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Anschlag auf Synagoge in Halle: Polizisten sahen Attentäter offenbar Sekunden vor dem ersten Mord - und fuhren weiter

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Einer der Tatorte des Anschlags von Halle
Einer der Tatorte des Anschlags von Halle © dpa / Jan Woitas

Nach dem Anschlag in Halle durch Stephan B. legte dieser ein Geständnis ab. Nun wurde bekannt: Polizisten sollen ihn kurz vor der Tat gesehen haben.

Update vom 21. Juli, 11.13 Uhr: In Magdeburg beginnt der Prozess gegen den Halle-Attentäter Stephan B. Die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht nur wegen der Corona-Pandemie enorm. 

Update vom 14. Mai: Kurz vor dem rassistischen Anschlag von Halle an der Saale sollen einem Stern-Bericht zufolge zwei Polizisten in einem Auto an dem mutmaßlichen Attentäter Stephan B. vorbeigefahren sein. Die beiden Beamten seien in einem Privatauto zu ihrer Dienststelle in Wolfen unterwegs und noch nicht im Dienst gewesen, berichtete das Magazin am Donnerstag unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse des Bundeskriminalamts (BKA).

Die Beamten trugen demnach weder Waffen noch Uniform. Auf ihrer Route passierten sie laut Stern vor der Synagoge von Halle den Attentäter in wenigen Metern Entfernung. Dieser habe sein mit Waffen und Sprengstoff beladenes Tatfahrzeug zu diesem Zeitpunkt bereits vor der Synagoge geparkt gehabt und darin - teilweise vom Auto verdeckt und für die Beamten nicht erkennbar - nach einem Sprengsatz gesucht.

Die Polizisten hätten B. wahrgenommen und sich über dessen uniformähnliche Bekleidung mit Stahlhelm und Einsatzweste sowie Helmkamera gewundert. Ihrer kurzen Zufallsbeobachtung im Vorbeifahren sollen sie dem Bericht zufolge aber keine weitere Bedeutung beigemessen haben.

Halle-Anschlag: Polizisten kurz zuvor auf Stephan B. aufmerksam geworden sein

30 Sekunden, nachdem B. aus dem Blickfeld der beiden Polizisten geraten sei, soll dieser demnach vor der Synagoge eine 40-jährige Passantin erschossen haben. Erst auf ihrer Dienststelle sollen die Polizisten dem Bericht zufolge von dem Geschehen in Halle erfahren und es mit ihrer Wahrnehmung in Verbindung gebracht haben.

Update vom 13. Mai: Einem ausführlichen psychiatrischen Gutachten zufolge ist der Attentäter von Halle voll schuldfähig. Es sei nach vorläufiger Bewertung „nicht ersichtlich, dass die Fähigkeit des Angeschuldigten, das Unrecht seiner Taten einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln, bei den Taten aufgehoben war“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Beschluss des Bundesgerichtshofs. Bereits am 23. April ordneten die Karlsruher Richter demnach an, dass Stephan B. in Untersuchungshaft bleibt

Am 9. Oktober 2019 hatte Stephan B. versucht, in der Synagoge von Halle ein Blutbad anzurichten. Der Tag war gleichzeitig der höchste jüdische Feiertag, Jom Kippur. Dem Tatverdächtigen gelang es allerdings nicht, in das Gebäude einzudringen. Dann erschoss er zunächst eine Passantin und daraufhin einen Gast in einem Döner-Imbiss. Zudem verletzte er auf seiner Flucht vor der Polizei weitere Menschen. 

Nach Halle-Anschlag: Attentäter wegen zweifachen Mordes angeklagt

Die Bundesanwaltschaft hat den 28-Jährigen im April am Oberlandesgericht Naumburg wegen zweifachen Mordes und mehrfachen Mordversuchs zum Nachteil von insgesamt 68 Menschen angeklagt. Der Vorwurf: Mordanschlag „aus einer antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Gesinnung heraus“. Nach vorläufiger Einschätzung zeigen sich die Richter überzeugt davon, dass Stephan B. die Passantin und den jungen Mann im Döner-Laden heimtückisch tötete. Er habe ihre Arg- und Wehrlosigkeit ausgenutzt. 

Dass er die Taten nicht geplant und die Opfer zufällig ausgewählt habe, ändere daran nichts. Auch die Absicht, möglichst viele Besucher der Synagoge zu töten, beruhe ersichtlich auf niedrigen Beweggründen. B. habe Juden und Muslime töten wollen, „weil sie nach seiner Ansicht jeweils einer von ihm verhassten religiösen Gruppe angehörten“. Damit habe er „ähnlich gesonnene Personen“ motivieren wollen.

Update vom 21. April: Ein halbes Jahr nach dem Anschlag von Halle an der Saale hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen den Tatverdächtigen Stephan B. vor dem Oberlandesgericht Naumburg erhoben. Ihm werden zweifacher Mord sowie versuchter Mord in mehreren Fällen vorgeworfen, wie die Behörde am Dienstag in Karlsruhe mitteilte. Stephan B. habe aus einer „antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Gesinnung“ heraus einen Mordanschlag auf Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens" geplant.

Nach Halle-Anschlag: Attentäter legt schockierendes Geständnis ab 

Update vom 31. März, 12:21 Uhr: Der mutmaßliche Attentäter von Halle an der Saale hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Stephan B. bedauere, nicht noch mehr Menschen getötet und keine Migranten getroffen zu haben. Nach Recherchen von WDR, NDR und der „Süddeutsche Zeitung“, gab der Täter gegenüber den Ermittlern bekannt, dass er eigentlich nur Juden töten wollte. 

Den Medienberichten zu Folge, habe sich Stephan B. seine Waffen selbst gebaut. Er schilderte den Ermittlern, wie er sie aus Metallrohren und einem 3D-Drucker hergestellt habe. Auch Molotowcocktails und Splitterbomben seien eine Eigenkonstruktion. Patronen habe er gebraucht im Internet bestellt und selbst befüllt. Den Ermittlern sagte der Täter, er habe der ganzen Welt zeigen wollen, wie leicht man Waffen herstellen kann. 

Anschlag in Halle: Schockierendes Geständnis - Täter offenbar schuldfähig

Auslöser für seine Tat soll der Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März 2019 gewesen sein. Dabei wurden 51 Menschen getötet. B. sagte, dies sei für ihn eine Zäsur gewesen. Daraufhin habe er sich entschieden, sich bewaffnen zu wollen. Im Netz traf er sich mit Gleichgesinnten - überwiegend aus den USA. Gegenseitig haben sie sich in ihrem Juden- und Frauenhass bestärkt. 

Im Oktober vergangenen Jahres hatte er eine gefüllte Synagoge während der Feierlichkeiten des Festes Jom Kippur angegriffen. Nur die starke Holztür des Gebäudes konnte ein Massaker verhindern. Doch weil ihm der Anschlag in der Synagoge nicht gelang, tötete er eine Frau auf der Straße und drang in einen Dönerimbiss ein. Dort tötete er einen Mann. Zwei Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt

Anschlag in Halle: Die Tür der Synagoge rettete Leben

Update vom 8. Februar, 14.25 Uhr:

Ein neu-aufgetauchtes Überwachungsvideo bringt nun mehrere Monate nach dem

Anschlag in Halle neue erschreckende Details ans Licht.

Update vom 22. Oktober, 19.24 Uhr: Halle kommt nicht zur Ruhe: Nun hat eine blutige Attacke vor einem Jugendamt für Aufsehen gesorgt.

Wieder gab es nun einen Anschlag in Halle: Auf das Bürgerbüro eines SPD-Politikers sind Schüsse abgegeben worden.

Update vom 17. Oktober, 7.35 Uhr: Nach dem Anschlag in Halle durch den Rechtsextremen Stephan B. gibt es erste Überlegungen, was mit der Tür der Synagoge passieren soll. Der Attentäter hatte versucht, diese mit unzähligen Schüssen zu öffnen, bevor er sein Vorhaben, die mit über 50 Personen besetzte Synagoge zu stürmen, aufgab.

Anschlag in Halle: Synagogen-Tür soll als Mahnmal aufgestellt werden

Die Tür hat, so die einhellige Meinung, durch ihre Unnachgibigkeit den Besuchern der Synagoge das Leben gerettet. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, deutete nun an, man wolle die Tür als Mahnmal erhalten und als solches aufstellen. Wo genau sie stehen wird, werde man aber erst im Dezember entscheiden, so Privorozki.

Anschlag auf Synagoge in Halle: „Für mich ist die Tür wirklich heilig“

Für den Vorsitzenden ist das Standhalten der Tür ein Wunder. „Für mich ist die Tür wirklich heilig, weil sie uns wirklich gerettet hat“, so Privorozki. Die Synagoge wird bald eine neue Tür bekommen, die die Sicherheit der bisherigen Tür noch übertreffen soll.

Wie genau die Tür konzipiert sein wird, sei von den Empfehlungen eines Experten sowie den finanziellen Mitteln der Gemeinde abhängig. Eine Videoanlage, die die Synagoge überwacht, wurde schon vor einigen Jahren installiert. Damals hatte der Staat Israel die Gemeinde finanziell unterstützt. 

In Baden-Württemberg läuft ein SEK-Einsatz nach einer Auseinandersetzung: In Plochingen soll es zwei Verletzte mit Stich- und Schusswunden geben.

Halle-Anschlag: Täter besorgte sich Waffe im Internet - brisante Details aus Geheim-Sitzung

Update vom 15. Oktober, 13.30 Uhr: Der Attentäter von Halle hat sich im September 2018 bei der Bundeswehr beworben. Das verlautete am Mittwoch aus einer nicht-öffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Bundestages, an der auch der Generalbundesanwalt Peter Frank teilnahm. Den Angaben zufolge zog er seine Bewerbung allerdings später wieder zurück. Weshalb er sich anders entschied, ist noch nicht bekannt. Er hatte Ende 2010 bis 2011 einige Monate Wehrdienst geleistet.

Der Mann habe sich auf eine Mannschaftslaufbahn beworben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus der Bundeswehr. Im Jahr 2019 habe er einen Tag vor dem Auswahlverfahren dann eine Email geschrieben und erklärt, er verzichte auf die Bewerbung. Die Gründe seien unklar geblieben. „Wir wissen es nicht“, hieß es dazu aus der Bundeswehr.

Polizei durchsucht Wohnung - brisante Details aus geheimer Ausschusssitzung nach Halle-Anschlag

Update vom 15. Oktober, 12.33 Uhr: Laut dpa-Informationen werden inzwischen zwei Männer verdächtigt, das Manifest des Attentäters von Halle verbreitet zu haben. Die Wohnung der Beschuldigten sei durchsucht worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, Jan Steils. Es bestehe der Verdacht, dass sie Dokumente mit volksverhetzendem Inhalt zeitnah zum Attentat von Halle verbreitet hätten. Auf die Frage, ob es sich dabei um das „Manifest“ des Attentäters handele, sagte Steils, das treffe zu. Gegen die 26 und 28 Jahre alten Männer werde wegen Volksverhetzung ermittelt.

Update vom 15. Oktober, 11.36 Uhr: Der Attentäter von Halle soll sich bereits 2015 im „Darknet“ eine Schusswaffe besorgt haben. Das berichteten mehrere Teilnehmer einer nicht-öffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Bundestages am Mittwoch unter Berufung auf Generalbundesanwalt Peter Frank. Im versteckten Teil des Internets soll der Täter auch Bauteile für die Waffen, die er selbst gebaut hat, bestellt haben.

Video: Täter von Halle gesteht rechtsextremistisches Motiv

Nach Halle-Anschlag: Polizei durchsucht Wohnung - wusste Verdächtiger über geplante Tat Bescheid?

Update vom 16. Oktober, 10.30 Uhr: Durchsuchung in Mönchengladbach: Die Polizei hat am Mittwochmorgen die Wohnung eines Verdächtigen inspiziert. Letzterer steht laut Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR in Verdacht, das sogennante „Manifest“ des Attentäters von Halle, Stephan B., im Netz verbreitet haben. Und zwar kurz, nachdem die ersten Schüsse gefallen waren.

Offenbar laufen gegen den Verdächtigen nun Ermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. „Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen kann ich mich zum Sachverhalt derzeit nicht äußern“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach auf SZ-Nachfrage.

Der Verdächtige soll angegeben haben, den Attentäter von Halle nicht persönlich zu kennen. Dennoch wollen die Ermittler der Besonderen Aufbauorganisation (BAO) „Concordia“ prüfen, ob Stephan B. weitere Personen - etwa den Verdächtigen von Mönchengladbach - vorab über seine geplante Tat informiert hatte.

Update vom 15. Oktober, 12.07 Uhr: Frank Plasberg will in seiner Sendung Antisemitismus diskutieren - doch er und sein Team sehen sich schnell selbst Vorwürfen ausgesetzt, den Judenhass zu verharmlosen.

Halle-Anschlag: Polizei verlor Täter aus den Augen - neue Details zur Festnahme

Update vom 14. Oktober 2019, 19.30 Uhr: Wie mehrere Landtagsabgeordnete aus einer Sondersitzung des Innenausschusses am Montag berichteten, hat die Polizei den Attentäter von Halle bei seiner Flucht eine Stunde lang aus den Augen verloren. Festgenommen wurde er am Ende nicht etwa von Spezialkräften, sondern von zwei Revier-Polizisten aus der Kleinstadt Zeitz, wie der SPD-Innenexperte Rüdiger Erben ausführte.

Die Frage, wie der Täter überhaupt aus Halle flüchten konnte, bleibt demnach weiter ungeklärt, was Linken-Innenexpertin Henriette Quade bedauerte.

Nach Halle-Anschlag: Geschmacklose Rezensionen für Döner-Laden sorgen für Aufregung - „Widerlich“

Update vom 14. Oktober 2019, 15.16 Uhr: Der Dönerladen „Am Kiez“ war einer der Tatorte des Halle-Anschlags in der vergangenen Woche. Ein Mann starb in dem Imbiss. Dennoch gibt es nun einige vermeintlich witzig gemeinte, aber sehr geschmacklose Google-Rezensionen für den Döner-Laden. 

„Die eine Bedienung hat die ganze Zeit alles fallen gelassen und der Andere hat sich hinterm Kühlschrank versteckt“, lautet etwa eine der Bewertungen. Ein anderer schrieb: „Schlechter Döner. Hinter dem Kühlschrank bei den Getränken ist irgendwas rotes“.

Und die Kommentare sind bei weitem kein Einzelfall. Etliche User beschweren sich mittels Google-Rezension etwa auch darüber, dass der Laden geschlossen habe: „Völlige Frechheit. Trotz angegebener Öffnungszeiten heute einfach zu gehabt“, schrieb etwa einer. Darüber hinaus hatte ein User bei den Google-Bildern des Imbisses einen Screenshot aus dem Video des Täters hochgeladen.

Etliche Internet-Usern fielen die Rezensionen auf und sie echauffierten sich ebenfalls im Netz darüber: „Es ist eine Unverschämtheit“, schrieb etwa ein Twitter-User. „So was ist absolut takt- und respektlos“, ein anderer. Des öfteren liest sich auf Twitter das Wort „Widerlich“ als Beschreibung der Rezensionen.

Auch der TV-Moderator Jan Böhmermann war auf die Rezensionen aufmerksam geworden und schrieb zu einem Screenshot via Twitter: „Das ist der Verantwortungsbereich von Google Deutschland“. 

Das Unternehmen hat mittlerweile offenbar reagiert und die Rezensionen entfernt.

Nach Halle-Anschlag: Sachsen-Anhalts Innenminister veröffentlicht Zehn-Punkte-Programm

Update vom 14. Oktober 2019, 14.29 Uhr: Nach den Vorwürfen des Zentralrats der Juden, gibt es laufend Gespräche zwischen Polizei und der jüdischen Gemeinde, sagt Innenminister Stahlknecht.

Update vom 14. Oktober 2019, 14.25 Uhr: Der Täter konnte angeschossen und mit einem platten Reifen noch knapp eine Stunde lang fliehen. Dies stuft Stahlknecht nicht als Polizei-Panne ein. Die Einheiten seien informiert gewesen und man habe nach dem Täter gefahndet. 

