1. Startseite
  2. Politik

Schräg, aber fair? Grüner gegen Bäume - Hofreiter ist‘s bei der Bahn ZU grün

KommentareDrucken

Schräg, aber fair? Grüner gegen Bäume - Hofreiter ist‘s bei der Bahn ZU grün
Alle Augen auf Toni Hofreiter: Szene aus „Hart aber fair“ am Montagabend in der ARD. © Screenshot: ARD-Mediathek

„Wenn mir jetzt einer mit Naturschutz daherkommt... “ - eine Bahn-Debatte bei „Hart aber Fair“ liefert vor allem Erwartbares. Abgesehen von einer Forderung Toni Hofreiters.

Berlin - Für einige ist sie alternativlos, für andere zumindest vom Prinzip her angenehmer als Auto oder Flugzeug - und am Ende jammern fast alle, die sie nutzen: Die Deutsche Bahn. Am Montag war das Staatsunternehmen ausnahmsweise nicht nur Small-Talk-Thema auf ICE-Stehplätzen, sondern auch im TV. ARD-Talker Frank Plasberg fragte, was die Bahn denn nun sei, der händeringend gesuchte Klimaretter oder doch nur ein Nervtöter.

Deutsche Bahn bei Plasberg: „Klimaretter und Nervenkiller“

Diese Frage war schnell geklärt: "Sie ist Klimaretter und Nervenkiller", fasste es der BahnCard-100-Besitzer und professionelle Witzemacher Micky Beisenherz zusammen. Der Rest der Debatte zeigte ein gewisses Maß an Planlosigkeit auf vielen Seiten, lieferte aber immerhin einen bemerkenswerten TV-Moment.

Bis es zu diesem kam, durfte sich Bahnchef Richard Lutz den bekannten Strauß an Klagen anhören: Von kaputten Zugtoiletten über mangelnde Pünktlichkeit und fehlende Informationen für festsitzende Bahnkunden bis zum Schwund an Streckenkilometern.

Hier und da relativierte Lutz, verwahrte sich auch mal mit beinahe philosophischem Argument gegen den Vorwurf der Anwendung von Taschenspielertricks - ein Zug, der nicht komme, könne auch nicht unpünktlich sein, erklärte Lutz mit Blick auf die offiziellen Statistiken der Bahn. Am Ende blieb von seiner Seite aber ein Mantra: Die Bahn müsse „besser werden“. 

Hart aber fair (ARD): GroKo-Kritik auch in Sachen Deutsche Bahn

Auch die Diskussion über die politischen Hintergründe der Bahn-Misere lieferte Erwartbares. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nahm wenig überraschend die Regierung in die Pflicht. „Das System wird seit Jahren auf Verschleiß gefahren“, polterte er. Zugleich sei das Schienensystem um 6.000 Kilometer geschrumpft.

Natürlich gab es Kontra aus den Reihen der GroKo-Parteien. Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) warf Hofreiter ein „Bashing“ der Bundesregierung vor. Nun müsse eben einfach angepackt werden. Nun stünden Milliarden aus dem Klimapaket bereit. Hofreiter ist nicht beeindruckt: Lippenbekenntnis höre er schon lange, meinte er sinngemäß - besser geworden sei halt nichts. Tatsächlich droht der Bahn ohnehin ein Milliarden-Loch.

Video: Deutsche Bahn - doppelt so viele Passagiere bis 2030

„Hart aber fair“: Hofreiter liefert denkwürdigen Grünen-TV-Moment

Hofreiter war es dann vorbehalten, für besagten denkwürdigen Moment zu sorgen. Er sagte - anders als zuletzt Parteichef Robert Habeck - nichts Falsches. Dennoch klang seine Aussage aus dem Munde eines Grünen-Politikers äußerst bemerkenswert. Was Hofreiter offensichtlich auch bewusst war.

Mit Blick auf die Unwetteranfälligkeit der Bahn wurde der Oberbayer sarkastisch. „Die Bäume robben sich heimlich vor einem Sturm ran und schmeißen sich dann aufs Gleis“, witzelte er. Seine Forderung: Die Bäume müssen weg vom Gleis. Die Rechtfertigung schob Hofreiter gleich hinterher: „...und wenn mir jetzt einer mit dem Naturschutz daherkommt, dann kann man auch nur noch schreiend davonlaufen! Denn wenn man das alles rechtzeitig macht, dann steht da nämlich keine hundertjährige Eiche am Gleis.“

Bahn Thema bei „Hart aber fair“: Hofreiter will „Lebensgrundlagen retten“

Auch seine Forderung nach Investitionen in einen Bahn-Ausbau untermauerte Hofreiter mit Grundsatz-Argumenten: "Wir machen das Ganze ja nicht, weil wir irgendwelche Leute ärgern wollen. Wir machen das, weil wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen retten wollen und müssen." Eine Ansicht, die er dieser Tage mit so einigen wild entschlossenen Aktivisten teilt.

Spannend bleibt die Frage, wie Hofreiter handelt, sollte er eines Tages in einer schwarz-grünen Regierung den glücklosen Andreas Scheuer (CSU) beerben. Plasberg moderierte den Grünen schon mal als möglichen künftigen Verkehrsminister an. Hofreiter winkte zwar ab - wie eine definitive Absage wirkte das aber nicht. 

Einstweilen hatte Hofreiter einen Tipp für Bahnfahrer parat: In überfüllten Zügen schnell einen Platz im Bordbistro suchen. Ob auch Scheuer diesen Kniff anwandte, als er zuletzt in einen knallvollen Ersatzzug steigen musste - es ist nicht überliefert.

Für Scheuers CSU läuft unterdessen auch im heimischen Bayern verkehrstechnisch bei weitem nicht alles rund: Zuletzt gab es harsche Kritik am ÖPNV auf dem bayerischen Land, außerdem könnte Verkehrsminister Scheuer nun vor dem Aus stehen, wie Merkur.de* berichtete. Dort war auch von einem bemerkenswerten Eklat bei einer Autobahneröffnung zu lesen.

„Hart aber fair“-Zuschauer schon vor der Sendung empört - „Schämt euch!“

fn

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Auch interessant

Kommentare