Auch in den aktuellen Umfragen liegen Likud und Kachol Lavan wieder dicht beisammen. Somit ist noch nicht absehbar, welche Partei als Sieger aus der Wahl hervorgeht. Die Fakten alleine lassen vermuten, dass die Neuwahlen im September ähnlich ablaufen werden wie die vorherigen Neuwahlen:
Es treten mit Amtsinhaber Benjamin Netanjahu und Herausforderer Benjamin Gantz dieselben Spitzenkandidaten an. Allerdings hat die Skepsis gegenüber Netanjahu zugenommen. Gegen ihn halten sich Korruptionsvorwürfe. Es gibt Anzeichen, dass die Bildung einer Koalition scheitern könnte.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, habe die Regierungspartei Likud gute Chancen, ohne Netanjahu weiterzuregieren. Mit ihm an der Spitze scheint es aber nicht möglich zu sein.
Die Knesset ist das israelische Parlament und hat 120 Abgeordnete. Um die Mehrheit zu erreichen, muss also eine Koalition mit mindestens 61 Abgeordneten gebildet werden. Die Knesset setzt sich proportional anhand des Wahlergebnisses zusammen. Direktkandidaten wie in Deutschland gibt es somit nicht. Alle Parteien treten landesweit an. Sie schließen sich häufig in Listen zusammen.
Israel hat ein parlamentarisches Regierungssystem. Das bedeutet, dass das Parlament den Regierungschef (Premierminister) aus seiner Mitte heraus wählt. Die Knesset wählt zudem alle sieben Jahre den Staatspräsidenten.
Den Einzug in das Parlament schaffen traditionell viele Parteien. Aktuell sind elf Parteien mit Abgeordneten in der Knesset vertreten, die sich zu Fraktionen zusammenschließen. Um einer weiteren Fragmentierung vorzubeugen, wurde eine Sperrklausel von 3,25 Prozent etabliert.
Wahlberechtigt sind alle israelischen Staatsangehörige, die ihren Wohnsitz in Israel und das 18. Lebensjahr vollendet haben. Ein Briefwahlrecht ist zwar vorhanden, es schließt allerdings große Teile der Bevölkerung aus. Es gilt nur für Soldaten, Diplomaten und Seepersonal. Bei der Parlamentswahl im September 2019 sind etwa 6,34 Millionen Menschen wahlberechtigt. Der Wahltag ist immer ein nationaler Feiertag. Das reduziert die Hürden, sein Wahlrecht wahrzunehmen.
Jeder Wähler hat eine Stimme. Die Wähler müssen kein Kreuz setzen, um ihre Stimme zu verteilen. Sie finden in den mehr als 11.000 Wahllokalen vorgefertigte Zettel mit den Bezeichnungen der 40 Parteien vor. Sie müssen in der Wahlkabine den passenden Zettel auswählen und in einen Umschlag stecken, den sie dann in die Wahlurne werfen. Laut Spiegel entstehen auf diese Weise bei jeder Wahl 250 Tonnen Müll.
Weil das Parteiensystem stark fragmentiert ist und häufig eine große Anzahl unterschiedlicher Parteien ins Parlament einzieht, sind die Parteien bei der Regierungsbildung darauf angewiesen, eine Koalition zu bilden. Es hat bislang noch keine Partei die absolute Mehrheit erreichen können, die notwendig ist, um ohne Partner zu regieren.
Wie das Portal Israelnetz.com berichtet, werden bei der Wahl im September deutlich weniger Parteien antreten als bei der vorherigen Wahl. Einige kleine Parteien, die im April nicht den Einzug ins Parlament geschafft haben, verzichten nun auf eine Kandidatur.
Die aussichtsreichsten Parteien und Listen sind:
Es sind die Parteichefs, die als Spitzenkandidaten ins Rennen gehen. Für die rechtskonservative Partei Likud tritt Benjamin Netanjahu an. Netanjahu ist inzwischen mehr als 13 Jahre im Amt. Nach seiner ersten Amtszeit (1966 bis 1999) kehrte er 2009 an die Spitze der Regierung zurück. Seit Ende Juli ist er der längste amtierende Ministerpräsident Israels. Weil es Korruptionsvorwürfe gegen ihn gibt, steht der 69-Jährige unter Druck. Benjamin Netanjahu strebt weiterhin die Annektion des Jordantals an. Damit könnten alle Aussichten auf Frieden zwischen Israel und Palästina in weite Ferne rücken.
Benjamin Gantz ist der Spitzenkandidat der Partei Chosen LeJisra’el, die er Ende 2018 gegründet hatte. Sie tritt gemeinsam mit Jesch Atid und Telem in der Liste Kachol Lavan an. Die Liste hatte zwar im April gegen die aktuelle Regierungspartei noch das Nachsehen, doch der ehemalige Generalstabschef der israelischen Streitkräfte stellt sich nun erneut der Wahl.
Man darf gespannt sein, welches Ergebnis der 17. September 2019 hervorbringt.