Update vom 14. Oktober 2019, 14.22 Uhr: Innenminister Holger Stahlknecht stellte im Anschluss an den Ablauf-Plan ein Zehn-Punkte-Programm vor, mit dem in Sachsen-Anhalt auf den Anschlag in Halle reagiert werden solle. Unter anderem zählte dazu:

Nach Halle-Anschlag und Kritik an Polizei: Einsatz-Ablauf wird offen-gelegt

Update vom 14. Oktober 2019, 14.19 Uhr: Insgesamt gab es Anrufe zu 23 verschiedenen Anschlagsorten, zu denen die Polizei anrückte. Insgesamt waren 740 Beamte im Einsatz.

Update vom 14. Oktober 2019, 14.11 Uhr: Nach den Schüssen an der Synagoge erschoss der Täter in einem Döner-Imbiss einen Mann. Dort sei er gegen 12.09 Uhr gewesen. Wegen des ersten Vorfalls seien aber so viele Notrufe bei der Polizei eingegangen, dass der Notruf mit Bezug auf den Dönerladen zunächst in der Warteschleife gelandet sei. Direkt nachdem der Anruf entgegengenommen worden war, kam die Polizei zu dem Dönerladen. Es kam zu einem Schusswechsel mit dem Täter. 

Dieser floh im Anschluss mit einem PKW.

Update vom 14. Oktober 2019, 14.05 Uhr: Bei der Pressekonferenz wird noch einmal der Ablauf des Amoklaufs dargestellt. Dazu werden die Polizeinotrufe als Quellen herangezogen.

An der Synagoge handelte der Täter um kurz nach 12 Uhr. Bereits um 12.03 Uhr teilte ein Anrufer aus der Synagoge eine Schießerei mit. Vermutlich seien schon Tote auf der Straße, soll er weiter gesagt haben. Zeitgleich soll es einen weiteren Anruf gegeben haben.

Vom ersten Polizeinotruf um 12.04 Uhr bis zum Eintreffen der Polizei um 12.11 Uhr, seien demnach nur knapp sieben Minuten vergangen.

Update vom 14. Oktober 2019, 13.55 Uhr: Knapp eine Woche nach dem Anschlag in Halle fand heute eine Sondersitzung der Innenexperten in Sachsen-Anhalt statt. Es geht um die politische Aufarbeitung des Amoklaufs. Innenminister Holger Stahlknecht gab bei einer Pressekonferenz Auskunft über die Ergebnisse und die Lage. Er kündigte einen Zehn-Punkte-Katalog an, den man in Sachsen-Anhalt nun umsetzen wolle.

Man sei im Austausch mit den Jüdischen Zentralorganen und stehe weiter im Kontakt, um die jüdische Gemeinde gerade an hohen Feiertagen besser schützen zu können. Man wolle am Freitag auf einer Innenministerkonferenz bundespolitisch besprechen, was man nun ändern wolle.

Nach Halle-Anschlag: CDU veröffentlicht Eckpunkt-Papier für mehr Sicherheit

Update vom 14. Oktober 2019, 13.22 Uhr:

Die Politik will Konsequenzen aus dem Halle-Anschlag ziehen. Die Sicherheit müsse verbessert werden, heißt es von allen Seiten. Die CDU hat nun ein Papier erarbeitet, was nach ihrer Ansicht verändert werden müsse.

Vor allem wolle man die Sicherheitsbehörden besser ausstatten und die Präventionsarbeit gegen Extremismus und Antisemitismus stärken. In einem Eckpunktepapier, das die Parteispitze am Montag in Berlin mit einigen Ergänzungen verabschiedete, heißt es: „Wir brauchen klare Antworten der Gesellschaft und des Staates auf Menschenhass und Terror und wirksame Instrumente gegen deren Akteure und Netzwerke.“

Es gelte, das offene, tolerante und menschliche Zusammenleben gegenüber den „Feinden unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ entschlossen zu verteidigen, heißt es. Alle jüdischen Einrichtungen und die freie Religionsausübung zu schützen, sei oberste Pflicht. Genauso müsse Antisemitismus im Alltag - online wie offline - konsequent und von Anfang an entgegengetreten werden.

Betreiber von Internet-Plattformen sollen nach dem Willen der CDU-Spitze verpflichtet werden, bei strafrechtlich relevanten Fällen von sich aus an die Strafverfolgungsbehörden heranzutreten.

