Update vom 11. Juni, 17.30 Uhr: Zum Auftakt ihres Bundesparteitags dürfen die Grünen feiern. „Aktuell sind wir 117.036 Grüne“, verkündete Bundesgeschäftsführer Michael Kellner - ein Rekord in der Geschichte der Partei. Seit der Bundestagswahl 2017 habe sich die Mitgliederzahl verdoppelt. Im Mai alleine seien 6000 neue Mitglieder hinzugekommen. Bei ihrem digitalen Parteitag wollen die Grünen ihr Wahlprogramm beschließen.
Update vom 11. Juni, 16.05 Uhr: In diesen Minuten beginnt der Grünen-Parteitag - die Partei will Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin küren und ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl* beschließen. Um 17.30 Uhr soll Parteichef Robert Habeck eine Rede halten. Danach beginnen die Programmberatungen.
Habeck räumte schon im Vorfeld Fehler im Wahlkampf ein. „Es ist uns nicht gut gelungen, den Rückenwind selber zu erzeugen“, sagte er am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. Vielmehr habe die Partei einen starken Gegenwind abbekommen. Auf die Frage, ob strenge Forderungen beim Umweltschutz manche Wähler abschrecken könnten, sagte Habeck jedoch: „Das ist unser Erfolgsrezept gewesen, dass wir klare Kante fahren, dass wir ambitionierte Programmpunkte aufstellen und auch die Wahrheit aussprechen. Zugleich sei es aber notwendig, die Breite der Gesellschaft zu adressieren. „Wir wissen, dass nicht die Grünen die Veränderung schaffen, sondern nur die Mehrheit der Menschen.“ Bei dem digitalen Treffen werden Kontroversen beim Klimaschutz erwartet.
Update vom 11. Juni, 12.20 Uhr: Am heutigen Freitag startet der Grünen-Parteitag - auf der Agenda stehen auch einige heikle Änderungsanträge zum Wahlprogramm. Teile der Grünen-Spitze sind deshalb offenbar besorgt: Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann warnte seine Partei davor, im Kampf gegen den Klimawandel zu radikale Forderungen aufzustellen und die Menschen zu überfordern.
„Wir müssen angesichts der neuen EU-Klimabeschlüsse und der neuesten Daten zum Klimawandel deutlich mehr tun. Aber wir sollten die Menschen nicht abschrecken, sondern für Klimaschutz gewinnen“, sagte Hermann im Gespräch mit der dpa in Stuttgart. Deswegen sei er im Gegensatz zu manchen Grünen nicht dafür, den CO2-Preis für Öl und Gas massiv anzuheben, was den Sprit deutlich teurer machen würde. Um die Herausforderung Klimawandel zu stemmen, brauche es ein breites Bündnis aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, so der Minister.
Neue Kritik mussten sich die Grünen am Freitag von Wirtschaftsminister Peter Altmaier anhören. „Im Entwurf des Grünen-Wahlprogramms gibt es leider mehr Allgemeinplätze als Brücken in Venedig“, spottete der CDU-Politiker. Altmaier musste allerdings auch ein Versäumnis seines eigenen Ministeriums im Umgang mit den Klimamaßnahmen einräumen.
Erstmeldung: Berlin - „100 Prozent werden es hoffentlich nicht“: Grünen-Chefin Annalena Baerbock* will auf dem kommenden Parteitag lieber nicht einstimmig zur Kanzlerkandidatin gewählt werden. „Das wäre ja langweilig und hat es meiner Erinnerung nach auf einem Bundesparteitag der Grünen auch noch nicht gegeben. Das würde auch nicht zu unserer Partei passen“, sagte die 40-Jährige der dpa.
Der Grünen-Parteitag findet von Freitag bis Sonntag digital statt. Baerbock und ihr Co-Parteivorsitzender Robert Habeck sollen am Samstag zum Spitzenduo für die Bundestagswahl* und Baerbock in derselben Abstimmung zur ersten Kanzlerkandidatin ihrer Partei gewählt werden.
Die 100 Prozent gelten als schlechtes Omen, seitdem die SPD* Martin Schulz 2017 einstimmig zum Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten kürte. Nur ein halbes Jahr später erzielte „Mister 100 Prozent“ mit 20,5 Prozent das bisher schlechteste Ergebnis für seine Partei bei einer Bundestagswahl*.
Die Grünen ringen vor dem Bundesparteitag über ihren Kurs in der Klimapolitik. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warnte ihre Partei vor überhöhten CO2-Preis-Forderungen. Die Grünen wollen den CO2-Preis aktuell bis 2023 von 25 Euro auf 60 Euro pro Tonne anheben. Dafür soll es einen Ausgleich in Form eines Energiegeldes für alle Bürgerinnen und Bürger geben.
In einem Änderungsantrag, über den die Delegierten auf dem Parteitag entscheiden werden*, wird jedoch ein Preis von 80 Euro vorgeschlagen.
Ausdrücklich stellte sich Göring-Eckardt hinter das Vorhaben, den Benzinpreis um 16 Cent zu erhöhen. Diese Benzinpreiserhöhung habe die Bundesregierung allerdings ohnehin bereits beschlossen, stellte sie klar. Auch über folgende Themen dürfte auf dem Grünen-Parteitag kontrovers abgestimmt werden:
Nach Baerbocks Kanzlerkandidatin-Nominierung hatte die Partei ein Umfrage-Hoch erlebt. Inzwischen liegt sie zumeist wieder auf Platz zwei hinter CDU*/CSU*. (dpa/AFP/frs) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA