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Anzeige gegen Virologen Streeck: Lanz konfrontierte ihn - Staatsanwaltschaft trifft Entscheidung

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In der Talk-Sendung von Markus Lanz will der Moderator über die vergangenen drei Monate sprechen. Dabei sind seine Gäste nicht immer einer Meinung.

Update vom 5. Juli: Seit Virologen durch die Corona-Krise in der Öffentlichkeit stehen, werden sie auch von allen Seiten kritisiert. Ein Kardiologe teilt gegen Christian Drosten und Co. aus. Entfacht er damit einen neuen Expertenstreit?

Strafanzeige gegen Top-Virologen Streeck - Bonner Staatsanwaltschaft reagiert mit klarer Ansage 

Update vom 3. Juli: Gegen den Bonner Virologen Hendrik Streeck, der eine zweite und dritte Corona-Welle befürchtet, wurden eine Strafanzeige gestellt (s.u.). Die Bonner Staatsanwaltschaft hat nun die Anzeige wegen der Heinsberg-Studie abgeschmettert. Das berichtet die Rheinische Post online. „Wir sehen keinerlei Anhaltspunkte für strafbares Verhalten“ sagte ein Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft gegenüber dem Nachrichtenportal. Die Vorwürfe gegen Streeck seien haltlos. 

Übrigens darf grundsätzlich jeder eine Strafanzeige stellen, der eine Straftat vermutet. So trifft es häufig Promis und Politiker. Die Polizei ist dann verpflichtet, jeder Strafanzeige nachzugehen. Je nach Sachlage kann die Staatsanwaltschaft jedoch die Einstellung des Verfahrens beschließen. 

Strafanzeige gegen Virologe Streeck wegen Heinsberg-Studie gestellt - Lanz konfrontiert ihn sofort damit

Erstmeldung vom 2. Juli 2020

Hamburg - Markus Lanz lud an diesem Mittwoch zu einer besonderen Sendung seiner Talk-Runde. Mit „Menschen, die besonders im Fokus standen in den vergangenen Wochen“ kündigte er neben der Journalistin Cerstin Gammelin von der Süddeutschen Zeitung und dem Professor und Medizintheoretiker Karl-Heinz Leven zwei Gäste an, die sich über die rund 75 Minuten lange Sendung unentwegt zofften: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach*, laut Lanz der „große Mahner in dieser Krise“ und Professor Hendrik Streeck, der „Anti-Drosten“ oder auch „Anti-Lauterbach“. 

Lanz begann seine Sendung zunächst mit einem ernsten Thema: Gegen Streeck sei, so erzählt es Lanz, Strafanzeige gestellt worden. Der Vorwurf: Er habe mit seiner Heinsberg-Studie begonnen, bevor die Zustimmung des Ethikrates vorlag. 

Lesen Sie auch: ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel in Rage: Sie teilt gegen Corona-Experte Lauterbach aus*

Markus Lanz (ZDF): Virologe Streeck beteuert, Coronavirus-Studie sei „sauber gelaufen“

Streeck rechtfertigte sich, er habe erst kurz vor Beginn der Sendung davon erfahren und sowieso sei die „Studie berufsrechtlich und berufsethisch vollkommen sauber gelaufen“. Der Virologe bemühte sich daraufhin, schnellstmöglich das Thema zu wechseln. Der wichtigere Punkt sei doch, so Streeck, „wie hart es für uns Virologen gerade ist, zu arbeiten.“ Er beschwerte sich über zahlreiche Medienanfragen, die ihn dazu gedrängt hätten, sich „ganze Tage“ damit zu beschäftigen. 

Streeck berichtet von Drohungen, von zeitfressenden Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz, die er beantworten müsse. „Es gibt Wochen, wo ich viele, viele Stunden darauf verwende, diese Anfrage zu beantworten.“

Als Virologe sei man ja kein Politiker, der sich absichtlich in diese Gemengelage hineinwerfe. „Man will ja helfen.“ So eine Strafanzeige sei da nicht nur „ärgerlich“, sondern auch „befremdlich“, sagte Streeck

Bei Lanz: Lauterbach warnt in ZDF-Talkshow vor schweren Corona-Spätfolgen

Auf die Heinsberg-Studie* angesprochen, in deren Zusammenhang es jetzt zu dieser Strafanzeige kam, berichtete Streeck, wie sie überhaupt zustande kam. Nicht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet habe, wie häufig berichtet, die Studie gefordert, sondern Streeck sie vorgeschlagen. In einem Telefonat mit dem Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, habe er eine mögliche Studie angeregt, danach erst habe er darüber mit Laschet gesprochen. Streeck habe bereits vorab eine Ahnung gehabt, diese konnte er mit der Studie dann belegen: Es seien deutlich mehr Personen infiziert gewesen als bisher angenommen.