Die CDU-Spitze will zudem die Löschfristen von Daten auffälliger Personen ausdehnen, „um zu verhindern, dass Extremisten unter dem Radar verschwinden, nur weil sie für eine gewisse Periode „unauffällig““ seien. Daneben halte man eine Verlängerung der DNA-Speicherfristen über zehn Jahre hinaus für notwendig, damit Spuren zur Aufklärung schwerer Straftaten nicht verloren gingen.

Den Feinden der liberalen Demokratie wolle man „mit allen präventiven, beratenden und repressiven Mitteln des wehrhaften Rechtsstaats und einer selbstbewussten demokratischen Gesellschaft entgegentreten“. Das Papier enthält sowohl Eckpunkte einer Handlungsoffensive gegen rechtsextremistischen Terror wie auch Eckpunkte einer Vertrauensoffensive für unsere Grundordnung. Zur Prävention will die CDU, dass mehr Mittel für Programme zur Demokratieförderung des Bundes zur Verfügung gestellt werden. Schüler- und Jugendaustauschprogramme mit Israel sollen ausgebaut und finanziell gestärkt werden.

Nach Halle: Seehofer sieht Gefahr in Gamer-Szene - Söder widerspricht ihm klar

Update vom 14. Oktober 2019: Horst Seehofers machte die Gamer-Szene mit für den Halle-Anschlag mitverantwortlich. Jetzt bekommt er Gegenwind aus der eigenen Partei: CSU-Chef Markus Söder warnte vor Pauschalurteilen gegen die Gamerszene. 

„Jede negative Entwicklung muss gesehen werden. Andererseits ist aber auch klar, dass es keine Pauschalurteile geben kann“, sagte Söder am Montag vor einer CSU-Vorstandssitzung in München. „Denn die Gamer, und das sind viele, viele junge Leute, die machen da großartige Sachen.“ Das sei auch ein wichtiger Wirtschaftszweig. „Generell sind wir froh, dass es die Games-Szene überhaupt gibt.“ Es sei nur wichtig, „hinzuschauen, wo Probleme sind, wie überall“.

In einem ARD-Interview hatte Seehofer nach dem Anschlag in Halle zunächst erklärt: „Das Problem ist sehr hoch. Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamerszene.“ Manche nähmen sich Simulationen geradezu zum Vorbild.

Später warnte er dann gezielter davor, dass Rechtsextremisten Gaming-Plattformen für ihre Zwecke nutzen. „Wir sehen, dass Rechtsextremisten das Internet und auch Gaming-Plattformen als Bühne für ihre rechtswidrigen Inhalte missbrauchen“, erklärte der CSU-Politiker am Sonntag auf Twitter.

Nach Halle: Seehofer sieht Gefahr in Gamer-Szene - Rezo beleidigt ihn daraufhin

Update vom 13. Oktober 2019: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat sich nach dem Anschlag von Halle für einen besseren Schutz jüdischer Einrichtungen ausgesprochen. „Es sind Terroristen, nichts anderes, die jüdische Einrichtungen zum Ziel haben, und deshalb muss jüdischen Einrichtungen der bestmögliche Schutz zuteilwerden“, sagte Maas am Sonntag im ARD-„Bericht aus Berlin“. Es müsse zur Kenntnis genommen werden, dass es in Deutschland Rechtsterrorismus gebe. „Da hat sich was entwickelt in Deutschland und dem ist nicht genug Aufmerksamkeit entgegengebracht worden.“ Es müsse dagegen auch staatlich mehr getan werden. „Das kann aber auch die Zivilgesellschaft. Es kann jeder von uns tun. Und das ist eine Aufgabe, die wir in Deutschland haben.“

Rezo bezeichnet Seehofer als inkompetent.
Rezo bezeichnet Seehofer als inkompetent und „Doofie“. © Henning Kaiser/dpa Hendrik Schmidt/dpa

Rezo greift Seehofer wegen Äußerung zu Gamern an: „Wie kann man seinen Job so sehr ...“

Erstmeldung vom 13. Oktober 2019: Halle - Am vergangenen Mittwoch hatte ein schwer bewaffneter Deutscher versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, in der um die 50 Gläubige den wichtigsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Als der Plan fehlschlug, erschoss der er eine 40 Jahre alte Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Laden. Auf seiner Flucht verletzte er ein Ehepaar durch Schüsse schwer. Der 27-jährige Täter Stephan B. hat gestanden und dabei antisemitische und rechtsextreme Motive eingeräumt. Er sitzt in Untersuchungshaft. Die Tat sorgte weltweit für Entsetzen. Der Zentralrat der Juden sprach von einem „tiefen Schock“ für alle Juden in Deutschland.

