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Lanz ermahnt CDU-Politiker: „Werden Sie nicht so aggressiv“

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Markus Lanz (l.) grillt Carsten Linnemann (CDU, r.) in Bezug auf die Personaldebatte.
Markus Lanz (l.) grillt Carsten Linnemann (CDU, r.) in Bezug auf die Personaldebatte. © Screenshot ZDF

Zur möglichen Kanzlerkandidatur von Annegret Kramp-Karrenbauer wollte es Markus Lanz genau wissen. Bei CDU-Mann Carsten Linnemann ließ er nicht locker.

Hamburg - In den kommenden Wochen muss Markus Lanz wohl eine Reihe über Spitzenpolitiker der CDU in seinen TV-Talk einführen. Setzte er doch dem stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Carsten Linnemann im ZDF-Talk derart die Daumenschrauben an, dass dieser sich mehrmals nicht anders zu helfen wusste, als auf seine Kollegen zu verweisen: „Dann laden Sie Herrn Brinkhaus doch ein und fragen Sie ihn“, sagte er. Oder: „Annegret Kramp-Karrenbauer“. Und am besten auch noch Julia Klöckner und Michael Kretschmer.

Die Themen auf der Agenda sind so vielfältig wie das CDU-Krisenspektrum: Personaldebatte, das Versagen der Partei in Reaktion auf das Rezo-Video, reaktionäre Politik ohne eigene Anreizsetzung - und im Allgemeinen das Nichtverstehen der jungen Wählergeneration. 

Diskussion bei Markus Lanz (ZDF): AKK als Kanzlerkandidatin? Personaldebatte in CDU

Markus Lanz beginnt in medias res mit der Personaldebatte: „Hat Herr Brinkhaus einen Fehler gemacht, als er Annegret Kramp-Karrenbauer als Kanzlerkandidatin vorgestellt hat?“ Der Moderator sticht mit dieser Frage in das Wespennest, in das sich die CDU verwandelt hat. Zumindest seit dem Vorstoß von Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus, in dem er die angeschlagene CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer als Kanzlerkandidatin vorschlug, und damit eine heftige Personaldebatte ausgelöst hat. Linnemann ist Friedrich Merz-Anhänger. So hat Lanz ihn zu Beginn der Sendung auch vorgestellt. Er weicht aus. 

Die SPD führe ja nun mehrere Personaldebatten und das über einen langen Zeitraum. Das bringe der Partei nun bekanntlich keine Vorteile, so Linnemann. „Und jetzt macht die CDU das auch“, wirft Lanz den Ball unbeirrt wieder in Richtung der Christdemokraten. „Nun ja, Herr Brinkhaus macht das jetzt auch“, sagt Linnemann. „Also hat Herr Brinkhaus einen Fehler gemacht“, hakt Lanz nach. Linnemann versucht der Frage mit einer Sport-Analogie zu entkommen: „Der HSV hat in den letzten Jahren 20 Trainer gehabt, und der Erfolg ist irgendwie ausgeblieben…“

CDU-Personaldebatte um AKK: Wer kommt als Kanzlerkandidat in Frage?

„Ich übersetze immer Politikersprech in Deutsch“, formuliert Lanz süffisant und lässt Linnemann nicht vom Haken: „Ich übersetze für Sie: Es war ein Fehler von Ralph Brinkhaus!“ Linnemann, sichtlich in Bedrängnis, beginnt einen Satz, bricht ihn ab. „Das ist wieder so eine typische Lanz-Frage“, kontert er und gibt sich schließlich geschlagen: „Es war kein Fehler.“ Die Debattenlage habe gezeigt, dass viele widersprochen hätten und Ralph Brinkaus sei jemand, der Sachdebatten immer wieder einfordere. 

„Wäre Armin Laschet eigentlich ein guter Kanzlerkandidat?“, fragt Lanz. „Die Frage stellt sich jetzt nicht“, gibt sich Linnemann steif. „Ich finde, Jens Spahn ist auch ein guter Kanzlerkandidat. Annegret Kramp-Karrenbauer ist auch eine gute Kanzlerkandidatin. Markus Lanz vielleicht auch!“ „Nein! Ganz sicher nicht!“ sagt Lanz. Die Zuschauer lachen. Währenddessen äußert sich CSU-Ehrenvorsitzender Edmund Stoiber exklusiv gegenüber Merkur.de* ebenfalls zur Kanzlerfrage. Er ist sich sicher: Es braucht eine Urwahl.

Auf Twitter spottet ein Nutzer über Linnemanns Bedrängnis: 

Die Krisendebatte in der CDU belächelt etwa ein anderer: 

Debatte um AKK-Kanzlerkandidatur ist nicht das einzige Problem der CDU 

Da schaltet sich der Spiegel-Journalist und Internetexperte Sascha Lobo ein. Er habe versucht dem Gespräch zu folgen und Linnemann habe „auf jede Frage mit ja, nein und dem Gegenteil geantwortet.“ Diese Form der Kommunikation sei ein Relikt aus dem 20. Jahrhundert - ein Politiker-Sprech, der am Publikum vorbei und auf die Massenmedien zugeschnitten sei. Schließlich könne sich Linnemann jetzt nicht mit seinen ganzen Parteikollegen verkrachen, gibt sich Lobo verständnisvoll. Und trotzdem: So bekomme man keine 15 Millionenen Views auf Youtube. 

