Streeck rechtfertigte sich, er habe erst kurz vor Beginn der Sendung davon erfahren und sowieso sei die „Studie berufsrechtlich und berufsethisch vollkommen sauber gelaufen“. Der Virologe bemühte sich daraufhin, schnellstmöglich das Thema zu wechseln. Der wichtigere Punkt sei doch, so Streeck, „wie hart es für uns Virologen gerade ist, zu arbeiten.“ Er beschwerte sich über zahlreiche Medienanfragen, die ihn dazu gedrängt hätten, sich „ganze Tage“ damit zu beschäftigen.
Streeck berichtet von Drohungen, von zeitfressenden Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz, die er beantworten müsse. „Es gibt Wochen, wo ich viele, viele Stunden darauf verwende, diese Anfrage zu beantworten.“
Als Virologe sei man ja kein Politiker, der sich absichtlich in diese Gemengelage hineinwerfe. „Man will ja helfen.“ So eine Strafanzeige sei da nicht nur „ärgerlich“, sondern auch „befremdlich“, sagte Streeck.
Auf die Heinsberg-Studie* angesprochen, in deren Zusammenhang es jetzt zu dieser Strafanzeige kam, berichtete Streeck, wie sie überhaupt zustande kam. Nicht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet habe, wie häufig berichtet, die Studie gefordert, sondern Streeck sie vorgeschlagen. In einem Telefonat mit dem Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, habe er eine mögliche Studie angeregt, danach erst habe er darüber mit Laschet gesprochen. Streeck habe bereits vorab eine Ahnung gehabt, diese konnte er mit der Studie dann belegen: Es seien deutlich mehr Personen infiziert gewesen als bisher angenommen.
Streeck vertrat während der Sendung erneut die Meinung, dass Corona* nicht das Killer-Virus sei, zu dem es gemacht wurde. Man müsse das Virus ernst nehmen, das ja, „aber jeder von uns sei höchstwahrscheinlich schon einmal mit einer endemischen Form des Virus konfrontiert gewesen“. Also mit einem örtlichen begrenzt verbreiteten Virus.
Lauterbach unterbricht ihn daraufhin vehement: „Dieses Coronavirus* hat mit den Coronaviren*, die wir hier endemisch haben, sehr wenig zu tun.“ Die gute Nachricht sei: In 50 Jahren werde die aktuelle Form des Virus wahrscheinlich harmlos sein. „Davon habe ich aber jetzt nichts.“ Er schaue vor allem auf mögliche gefährliche Spätfolgen*.
Lauterbach schließt kurz darauf eine Rechnung an: Eine aktuelle Übersichtsstudie habe die Mortalitätsrate des Coronavirus* auf 0,5 bis 1 Prozent bestimmt. Lauterbach rechnet vor: Herdenimmunität würde bedeuten, „dass zwischen 250.000 und 500.000 Menschen sterben würden“. Das werde von niemandem mehr verfolgt und erwünscht.
Lauterbach bezog zudem zu den Kommentaren Stellung, er würde zu drastisch vor dem Coronavirus* warnen, der Spiegel habe ihm sogar vorgeworfen, zu agitieren. „Das tue ich nicht!“, widerspricht der SPD-Politiker. „Ich versuche einfach mitzudenken: Was passiert mit denjenigen, die das gehabt haben und in zehn Jahren dann Folgeschäden haben?“ Auch bei SARS und MERS habe man bei Erkrankten später eine erhöhte Gehirnalterung festgestellt. Was der Coronavirus* mit den Menschen mache, könne man erst in zehn Jahren abschließend beurteilen.
Zu guter Wissenschaft gehöre es auch, zu sagen, dass ein nicht unerheblicher Teil, die die Krankheit gehabt haben, langfristig eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine Demenz zu entwickeln, so der Gesundheitspolitiker der SPD.
Streeck widerspricht erneut: Lauterbach beziehe sich nur auf die wirklich schweren Fälle, das seien lediglich zwischen fünf und neun Prozent aller Infizierten. Das müsse bei solchen Aussagen dringend erwähnt werden. Außerdem sei ein Vergleich mit SARS und MERS hier nicht zulässig, da die Erreger hier an anderen Körperstellen und Rezeptoren ansetze.
Klar sei hingegen, so Streeck, dass das Coronavirus* nun zu einem Bestandteil unseres Alltags werden wird. Die entscheidende Frage sei, „wie wir das Leben damit gestalten“. (fmü) *merkur.de und tz.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.
Kanzlerin Angela Merkel hat sich zum Auftakt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft mit der EU-Kommission abgestimmt. Dabei wurde der künftige Weg Europas bereitet. Initiative von Ärzten stellt Atteste aus, um Masken nicht mehr tragen zu müssen. Karl Lauterbach verurteilt dieses Vorgehen scharf. Weil ein neunjähriges Mädchen auf dem Schulhof Türkisch sprach, musste sie eine Strafarbeit schreiben. Die Eltern wehren sich dagegen und schalteten einen Anwalt ein.