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„Desaster“, „Selbstüberschätzung“, „bis auf die Knochen blamiert“: Presse vernichtet K-Kandidat Söder nach Corona-Panne

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Markus Söders Umfragewerte sind eng mit seinem Corona-Management verknüpft. Jetzt gab es eine herbe Panne. Das könnte ihm bundespolitisch schaden, sind sich Kommentatoren einig.

München - „Mein Platz ist in Bayern“, wiederholt Markus Söder* in der Debatte um einen Unions-Kanzlerkandidaten stoisch - selbst, wenn ihn viele laut Umfragen zuletzt vor dem geistigen Auge in Berlin sahen, weit vor Kanzler-Aspiranten Armin Laschet, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen. Aktuell ist Söders Platz aber tatsächlich in Bayern, denn dort gibt es für ihn als Ministerpräsident nach der Panne bei Corona-Tests von Urlaubsheimkehrern einiges tun.

In den Meinungs-Beiträgen der Presse ist man sich deshalb einig, dass das Söder bei der „K-Frage" beeinträchtigen könnte. Der Spiegel glaubt, dass „die Marke Söder“ nun „ernsthaften Schaden“ nehmen könnte. „Natürlich, was ihm gerade passiert, kann grundsätzlich jedem Spitzenpolitiker in Regierungsverantwortung passieren: Manche ihrer Projekte scheitern an der Realität.“ Für den CSU-Chef habe das aber in der Corona-Pandemie* , die er bislang vermeintlich so gut meisterte, Konsequenzen: „Nun steht Söder für viele als genau das politische Großmaul da, als das ihn die Menschen in früheren Jahren kennenlernten.“ Seine Schwäche sei, so die Analyse: „Söder löst Probleme am liebsten im Hauruckverfahren und mithilfe des dicken Geldbeutels, den ihm seine Vorgänger im Amt hinterlassen haben.“

Markus Söder nimmt nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts an einer Pressekonferenz teil und hält dabei einen Mundschutz mit der bayerischen Rautenflagge in den Händen. Schwerpunkt der Sitzung war die Corona-Krise.
Markus Söder (Archivbild) hatte sich in der Pandemie als Krisen-Manager profiliert. © Sven Hoppe/dpa

Corona-Panne in Bayern: „Das Land blamiert sich gerade bis auf die Knochen“

Die Nürnberger Nachrichten schreiben zum selben Thema: „Die Erkenntnis ist nicht neu: Die bayerische Politik neigt zur Selbstüberschätzung. Das ist manchmal amüsant, bei Corona* allerdings gefährlich. Vor allem, wenn die Regierung aus Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt hat. Das Land blamiert sich gerade bis auf die Knochen. Denn es zeigt sich, dass es mit den eigenen vollmundigen Ankündigungen nicht Schritt halten kann: Sehr ärgerlich nennt Markus Söder die Panne bei den Corona-Tests. Das allerdings ist untertrieben.

Söder und die Test-Panne: „Ruf als oberster Corona-Bekämpfer angeschlagen“

„Verantwortlich ist jener, der immer der Erste und Beste sein will - Ministerpräsident Markus Söder. Ihm ging Schnelligkeit vor Gründlichkeit, er hatte die Tests durchgedrückt, bevor geklärt war, wie Organisation und Abwicklung nach den Abstrichen zu bewältigen sind. Mit dem Desaster ist Söders Ruf als Deutschlands oberster Corona-Bekämpfer angeschlagen. Nun kann eingewendet werden, dass jenen, die etwas machen, Fehler passieren - anders als anderen Bundesländern, die an ihren Auslandsgrenzen keine Massentests anbieten. Doch offenbart das Desaster einen problematischen Grundzug in Söders Politik. Sie ist zu sehr von Effekthascherei geprägt“, konstatiert die Badische Zeitung.

Test-Panne bei Urlaubs-Rückkehrern: Söder als Corona-Manager „entzaubert“

„Einige Kollegen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dürften die Probleme bei den Corona-Tests mit Genugtuung registriert haben. Noch bis zum Montag hatte er den anderen Ländern ungefragt Tipps erteilt. Nun stellt sich heraus: Der ungeduldige Söder hat mit seinem Alleingang bei den Corona-Tests nicht nur andere Länder düpiert, sondern auch sein eigenes überfordert“, kommentiert die Schwäbische Zeitung und resümiert: „Die Panne hat den sich als Corona-Manager inszenierenden Söder entzaubert.“ Die unterschiedlichen Regelungen der Länder beklagt Ende September auch die Bundesregierung, weil die Infektionszahlen wieder nach oben schnellen.

Corona-Panne in Söder-Regierung: „Dämpfer für den Mann mit Kanzlerambitionen“

Söder habe den „Coronakrisen-Musterknaben“ spielen wollen, stellt die Augsburger Allgemeine fest - aber das ging nach hinten los, denn die Corona-Panne „dürfte dem Mann mit den Kanzlerambitionen einen empfindlichen Dämpfer verpasst haben“, glaubt die Zeitung und ermahnt: „Sorgfalt sollte gerade bei diesem Thema vor Schnelligkeit gehen.“

Auch im Ausland wird der Vorfall aufmerksam registriert. So schreibt die Neue Zürcher Zeitung: „Menschen, die regieren, können nicht jedes Malheur verhindern. Es ist unfair, sie für Dinge zu kritisieren, die nichts mit ihrem Handeln zu tun haben. Das Chaos an Bayerns Teststationen fällt allerdings nicht in diese Kategorie. Söder hatte sich persönlich für sie eingesetzt“, urteilt die Zeitung und fährt fort: „Wer sich als gesundheitspolitischer Dienstleister des ganzen Landes darstellt, sollte sicherstellen, dass er die versprochene Leistung auch erbringen kann.“

Der Münchner Merkur sieht bei dem Vorfall auch die Bundesregierung in der Pflicht. Sie und die Bundesländer hätten es „gemeinsam versäumt, eine Strategie für die Reisezeit zu entwickeln“, schreibt die Zeitung*. Regierungssprecher Steffen Seibert hat die Aufarbeitung der Corona-Panne indes begrüßt - Söder hatte sie eingeräumt und den Fehler bedauert. Nichtsdestotrotz gerät nun auch die Kanzlerin in die Schusslinie. (frs/dpa) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.

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