Laschet war auf dem Online-Parteitag in der Stichwahl gegen Merz auf 52,6 Prozent der abgegebenen Stimmen inklusive der Enthaltungen gekommen. Merz hatte 47,0 Prozent erhalten. Die Briefwahl war nötig, um die «digitale Vorauswahl» rechtssicher zu machen. Nach dem knappen Ausgang der Stichwahl war intern befürchtet worden, die CDU könne gespalten in das wichtige Wahljahr starten. Merz hatte die Delegierten und alle CDU-Mitglieder am Montag zur Unterstützung des neuen Parteichefs aufgerufen.
Aus Sicht von Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus muss sich die CDU mit ihrem neuen Vorsitzenden nicht neu erfinden. «Die CDU steht für gute Wirtschaftspolitik», sagte er dem «Handelsblatt». «Wir wollen die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sichern - gerade im Sinne der Arbeitsplätze.
CDU-Vize Thomas Strobl sagte nach Informationen aus Teilnehmerkreisen am Freitag im Vorstand der baden-württembergischen CDU, Laschet könne zusammenführen, das habe er in Nordrhein-Westfalen bewiesen. Die Landes-CDU werde ihn dabei vorbehaltlos und tatkräftig unterstützten. Laschet regiere mit NRW erfolgreich und mit höchster wirtschaftlicher Kompetenz ein großes Industrieland. Der neue CDU-Vorsitzende sei ein «Mann der Mitte» - dies sei «angesichts der Gefahren für unsere Demokratie unendlich wichtig». In der baden-württembergischen CDU gibt es zahlreiche Merz-Unterstützer - auch deswegen sind die Aussagen Strobls wichtig.
Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand (PKM) der Unionsfraktion, Christian von Stetten (CDU), sagte der «WirtschaftsWoche»: «Wenn Merz nicht an vorderer Stelle eingebunden wird, sprechen wir nicht von Hunderten Austritten, sondern von Tausenden.» Laschet müsse dafür sorgen, dass im Bundestagswahlkampf wirtschaftsfreundliche Politik im Wahlprogramm lande - «wenn da Druck nötig ist, dann müssen wir den ausüben».
Nach einer Kantar-Umfrage im Auftrag der Funke Mediengruppe sagen 21 Prozent der Befragten, mit Laschet habe die Union die besten Chancen bei der Bundestagswahl, 43 Prozent nennen den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Söder. Spahn kommt auf sieben Prozent, Brinkhaus auf ein Prozent. Zehn Prozent wünschen sich ausdrücklich keinen der vier zur Auswahl gestellten Politiker, weitere 18 Prozent machten keine Angabe.
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CDU-Seite mit den Ergebnissen von Laschet und den anderen Gewählten