Streeck bei ZDF-Talk Lanz: Coronavirus kein „Killer-Virus“

Streeck vertrat während der Sendung erneut die Meinung, dass Corona* nicht das Killer-Virus sei, zu dem es gemacht wurde. Man müsse das Virus ernst nehmen, das ja, „aber jeder von uns sei höchstwahrscheinlich schon einmal mit einer endemischen Form des Virus konfrontiert gewesen“. Also mit einem örtlichen begrenzt verbreiteten Virus. 

Lauterbach unterbricht ihn daraufhin vehement: „Dieses Coronavirus* hat mit den Coronaviren*, die wir hier endemisch haben, sehr wenig zu tun.“ Die gute Nachricht sei: In 50 Jahren werde die aktuelle Form des Virus wahrscheinlich harmlos sein. „Davon habe ich aber jetzt nichts.“ Er schaue vor allem auf mögliche gefährliche Spätfolgen*

Bei Markus Lanz: Lauterbach rechnet Corona-Herdenimmunität durch

Lauterbach schließt kurz darauf eine Rechnung an: Eine aktuelle Übersichtsstudie habe die Mortalitätsrate des Coronavirus* auf 0,5 bis 1 Prozent bestimmt. Lauterbach rechnet vor: Herdenimmunität würde bedeuten, „dass zwischen 250.000 und 500.000 Menschen sterben würden“. Das werde von niemandem mehr verfolgt und erwünscht. 

Lauterbach bezog zudem zu den Kommentaren Stellung, er würde zu drastisch vor dem Coronavirus* warnen, der Spiegel habe ihm sogar vorgeworfen, zu agitieren. „Das tue ich nicht!“, widerspricht der SPD-Politiker. „Ich versuche einfach mitzudenken: Was passiert mit denjenigen, die das gehabt haben und in zehn Jahren dann Folgeschäden haben?“ Auch bei SARS und MERS habe man bei Erkrankten später eine erhöhte Gehirnalterung festgestellt. Was der Coronavirus* mit den Menschen mache, könne man erst in zehn Jahren abschließend beurteilen. 

Uneins: SPD-Politiker Karl Lauterbach und Virologe Hendrik Streeck.
Uneins: SPD-Politiker Karl Lauterbach und Virologe Hendrik Streeck. © ZDF Screenshot

Zu guter Wissenschaft gehöre es auch, zu sagen, dass ein nicht unerheblicher Teil, die die Krankheit gehabt haben, langfristig eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine Demenz zu entwickeln, so der Gesundheitspolitiker der SPD. 

Bei Lanz: Streeck widerspricht Lauterbach erneut bei Coronavirus-Spätfolgen

Streeck widerspricht erneut: Lauterbach beziehe sich nur auf die wirklich schweren Fälle, das seien lediglich zwischen fünf und neun Prozent aller Infizierten. Das müsse bei solchen Aussagen dringend erwähnt werden. Außerdem sei ein Vergleich mit SARS und MERS hier nicht zulässig, da die Erreger hier an anderen Körperstellen und Rezeptoren ansetze. 

Klar sei hingegen, so Streeck, dass das Coronavirus* nun zu einem Bestandteil unseres Alltags werden wird. Die entscheidende Frage sei, „wie wir das Leben damit gestalten“. (fmü) *merkur.de und tz.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks. 

Kanzlerin Angela Merkel hat sich zum Auftakt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft mit der EU-Kommission abgestimmt. Dabei wurde der künftige Weg Europas bereitet. Initiative von Ärzten stellt Atteste aus, um Masken nicht mehr tragen zu müssen. Karl Lauterbach verurteilt dieses Vorgehen scharf. Weil ein neunjähriges Mädchen auf dem Schulhof Türkisch sprach, musste sie eine Strafarbeit schreiben. Die Eltern wehren sich dagegen und schalteten einen Anwalt ein.

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