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Entsetzen über „Hart aber fair“: Plasberg verhält sich fragwürdig - ARD-Sprecher nimmt Stellung

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Heftige Kritik gibt es für Moderator Frank Plasberg, Co-Moderatorin Brigitte Büscher, die für die Zuschauerreaktionen zuständig ist, und das „Hart aber fair“-Team.
Heftige Kritik gibt es für Moderator Frank Plasberg, Co-Moderatorin Brigitte Büscher, die für die Auswahl der Zuschauerreaktionen zuständig ist, und das „Hart aber fair“-Team. © Screenshot ARD

Frank Plasberg will in seiner „Hart aber fair“-Sendung Antisemitismus diskutieren - doch er und sein Team sehen sich schnell selbst Vorwürfen ausgesetzt. Jetzt reagierte der Sender.

Update vom 29. Dezember 2019: Einmal mehr steht „Hart aber fair“ in der Kritik - diesmal aufgrund einer Auswertung der Gästeauswahl im Jahr 2019.

Entsetzen über „Hart aber fair“: Plasberg verhält sich fragwürdig - ARD-Sprecher nimmt Stellung

Update vom 16. Oktober 2019: Nach den schweren Vorwürfen gegen Frank Plasberg, seine Co-Moderatorin Brigitte Büscher und das „Hart aber fair“-Team hat nun die ARD Stellung bezogen. Ein Sprecher des Senders verteidigte das Vorgehen nach höchst fragwürdigen Zuschauerbeiträgen zum Thema Antisemitismus. Er sagte auf Bild-Anfrage: „Ein Prinzip der Sendung lautet: Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft – insofern war es richtig, die kritisierten Zuschauer-Posts zu zeigen.“

Und doch gibt es weiter heftige Kritik am Vorgehen von Plasberg, nachdem „Zuschaueranwältin“ Büscher mehrere Zuschauerkommentare vorgelesen hatte, in denen unter anderem gefordert wurde, mit dem „Judenthema“ aufzuhören, das schüre nämlich nur Hass. Anders ausgedrückt: Die Juden würden selbst den Hass provozieren und seien selber schuld. 

Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, kritisierte gegenüber Bild vor allem, dass Plasberg keine Erwiderung seiner Gäste auf diese Meinungen zuließ: „Seinen Gästen dann noch kritische Kommentare zu verbieten, setzt dem Ganzen die Krone auf.“ In einer weiteren Sendung von „Hart aber fair“ ging es stattdessen um die GroKo - und ob sie denn überhaupt noch handlungsfähig ist.

„Hart aber Fair“ (ARD): Antisemitismus-Eklat um Frank Plasberg und sein Team

München - Der brutale Anschlag von Halle hat ganz Deutschland bewiesen, dass Antisemitismus immer noch ein Problem ist, mit dem das Land zu kämpfen hat. So nahm sich auch die ARD-Sendung „Hart aber Fair“ das Thema vor: „Wieder da oder nie wirklich weg: Wie stark ist der Judenhass in Deutschland?“

Moderator Frank Plasberg und sein Team jedoch müssen sich jetzt jedoch Vorwürfe gefallen lassen, nicht entschlossen genug mit einigen Zuschauerbeiträgen umgegangen zu sein, die Antisemitismus in Deutschland herunterspielten. Seine Co-Moderatorin Brigitte Büscher, die als „Sidekick“ für die Auswahl und Vorstellung der Zuschauerbeiträge verantwortlich ist, steht ebenfalls in der Kritik.

„Zeit“-Redakteur Lars Weisbrod echauffierte sich bei Twitter. „Das Attentat ist erst ein paar Tage her und Hart aber Fair sendet diesen antisemitischen Dreck quasi unkommentiert als ‚Zuschauermeinung‘“, schreibt er. „Was geht eigentlich bei euch im Kopf vor, Junge?“

„Hart aber fair“ (ARD): Moderator Frank Plasberg hindert Michel Friedman an Reaktion

Die Zuschauerin Gisela Holl hatte folgenden Beitrag an die Sendung gesendet, der ausgestrahlt wurde: "Vielleicht sollte man das Judenthema etwas zurücknehmen, denn genau das schürt Hass. Wir wissen um unsere Vergangenheit, die Kinder bekommen es in der Schule auch eingetrichtert und gut ist's."

„Judenthema schürt Hass“, „in der Schule eingetrichtert“, „gut ist‘s“: Die Nutzerin will Antisemitismus klar herunterspielen.

