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Israeli verrät nach antisemitischer Attacke: „Bin nicht jüdisch“

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Prenzlauer Berg
Tatort Berlin: An der Ecke Lychener Straße/Raumerstraße sollen zwei Kippa tragende Männer antisemitisch beleidigt worden sein. © dpa / Paul Zinken

Das Video hatte für Aufsehen gesorgt. Darauf war zu sehen, wie ein junger Mann mit einer Kippa antisemitisch beleidigt wurde. Nun verrät das Opfer, dass es gar nicht jüdisch ist.

Berlin - Der in Berlin antisemitisch attackierte Israeli ist kein Jude. „Ich bin nicht jüdisch, ich bin Israeli, ich bin in Israel in einer arabischen Familie aufgewachsen“, sagte der 21-Jährige am Mittwoch in einem Interview der „Deutschen Welle“. Die Kippa habe er als Experiment getragen. Ein Freund habe ihn gewarnt, man sei in Deutschland nicht sicher, wenn man eine Kippa trage. Das habe er nicht geglaubt, erklärte der Mann weiter. Drei Männer beleidigten ihn und seinen 24 Jahre alten deutschen Begleiter, der ebenfalls eine Kippa trug, am Dienstagabend in Prenzlauer Berg heftig. Einer der Männer schlug schließlich mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein.

Der Attackierte filmte den Angriff. „Ich wollte einen Beweis für die Polizei haben und, dass die Deutschen sehen, ja im Grunde, dass die Welt sieht, wie schrecklich es ist, in diesen Tagen als Jude durch Berlins Straße zu laufen.“

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Merkel spricht von „schrecklichem Vorfall“

Derweil bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem Angriff ihre Entschlossenheit im Kampf gegen Antisemitismus. Es sei ein „schrecklicher Vorfall“, sagte die Kanzlerin am Mittwoch in Bad Schmiedeberg nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer. „Der Kampf gegen antisemitische Ausschreitungen muss gewonnen werden.“ Merkel verwies darauf, dass es sowohl unter deutschen Staatsbürgern als auch unter Arabischstämmigen Antisemitismus gebe. Dagegen müsse „mit aller Härte und Entschlossenheit“ vorgegangen werden.

Der Angriff fällt in eine Zeit, in der sich Berichte über antisemitische Vorfälle häufen. In Berlin wurde eben erst der Fall einer Schülerin bekannt, die von muslimischen Mitschülern wegen ihrer jüdischen Religion beschimpft wurde. Im Dezember wurde ein jüdischer Restaurantbesitzer von einem Deutschen antisemitisch beleidigt. Arabische Demonstranten verbrannten bei einer Kundgebung israelische Flaggen. Die Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) zählte im vergangenen Jahr 18 Angriffe und 23 konkrete Bedrohungen. Die Jüdische Gemeinde schätzt, dass 20.000 Juden in der Hauptstadt leben. In Niederbayern wurde eine junge Mutter beleidigt und mit einem Stein beworfen, berichtet Merkur.de*

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Zentralrats-Präsident sieht „Bedrohungspotenzial“ vor allem in Städten

Am Mittwoch trafen sich die deutschen Kultusminister mit dem Zentralrat der Juden zu Beratungen über Übergriffe in Schulen. Zentralrats-Präsident Josef Schuster sprach von einem „Bedrohungspotenzial“ vor allem in Städten.

Außenminister Heiko Maas und Justizministerin Katarina Barley (beide SPD) verurteilten die neue Tat als „unerträglich“. Maas sagte der Funke Mediengruppe: „Juden dürfen sich bei uns nie wieder bedroht fühlen.“ Barley meinte: „Das ist eine Schande für unser Land.“ Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte: „Antisemitismus gehört nicht zum Berlin, in dem wir leben wollen.“

In der Allianz Arena wurde am Freitag ein Mann verhaftet. Dort spielte an dem Abend der FC Bayern gegen Berlin. Der Mann beschimpfte vorher einen Juden antisemitisch.

dpa

In Berlin wurde ein 21-Jähriger von einem Unbekannten ins Gesicht geschlagen, weil er sich auf Hebräisch unterhielt.

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