Lanz lädt Lobo ein: „Stellen Sie doch die Frage, die Sie heute unbedingt beantwortet haben wollen.“ Und Lobo lässt sich diese Chance nicht nehmen: „Wo bleibt das Video von Philipp Amthor?“ Damit hat auch Linnemann kurzzeitig etwas zu lachen. Doch der Seitenhieb gegen die CDU und ihre hilflos wirkenden Reaktionen auf das Video des Youtube-Stars Rezo bereitet den Weg für Moderator Markus Lanz den Fraktionsvize Linnemann noch tiefer in Diskussionen der CDU-Krisenpunkte zu verwickeln. 

AKK-Personaldebatte, Putin-Affäre, Wahlklatsche - die bunte Palette der CDU-Probleme

Die CDU habe, vor allem auch unter Merkel, aus einer sehr nüchternen Perspektive heraus regiert, sagte Lanz. Bei den Themen habe die Partei jeweils abgewogen, so der Moderator. Jetzt sprengten Parteien mit einem großen Thema die politische Bühne - wie etwa die Grünen mit dem Klimawandel - und würden die Volksparteien von ihren Plätzen drängen. Linnemann widerspricht - und zwar ungewöhnlich scharf und in diesem Talk ausnahmsweise Mal nicht in Bedrängnis. 

Carsten Linnemann (CDU) äußert sich zu dem Treffen von Kretschmer (hinten links) mit Wladimir Putin (hinten rechts).
Carsten Linnemann (CDU) äußert sich zu dem Treffen von Kretschmer (hinten links) mit Wladimir Putin (hinten rechts). © Screenshot ZDF

Linnemann spricht den Grünen zu, die Themen der Zeit erkannt zu haben. Im Gegensatz zu CDU und SPD. Früher sei es um Links und Rechts gegangen. „Die Themen heute sind Oben - Unten, Arm - Reich, Stadt - Land“, konkretisierte Lanz. Linnemann bestätigt das. Die CDU müsse sich in vielen Bereich konkreter aufstellen. 

Auch zu dem Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer beim Russlands Präsidenten Wladimir Putin bezieht Linnemann Stellung. Er könne Kretschmer verstehen, weil eine Sanktionspolitik gegen Russland in Sachsen konkrete und spürbare Folgen habe, trotzdem finde er den Vorstoß falsch: „Völkerrecht sticht wirtschaftliche Interessen.“

Auch hier versucht Lanz alles. Als Linnemann verdeutlicht, Kretschmer sei Ministerpräsident Sachsens, und die Russland-Sanktionen seien dort ein echtes Problem, meint Lanz: „Jetzt werden Sie nicht so aggressiv“, und wirft schnell hinterher: „Ich mache nur Spaß.“

Markus Lanz (l.) fragt Carsten Linnemann (CDU) - versteht er die Kritik an Ernährungsministerin Klöckner?
Markus Lanz (l.) fragt Carsten Linnemann (CDU) - versteht er die Kritik an Ernährungsministerin Klöckner? © Screenshot ZDF

Ähnlich versöhnlich in alle Richtungen und dennoch positioniert äußert er sich auch zur Kritik gegen Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU). Sei ihrem Video mit dem Nestlé-Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch sieht sich Klöckner der Kritik ausgesetzt sieht, sie würde Werbung für bestimmte Unternehmen machen. „Ich hätte mich nicht auf ein Unternehmen konzentriert“, sagt Linnemann, er hätte einfach viele vorbildliche Unternehmen vorgestellt und sich damit vor der Kritik geschützt bestimmte Unternehmen hervorzuheben. 

Markus Lanz (ZDF): Purple Schulz und die 80er Jahre 

In der zweiten Hälfte des Talks geht es vor allem um Purple Schulz. Mit Hits wie „Verliebte Jungs“ und „Ich will raus“ ist der Sänger in den 80er Jahren berühmt geworden. Jetzt geht Purple Schulz mit seiner Band wieder auf Tour. „Wir spielen das ganze Jahr durch. Wenn du es kannst, kannst du es machen.“

nai 

Unterdessen hat Manfred Weber (CSU) bei “Markus Lanz” über seine Kandidatur als EU-Kommissionspräsident gesprochen - und einen emotionalen Auftritt hingelegt.

Die Groko strauchelt. Journalist Steingart sorgt mit einer Aussage zu Neuwahlen noch in diesem Jahr für Furore. Die brisante Info will er aus Kreisen der CDU-Spitze haben. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kritisierte in einem am Freitag veröffentlichten Interview die GroKo - und übte den Schulterschluss mit einem Grünen.

Während die SPD mit einer verheerenden Wahlniederlage kämpft, wird in der Union Kritik an AKK laut. Darüber diskutiert Donnerstagabend Maybrit Illner in ihrer ZDF-Talkshow. Kollegin Anne Will beschäftigt sich am Sonntag einmal mehr mit der GroKo.

Ende Juni pflaumte Lanz die beiden Grünen-Chef Baerbock und Habeck in seiner Sendung an: „Ich mag diesen Unterton nicht“. In einer anderen Ausgabe sorgte tatsächlich der Inhalt eines Gesprächs für Aufsehen. Ein Berliner Oberstaatsanwalt warnte vor dem Niedergang des Rechtsstaats.

Kinder, die kein Deutsch sprechen, sollen nicht zur Grundschule zugelassen werden - so der Vorstoß von Unionsvize Carsten Linnemann. Diese Aussage stößt nun auf scharfe Kritik.

Im ZDF-Talk „Markus Lanz“ schildert eine Seenot-Retterin, wie Mitglieder der libyschen Küstenwache Migranten auspeitschen.

Bei Markus Lanz (ZDF) erntet Gesine Schwan Kritik für ihre Kandidatur um den SPD-Vorsitz. Auch in der Partei ist sie umstritten.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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