„Wir müssen die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen" - Seehofer erntet für Halle-Aussage heftige Kritik

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat mit seinen Äußerungen über die sogenannte Gamer-Szene im Zusammenhang mit dem Anschlag von Halle viel Kritik auf sich gezogen. Seehofer sagte der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" zur möglichen Bedeutung der Computerspiele im Zusammenhang mit der Tat, "das Problem ist sehr hoch. Wir müssen die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen". Der Attentäter von Halle, Stephan B., galt als Teil der Gamer-Szene.

Seehofer sagte der ARD-Sendung, die am Sonntagabend ausgestrahlt werden sollte, viele der potenziellen Täter kämen aus der Szene und würden sich Simulationen geradezu als Vorbild nehmen. Deshalb müsse genau hingeschaut werden, ob es noch um ein Computerspiel gehe "oder eine verdeckte Planung für einen Anschlag". Die Aussagen sind in einem von der ARD vorab auf Twitter veröffentlichten Ausschnitt des Interviews zu hören.

Rezo greift Seehofer für Halle-Äußerung zu Gamern an: „Wie kann man seinen Job so sehr verkacken?“

Der Deutsche Kulturrat wies die Äußerungen zurück. Diese verstellten die Sicht auf das wirkliche Problem. "Nicht Games, sondern der Rechtsextremismus ist das Problem", erklärte der Geschäftsführer des Spitzenverbands der Kulturverbände, Olaf Zimmermann.

Auch er im Europawahlkampf durch sein Video "Die Zerstörung der CDU" bekannt gewordene YouTuber Rezo kritisierte Seehofer für seine Aussagen auf Twitter heftig: „Wie kann man seinen Job immer und immer wieder so sehr verkacken? Er und seine Crew sind echt so krass inkompetent. Das wichtigste: Klärt eure Eltern und Großeltern auf, dass niemand mehr diese Partei wählt. Sonst geht es immer weiter mit solchen Doofies in Machtpositionen.“

Verband der deutschen Games-Branche wirft Seehofer Unkenntnis vor

Der Verband der deutschen Games-Branche, Game, sprach von einem Generalverdacht durch den Bundesinnenminister. Dies zeuge "vor allem von Unkenntnis und Hilflosigkeit und lenkt von den wirklichen gesellschaftlichen und politischen Ursachen für solche Taten ab", erklärte Game-Geschäftsführer Felix Falk.

Eigentlich müsse längst klar sein, dass so wenig wie Filme und Bücher auch Computerspiele für Hass und Gewalt verantwortlich gemacht werden können, erklärte Falk weiter. "Der Bundesinnenminister sollte nicht hilflos einem Medium und dessen Community die Schuld geben, sondern aktiv die gesellschaftlichen Probleme der Radikalisierung und zunehmenden Fremdenfeindlichkeit angehen, die zu solchen furchtbaren Taten wie in Halle führen."

Auch Christian Lindner mit Kritik an Horst Seehofer

B. hatte seinen Anschlag gefilmt und die Aufnahmen auf der Gaming-Plattform Twitch live übertragen. Das Portal ist eigentlich dafür gedacht, dass Spieler anderen live zeigen, wie sie ein Videospiel spielen. Sein Twitch-Konto hatte B. erst kurz vor dem Angriff eingerichtet.

FDP-Chef Christian Lindner erklärte zu den Seehofer-Äußerungen, "mir fallen so viele Maßnahmen ein, die ergriffen werden sollten, um gegen Rechtsextremismus vorzugehen - die Gamerszene unter Generalverdacht zu stellen, ist keine davon."

AFP

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