Gudrun Weißmann würde dem sicher zustimmen. Nach mehr als 40 Jahren als Reinigungskraft erwartet Illners Studiogast eine Rente von 649 Euro. Geht es nach Heil, bekommt sie 300 Euro mehr. „Und wenn die Grundrente nicht käme?", fragt Illner. "Dann müsste ich auf 450-Euro-Basis weiter arbeiten", erklärt die Reinigungskraft. In der Gebäudereinigung sei es gang und gäbe, dass Menschen bis weit in ihre Siebziger arbeiten: "Ich höre immer, es gibt nur rüstige Rentner", sagt die 62-Jährige. "Die müssen arbeiten, weil es sonst nicht anders geht." Weißmann ärgert das. Gegen eine Bedürftigkeitsprüfung hat sie aber nichts.
Heil verteidigt sich: "Es geht nicht um eine neue Stufe von Grundsicherung. Und Grundrente ist Lebensleistung und nicht Bedürftigkeit vom Staat." Diejenigen die mit der Bedürftigkeit argumentieren, erklärt der Bundesarbeitsminister, kalkulierten mit ein, dass viele den Antrag nicht stellen. Laut Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland realisieren schon jetzt "viele Menschen ihre Ansprüche auf Grundsicherung nicht, weil sie das Gefühl haben, versagt zu haben - die schämen sich." Eine Prüfung könne also abschreckend wirken. Sie will darüber hinaus an den Stellschrauben drehen, die zu niedrigen Renten führen: geringer Mindestlohn und Niedriglohnsektor.
Neue Baustelle. Auch hier hat die SPD in den vergangenen Legislaturperioden wenig bewirkt. Wie eben bei der Grundrente. Maybrit Illner stichelt, dass SPD-Chefin Andrea Nahles vor zwei Jahren die Grundrente gemeinsam mit dem Kanzleramt verhindert habe. "Braucht man Feinde, wenn man man solche Parteifreunde hat?", provoziert die Moderatorin den Bundesarbeitsminister. Auf die Debatte. die auch Parteikollegen wie Sigmar Gabriel zuletzt anfachten, lässt sich Heil erst gar nicht ein - es gehe um die Menschen, für die man was tun wolle, betont er.
Auf das Ziel, dass Menschen, die lange in die Rentenversicherung eingezahlt haben, nicht unter der Grundsicherung landen sollen, konnten sich ohnehin alle Gäste verständigen. Über den geeigneten Weg, das zu bewerkstelligen, gehen die Meinungen auseinander. Eine Annäherung in dem kontroversen Thema brachte auch dieser Abend nicht.
vg
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