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ZDF-Talk „Markus Lanz“: Amerikaner wirft Deutschland „moralische Überheblichkeit“ vor

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ZDF-Talk „Markus Lanz“
ZDF-Talk „Markus Lanz“ am Mittwoch, 8. Januar. © ScreenshotZDF

Im ZDF-Talk „Markus Lanz“ ist am Mittwochabend er Iran-USA-Konflikt auf der Agenda gestanden. Dabei stellte Lanz die Frage nach der deutschen Verantwortung. Krieg oder Diplomatie?

Hamburg - In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse in Nahost überschlagen - und Markus Lanz stellt in seinem ZDF-Talk noch am Mittwochabend brisante Fragen. Das Thema: die Eskalation im Iran-Konflikt. Bei der Lösungssuche dreht es sich im ZDF am Mittwochabend vor allem um die Frage, ob Deutschland sich überhaupt an Kriegen einmischen darf - oder sogar militärisch mehr eingreifen müsste. 

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Markus Lanz: Lage im Iran droht zu eskalieren

Die Ausgangssituation ist komplex: Nachdem die USA den iranischen General Ghassem Soleimani im Irak getötet hatten, reagierte der Iran am Dienstagabend mit Raketenangriffen auf US-Stützpunkte. Die Situation schien außer Kontrolle zu geraten. Vom dritten Weltkrieg war die Rede. Weil der Iran den Irak und die USA zuvor aber über den Angriff informierte, gab es keine Toten. US-Präsident Donald Trump reagierte am Mittwoch auf diesen Angriff deeskalierend und drohte lediglich mit härteren Sanktionen. Im Iran war am Tag der Raketenangriffe außerdem ein ukrainisches Passagierflugzeug abgestürzt. 176 Menschen starben. Die Absturzursache ist noch nicht geklärt. Doch die Fragen, die Lanz im ZDF diskutieren möchte bleiben: Was bedeutet die Eskalation in Nahost nun für Deutschland? Welche Rolle hat Deutschland im Prozess der Stabilisierung der krisengeplagten Region zu spielen? 

An sich stellt Lanz damit die Frage nach Krieg oder Diplomatie - welche Strategie ist die richtige? Plötzlich geht es im ZDF-Talk aber auch darum, ob der Iran lapidar als „Störenfried“ oder „Bösewicht“ bezeichnet werden dürfe, so wie es der Journalist Michael Lüder formuliert. Oder ob man den Iran im Sinne des US-Präsidenten Donald Trump auch in Deutschland als absolute Bedrohung wahrnehmen sollte, wie der Politikwissenschaftler Andrew Denison argumentiert. Eine einfache Lösung im Iran-Konflikt gibt es offenbar nicht. Die Diskussion driftet entsprechend ab, geht über Schuldzuweisungen an George W. Bush, der mit seiner 2002 definierten „Achse des Bösen“ den Graben zum Iran erst aufgetan habe, über die Einmischungen von Russland und der Türkei in Syrien und Libyen, bis hin zur Diskussion um die Anerkennung der Palästinenser Gebiete als souveränen Staat. 

ZDF-Talk „Markus Lanz“: Trump gibt Tötung Soleimanis in Auftrag - „vollkommen richtig“

Schuldige seien in einem derart langen Konflikt, wie er mit dem Iran ausgetragen wird, viele. Das schließt Nahost-Experte Michael Lüders. Die Welt könne im Nahen Osten demnach nicht in Gut und Böse aufgeteilt werden. Soleimani sei mit dem Ziel im Irak gewesen, zwischen Saudi-Arabien und dem Irak zu vermitteln - die Tötung des Generals sei „ganz klarer Mord“ und ein „beispielloser Affront“. Die Ursache für diesen Angriff vermutet der Journalist im amerikanischen Interesse an Rüstungsexporten: „Zehn Prozent der US-Waffenlieferungen gehen nach Saudi-Arabien. Deshalb wäre es aus Sicht der Regierung Trump nicht erfreulich, wenn es jetzt eine Deeskalation gebe. Frieden ist nicht gut für das Geschäft.“ Die EU müsse sich deutlicher gegen die USA stellen. Lüders wünscht sich, dass die Europäer mit Washington „mehr Tacheles“ reden. Indirekt hat er damit doch einen Bösen gefunden: den amerikanischen Imperialismus. 

