nannte die Erderwärmung, das Wiedererstarken nationalistischer Bewegungen und ein Europa, das "auf der Suche nach sich selbst" sei.

Nötig seien Pläne, "die den Horizont wieder aufmachen, aus dem Kleinklein heraus", betonte Habeck. Seine Partei habe in den vergangenen Jahren "so viel Hoffnung erweckt", sagte er. "In der nächsten Phase müssen wir aus der Hoffnung Wirklichkeit machen". Es gehe darum, "neue Räume aufzutun" und "Perspektiven aufzuzeigen, die aus dem Status quo hinausweisen".

Habeck sprach sich zugleich indirekt für eine Beobachtung der gesamten AfD durch den Verfassungsschutz aus. Die Parteiführung habe sich nicht von ihrer bereits beobachteten Jugendorganisation Junge Alternative oder von der Parteiströmung „Flügel“ distanziert, die „von einem faschistischen Staat“ träumten. „Unter diesen Voraussetzungen ist die gesamte AfD ein Fall für den Verfassungsschutz“, sagte Habeck am Freitag auf dem Grünen-Parteitag in Bielefeld.

Der Grünen-Chef forderte auch die CDU dazu auf, klare Kante gegen die AfD zu zeigen und eine Zusammenarbeit, egal auf welcher Ebene, zu unterbinden. „Da, wo die Zusammenarbeit stattfindet, müssen diese Gliederungen aus der CDU ausgeschlossen werden“, forderte Habeck. Dies sei eine „Frage der Ehre“.

Hofreiter mit Kampfansage vor Grünen-Parteitag - Baerbock und Habeck wohl ohne Gegenkandidaten

Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter.
Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter. © dpa / Sophia Kembowski

Bielefeld - Die Grünen starten am Freitag in Bielefeld in ihren dreitägigen Parteitag. Bei dem Treffen von mehr als 800 Delegierten soll es unter anderem um Wohnungspolitik, Wirtschaft und Klimaschutz gehen - aber auch um die Wiederwahl der Doppelspitze Annalena Baerbock und Robert Habeck. Die beiden führen die Partei seit knapp zwei Jahren und wollen am Samstag für weitere zwei Jahre bestätigt werden. Gegenkandidaten sind bisher nicht in Sicht. Auch der gesamte Bundesvorstand und der Parteirat werden neu gewählt.

Hofreiter: Hohe Umfragewerte geben Grünen „Kraft“

Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter bekräftigte schon vorab in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ den Anspruch seiner Partei, nicht nur in den Bundesländern, sondern auch im Bund wieder ans Ruder zu kommen. „Angesichts der zermürbenden Großen Koalition ist klar: Wir wollen regieren, weil es dringend nötig ist, dass wir regieren“, sagte er. Zustimmung, die sich in gute Umfragewerten spiegele, gebe den Grünen „die nötige Kraft“ für ihre „neue Rolle“. Es gehe um die Rettung der natürlichen Lebensgrundlagen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um den Erhalt demokratischer Werte und um ein gefestigtes gemeinsames Europa.

Video: Robert Habeck im Audi Werk Ingolstadt

Grünen-Parteitag: Habeck spricht zum Auftakt

Zum Auftakt des dreitägigen Treffens am Freitag hält Parteichef Robert Habeck eine Rede, bevor die Delegierten über Anträge rund um Wohnen, Mieten und Bauen beraten. Dabei geht es unter anderem um ein Recht auf Wohnungstausch und Enteignung als „letztes Mittel“. Am Sonntag sollen in Bielefeld dann die Themen Wirtschaft und Klimaschutz im Mittelpunkt stehen. In den vergangenen Wochen haben die Grünen versucht, wirtschaftspolitisch Akzente zu setzen - unter anderem fordern sie einen neuen Fonds für Investitionen des Bundes und eine Lockerung der Schuldenbremse entlang den EU-Regeln.

„Ungeregelte Märkte können sehr viel zerstören“, sagte Baerbock dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND/Freitag). Die Bankenkrise habe Europa an den Rand eines Kollaps' geführt und den Rechtspopulismus gestärkt. „Wenn wir Märkte aber nachhaltig und sozial ausrichten, dann können sie mit ihrer Wucht Innovationen entfachen.“

Dobrindt lehnt Zusammenarbeit mit den Grünen ab

In Umfragen stehen die Grünen derzeit etwa bei 20 Prozent und vor der SPD. Bei der Bundestagswahl 2017 hatten sie nur 8,9 Prozent geholt und waren als kleinste Fraktion in den Bundestag eingezogen. Der Erfolg wird auch dem Führungsduo Habeck/Baerbock zugeschrieben, die beiden setzen auf Geschlossenheit und wollen die Grünen als „Bündnispartei“ in der Mitte der Gesellschaft platzieren.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dagegen sagte der „Augsburger Allgemeinen“, die Grünen blieben „Gegner einer bürgerlichen Politik und sind keine Partner“. Deshalb sei ein schwarz-grünes Regierungsbündnis derzeit ausgeschlossen. "Die Grünen greifen in Bielefeld wieder tief in ihre ideologische Mottenkiste mit Verboten für Verbrennungsmotor und Ablehnung neuer Straßen, saftigen Preiserhöhungen beim Sprit und jährlich 35 Milliarden neuen Schulden", so der CSU-Politiker.

Im niederbayerischen Vilshofen bekommen ab 2020 ökologische Haushalte eine grüne Hausnummer. Das Vorhaben sorgt für gemischte Reaktionen.

Und: Kommt schon bald ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen? Die Grünen wollen im Bundestag über eine mögliche Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit abstimmen. Ein weiterer Beschluss des Grünen-Parteitag schlägt unterdessen erst im Dezember hohe Wellen: Es geht um eine CO2-Abgabe auf Fleisch und andere tierische Produkte

dpa/AFP

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