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Auswärtiges Amt empört mit Tweet - „Es ist nicht lustig, darüber zu scherzen“

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Auswärtiges Amt
Das Auswärtige Amt postet normalerweise keine Witze auf Twitter - und auch diesen hätte es besser für sich behalten. © picture alliance / Markus Heine/ / Markus Heine

Die Bundesregierung witzelt auf Twitter über den Visa-Prozess - und das geht krachend nach hinten los. Eilig schiebt das Auswärtige Amt eine Erklärung nach.

Berlin - Social Media ist gut, um Revolutionen zu organisieren (Arabischer Frühling), um alteingesessene Parteien aufzuwühlen (Stichwort: Rezo und „Zerstörung der CDU“) und um sich selbst mit peinlichen Spielen ins Abseits zu schießen (wieder Rezo). Das hat nun auch das Auswärtige Amt geschafft, mit einem Witz, der heftige Empörung auslöste.

Das Spiel, um das es geht, findet auf Twitter statt und heißt „Wie kann ich jemanden mit nur VIER Wörtern verführen?“ Tausende steuern Ideen bei, wie „mein Bart ist weich“ oder „ich zahl den Wein“. Was fiel dem Auswärtigen Amt nun ausgerechnet dazu ein? „Your visa got approved“ - zu deutsch: „Dein Visum wurde bestätigt“.

Visa-Tweet in der Kririk: „Nach einem langwierigen und teuren Antragsverfahren...“

Der Tweet löste alles andere als Begeisterungsstürme aus. Ein Nutzer berichtete auf Twitter: „Als ich gerade mein Studium begonnen hatte, bekam ich das Angebot zu einem Praktikum bei der UN in Bonn, Deutschland. Nach einem langwierigen und teuren Antragsverfahren voller Verzögerungen und Unsicherheit, wurde ich zwei Tage vor Beginn meines Praktikums über die Ablehnung des Visums informiert. Danke.“

Kritik an Tweet der Bundesregierung: „Sie haben auch meine Karriere ruiniert“

Viele weitere äußern sich wütend oder sarkastisch: Eine Nutzerin, die sich offensichtlich auch mit dem Thema auskennt, schreibt: „‚barely graduated‘ heißt: kein Hochschulabschluss. Kein Abschluss heißt: Keine Blaue Karte EU.“

Eine andere: „Du bist nicht der einzige. Sie haben auch meine Karriere ruiniert.“

„Es ist nicht lustig, darüber zu scherzen. Mit den Gefühlen von Menschen zu spielen, ist nicht angebracht“, schreibt ein Nutzer. „Das ist schlicht ihr wahres Gesicht, Leute.“

Auswärtiges Amt zu Visa-Tweet: „Lustig sein ist offensichtlich nicht immer unsere Stärke“ 

Das Auswärtige Amt hat den Tweet inzwischen gelöscht und eine Entschuldigung veröffentlicht. „Lustig sein ist offensichtlich nicht immer unsere Stärke. Wir haben den Tweet gelöscht und entschuldigen uns bei allen, die sich davon angegriffen fühlen. Wir wissen, dass der Visa-Prozess komplex ist und dass die Entscheidungen über Visa das Leben von Menschen tiefgehend beeinflussen können. Unsere Kollegen treffen diese Entscheidungen sehr gewissenhaft.“

Laut dem Statistischen Bundesamt seien im Jahr 2018 gut 2,4 Millionen Visa-Anträge bearbeitet worden, etwa zehn Prozent (240.000) seien abgelehnt worden, berichtet bild.de und weiter, dass weder auf dem englischen noch auf dem deutschen Twitter-Account sonst Witze des Auswärtigen Amtes zu finden seien. Besser so.

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