Ekrem Imamoglu hatte vor der Wahl angekündigt, dass er das „System der Verschwendung“ schnell beenden wolle. Er will dafür sorgen, dass die Stadtverwaltung nicht länger „gewissen Individuen, Vereinen, Stiftungen und Gemeinschaften“ dient. Jedoch muss er vorher erst die Wahl gewinnen. Die AKP will einen erneuten Sieg des CHP-Kandidaten jedoch verhindern und ist sich auch für plumpe Schmutzkampagnen nicht zu schade.
Wie n-tv berichtet, versuchen sie ihn als Griechen darzustellen, um so die Stimmen der Nationalisten zu gewinnen. Imamoglu stammt aus der Provinz Trabzon, die in der Nähe des Schwarzen Meeres liegt und in der Antike von Griechen regiert wurde. Nurettin Canikli, stellvertretender Vorsitzender der AKP sagte: „Die Griechen sagen, dass Ekrem Imamoglu Grieche ist. Es gibt viele Fragen und Zweifel. Du solltest beweisen, dass dein Geist, dein Herz und deine Gedanken bei der türkischen Nation sind.“
Viel brachten die Kampagnen jedoch nicht, in den Umfragen liegt Imamoglu mit gut 180.000 Stimmen vor dem Kandidaten der konservativen Regierungspartei in Führung. Die heiße Phase des Wahlkampfes hat längst begonnen. Der Höhepunkt wird das TV-Duell der beiden Kandidaten Binali Yildirim und Ekrem Imamoglu am 16. Juni sein.
Es wird zum ersten Mal seit 17 Jahren ein politisches Duell im TV zu sehen geben. Erdogan und seine Partei sind solchen Duellen bislang immer aus dem Weg gegangen. Zu groß war die Gefahr, die Mehrheit aufs Spiel zu setzten. Der Machtapparat forcierte bislang die Strategie die Presse aufzukaufen und auf Linie zu bringen. Als kürzlich Imamoglu live im TV interviewt wurde, wurde das Gespräch abgebrochen, als er auf die Korruption zu sprechen kam. Das TV-Duell kann also mit Spannung erwartet werden, genauso wie die Wahl am 23. Juni.
Auch interessant: Bei einem Wahlkampfauftritt hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach dem Anschlag auf eine Moschee in Neuseeland, das Mord-Video von Christchurch öffentlich und unzensiert auf einer Großleinwand gezeigt. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Christchurch-Attentäter hat nun begonnen. Er plädierte auf „nicht schuldig“.
Der Grünen-Politiker Cemal Bozoğlu wird die Wahl in Istanbul vor Ort beobachten. Er glaubt, dass es bei einer Niederlage schwer für die Erdogan-Partei AKP wird, noch lange an der Macht zu bleiben. Wir haben mit dem gebürtigen Türken gesprochen.
Die Stadt Istanbul stand unlängst außerdem wieder in den Schlagzeilen, weil ein Busfahrer dort in eine Haltestelle gerast ist und danach auch noch ein Messer gezückt hat.
Währenddessen hat die Türkei angekündigt, sieben deutschstämmige IS-Kämpfer nach Deutschland abzuschieben.
md