Er habe Anweisung gegeben, den Demonstranten zu erlauben, ihre Meinung auszudrücken. Akte der Gewalt und des Vandalismus hätten die Sicherheitskräfte gezwungen, die Ordnung wiederherzustellen. Demonstranten waren den ganzen Tag auf die Straßen Kairos geströmt. Sie ignorierten ein nächtliches Ausgehverbot.
Zur Durchsetzung des Ausgehverbots fuhren am frühen Abend auch Panzerfahrzeuge der Streitkräfte auf. Polizisten wurden während der Unruhen mit Brandsätzen und Steinen angegriffen, die Zentrale der regierenden Nationalen Demokratischen Partei ging in Flammen auf - auch am Samstag stiegen von dem Gebäude noch Rauchfahnen auf. Während Plünderer Fernsehgeräte, Ventilatoren und Stereoanlagen aus dem Gebäude holten, schützten Demonstranten das benachbarte Ägyptische Museum mit einer Menschenkette. Das Museum ist eine der populärsten Touristenattraktionen in Kairo.
Die ägyptische Fluggesellschaft Egypt Air stellte für mindestens zwölf Stunden den Flugverkehr ein. Mehrere internationale Airlines hätten ihre Verbindungen nach Kairo vorerst gestrichen, teilte ein Sprecher des Flughafens mit. In Kairo kam es unterdessen zu Hamsterkäufen: Vor einigen Supermärkten bildeten sich Schlangen. Der Kauf von Brot wurde auf zehn Laibe pro Person beschränkt. US-Präsident Barack Obama forderte in einem halbstündigen Telefonat mit Mubarak, Ägypten müsse “konkrete Schritte“ zu Reformen einleiten.
Obama habe die ägyptischen Behörden aufgerufen, keine Gewalt gegen friedliche Demonstranten anzuwenden, teilte das Weiße Haus mit. Die USA würden weiterhin für die Rechte des ägyptischen Volkes einstehen, habe Obama versichert. Die derzeitige Phase der Unsicherheit müsse in eine Gelegenheit zur Reform transformiert werden. Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, hatte zuvor erklärt, die US-Regierung erwäge eine Kürzung der Auslandshilfe in der Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro), sollte Mubarak keine entsprechenden Schritte einleiten.
Mitglieder der Protestbewegung reagierten unzufrieden auf Mubaraks Rede. “Wir wollen, dass Mubarak geht, aber stattdessen gräbt er sich tiefer ein“, sagte ein Demonstrant, Kamal Mohammed. “Er denkt, er beruhige die Situation, aber er verärgert die Menschen immer mehr.“ Der Journalist Faiza Hendawi sagte: “Mubarak hat nicht eine Forderung der Demonstranten erfüllt und das Volk wird weiter demonstrieren.
Er denkt, er könne uns beruhigen, indem er mit uns spricht. Er versteht nicht, dass dies eine Revolution ist.“ Auf einer Facebook-Seite hatten Mitglieder der Protestbewegung ihre Forderungen aufgelistet. Sie verlangen von Mubarak eine Erklärung, dass weder er noch sein Sohn Gamal bei der Präsidentenwahl im September antreten. Das Parlament solle aufgelöst und eine Neuwahl angesetzt werden. Der Ausnahmezustand müsse aufgehoben werden und alle festgenommenen Demonstranten sowie ohne Anklage oder Prozess inhaftierten Gefangenen seien freizulassen. Zudem müsse der Innenminister sofort entlassen werden.
Von Hamza Hendawi und Hadeel Al-Shalchi