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„Rollender Kopf ohne Erklärung“: Paukenschlag um den Papst - Kardinals-Aus wegen Kirchen-Skandal?

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Kardinal Giovanni Angelo Becciu - im Hintergrund Papst Franziskus (Archivbild).
Ex-Kardinal Giovanni Angelo Becciu - im Hintergrund Papst Franziskus (Archivbild). © Andreas Solaro/AFP

Im Vatikan hat sich Ungewöhnliches ereignet: Ein Kardinal ist zurückgetreten. Die Gründe sind unklar - doch die Presse lobt schon Papst Franziskus‘ harte Hand.

Rom - Es ist ein äußerst ungewöhnlicher Schritt: Kardinal Angelo Becciu ist von seinem Amt als Präfekt der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten. Er verzichtet auch auf seine Rechte als Kardinal.

Das gab Presseamt des Vatikans am Donnerstag bekannt. Für den Rückzug des 72-jährigen Italieners wurde keine Begründung genannt. Italienische Medien brachten den Schritt in Zusammenhang mit einem Skandal um eine Investition des Vatikans in eine Luxusimmobilie im Zentrum Londons. In der Mitteilung hieß es nur, Papst Franziskus habe den Abtritt am Donnerstag angenommen.

Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Kardinal an - Rätselraten um die Hintergründe

Ein solcher Kardinalsrücktritt ist eine sehr seltene Sache. Zunächst war auch nicht ganz klar, ob Becciu zumindest den Titel, wenn auch nicht die Rechte, weiter behalten würde. In der Regel ist eine Entlassung aus diesem Stand nach Expertenangaben innerkirchlich nicht vorgesehen. Zu seinem Rückzug befragt, sagte der ehemalige Kirchendiplomat der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos nur: „Ich ziehe es vor, zu schweigen.“

In einer früheren Tätigkeit im Staatssekretariat, der zentralen Bürokratie des Vatikans, beaufsichtigte Becciu das umstrittene Immobiliengeschäft. Die Staatsanwälte des Vatikans untersuchen es seit einiger Zeit. Im Juni nahmen Ermittler Gianluigi Torzi, einen in London ansässigen italienischen Finanzier, fest. Er hatte den Berichten zufolge als Mittelsmann fungiert, als der Vatikan versuchte, die volle Kontrolle über das Objekt zu erlangen. Torzi, der jegliches Fehlverhalten bestreitet, wurde der Erpressung, Veruntreuung, des schweren Betrugs und der Geldwäsche beschuldigt. Nach einigen Tagen kam er gegen Kaution frei.

Papst nach Kardinalsrücktritt von Becciu im Fokus: Presse lobt „harte Hand“

In der italienischen Presse schlägt der Vorfall hohe Wellen. So verglich die Zeitung La Repubblica die Geschehnisse mit der „Sowjetzeit“, „wo die Aktionen und Intrigen im Kampf um die Macht mit rollenden Köpfen endeten, ohne eine Erklärung oder nur mit knappen Mitteilungen, die Raum für jegliche Spekulation ließen“. Die Rolle des Papstes sieht das Blatt aber positiv: Franziskus zeige „harte Hand gegen Korrupte und Korrumpierbare“.

In Deutschland stand Franziskus hingegen zuletzt in der Kritik - Grund war eine Anweisung für Deutschland. Vorgänger Benedikt war ebenfalls nicht über alle Kritik erhaben, feierte zuletzt aber dennoch einen Rekord. (dpa/fn)

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