Konträrer Meinung ist der amerikanische Politologe und Publizist Andrew Denison. Auch er hat einen klaren Bösen identifiziert. Die Tötung Soleimanis sei vollkommen richtig gewesen, argumentiert Denison, denn „man kann nicht mit Don Corleone verhandeln“. Die iranische Regierung setzt er damit Verbrechern gleich. Deutschland solle vielmehr von seiner „moralischen Überheblichkeit“ Abstand nehmen. Die eigenen demokratischen Werte von Freiheit, sozialer Sicherheit und Wohlstand hätten die Deutschen schließlich der Einmischung der USA in den Zweiten Weltkrieg zu verdanken. Und Denison warnt: „Die Amerikaner immer für schuldig zu erklären bringt nichts – die hauen dann irgendwann ab.“

Markus Lanz: Führt Donald Trumps Rhetorik von „America First“ zu einer Entfremdung?

Gregor Gysi (Die Linke), kritisiert die Tötung Soleimanis hingegen als Verstoß gegen das Völkerrecht. Es müsse andere, politische Wege geben, der Konfliktsituation im Nahen Osten Herr zu werden. Auch Pfarrerin Margot Käßmann verwies auf die Alternativlosigkeit internationaler Diplomatie. Sie sieht außerdem vor allem in Trumps „America First“-Rethorik einen Entfremdungsfaktor zwischen den USA und Deutschland. 

Auch Moderator Markus Lanz scheint keine klare Linie in dem komplexen Konflikt-Gespräch zu verfolgen. Er selbst aus der Perspektive persönlicher Erfahrung heraus und berichtet von Reisen in Palästinenser Gebiete und das Aufeinandertreffen mit Milizenführern. Hin- und hergerissen scheint Lanz zwischen den Fragen, ob Deutschland sich militärisch nicht stärker am Weltgeschehen beteiligen müsse - oder gegenüber den USA klarer Nein zur Einmischung in Nahost sagen sollte. „Müsste man nicht reagieren...?“, fragte er immer wieder in die Runde. 

ZDF-Talk „Markus Lanz“: Iran-Konflikt - Die Folgen für Deutschland

Auch bei Maybritt Illner ist der Iran-Konflikt das Thema. Die aktuelle Ausgabe von Maybrit Illner sorgte dagegen bereits im Vorfeld für Kritik - Schuld daran trug aber vielmehr das ZDF-Programm als die Moderatorin.Im Dezember 2018 hat Markus Lanz im ZDF-Talk CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak attackiert - Diskussionsthema war der CDU-Führungsstreit. Auch hatte Oskar Lafontaine bei „Markus Lanz“ massiv Bundeskanzlerin Angela Merkel geschossen - bis es Lanz zu viel wurde. 

Nach seinen kritischen Zitaten bekommt Boris Palmer bei Markus Lanz (ZDF) die Chance auf Läuterung. Den prägenderen Part hat jedoch Markus Söder inne, der zeigt, wie die Zukunft aussieht. In einem weiteren Talk attackiert ein Kommissar Horst Seehofer.

Skandal bei der CDU: Ein Politiker soll aus rassistischem Motiv auf einen 20-Jährigen geschossen haben. Wegen fehlender Berichterstattung kam es zu einem Aufschrei auf Twitter. Markus Lanz (ZDF): Steinbrück lästert - ZDF-Mann irritiert: „Reaktion des Publikums irgendwie verstörend“ Auch der Sohn von Helmut Kohl sorgte bei Markus Lanz für Aufsehen.

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