Ein jüdischer Studiogast, Michel Friedman, wollte zu einer Reaktion ansetzen, doch Plasberg hinderte ihn daran. "Ich weiß, dass Sie gerade schwer atmen“, so Plasberg zu Friedman.

Auch in der Talkrunde von Sandra Maischberger kam es zu einem Ausraster-Vorfall. Ein Kabarettist beschimpfte Donald Trump. Zuschauer reagierten empört.

Frank Plasberg bei „Hart aber fair“: „Wir lassen das einfach mal stehen“

„Wir lassen das einfach mal stehen, das ist eine Zuschauerdiskussion, mitten aus Deutschland an einem Montagabend“, kommentierte der Moderator. Das ARD-Team und Plasberg zeigten keine eigene Reaktion oder eine Einordnung des antisemitischen Tweets.

Dafür setzte es im Web viel Kritik. Doch für das Team von „Hart aber Fair“ war diese Reaktion offenbar ausreichend: „Dieser Post fand sofort eine adäquate Antwort und war eingebettet in eine kluge und intensive Diskussion. Ihn ohne die ganze Sendung zu diskutieren, ist falsch und unfair“, schrieb die ARD-Sendung über ihren offizellen Twitter-Account.

Moderator Frank Plasberg (r.) und seine Gäste diskutierten über das Thema Antisemitismus.
Moderator Frank Plasberg (r.) und seine Gäste diskutierten über das Thema Antisemitismus. © ARD

Auch bei einem zweiten verharmlosenden Tweet verfehlten es Plasberg und sein Team, adäquat zu reagieren. Twitter-NuFrank Duzella schrieb: "Wir haben nicht mehr 1939 und unsere Generation hat nix damit zu tun. Wir haben 2019 und genug neue Probleme auf der Welt und in Deutschland."

Journalist Tibor Martini drückte seine Wut und Verwunderung über die ARD bei Twitter aus: „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Beim Kleinreden der Shoah als ‚Judenthema‘? Bei der Täter-Opfer-Umkehr der Shoah, die ‚Hass schüre‘? Beim wilden Vermischen von Shoah und Halle-Attentat? Und wie kommt die ARD darauf, so etwas einzublenden?“

Nico Lumma, ebenfalls Journalist, kommentierte: „Plasberg ist ein geistiger Brandstifter. Alles für die Quote.“

Vorwürfe gegen „Hart aber fair“: Team schweigt sich nach antisemitischen Beiträgen aus

Die „Zuschaueranwältin“ der Sendung, Brigitte Büscher, zeigte als Reaktion auf Duzellas Text lediglich den Beitrag einer andere Nutzerin, deren Meinung der von Duzella widersprach. Eine eigene Einordnung der Verharmlosung fehlte abermals.

Auf den Facebook-Profilen der beiden Nutzer ist zu erkennen, dass sie Anhänger der AfD bzw. des österreichischen Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache sind. Dies blieb von der ARD-Redaktion unerwähnt.

Neben Friedman hatte Plasberg unter anderem den SPD-Sicherheitspolitiker und den niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius und den jüdischen Gastronomen Uwe Dziuballa eingeladen.

Dziuballa gab zu, sich mit dem alltäglichen Judenhass arrangiert zu haben. "Die Verrohung der Worte hat zugenommen", sagte er. Diese Ausgabe von „Hart aber Fair“ konnte ihm leider nicht das Gegenteil beweisen.

cg

In nächster Zeit wird sich Frank Plasberg gezwungenermaßen von jeglicher Kritik fernhalten. Der Talk-Master ist erkrankt und fällt lange aus. Vertreten wird er von Susan Link, die in ihrer ersten Sendung direkt an ein heikles Thema gerät.

„Wenn mir jetzt einer mit Naturschutz daherkommt... “ - eine Bahn-Debatte bei „Hart aber Fair“ liefert vor allem Erwartbares. Abgesehen von einer Forderung Toni Hofreiters.

Bernd Lucke wird bei „maischberger.die woche“ scharf kritisiert. Der AfD-Gründer will das nicht so stehen lassen.

„Hart aber fair“-Zuschauer schon vor der Sendung empört - „Schämt euch!“ In einer anderen Sendung von „Hart aber fair“ empört die Aussage einer deutschen Ärztin, die sich hierzulande nicht behandeln lassen würde.

„Hart aber Fair“: Zwischen Machtdemonstration, teurer PR-Show und Ausdruck von Diskriminierung: Was bringt die staatliche Offensive gegen hauptsächlich arabische Clans wirklich? 

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