Das Schiff solle beschlagnahmt werden. Einige der noch mehr als 80 Flüchtlinge an Bord harren bereits seit mehr als zwei Wochen auf dem Schiff aus.
Update vom 20. August, 17.13 Uhr: Die Lage auf der „Open Arms“ scheint außer Kontrolle. Seit beinahe drei Wochen verweigert die italienische Regierung den Geflüchteten die Einreise. Einige von ihnen sollen in ihrer Not nun keinen anderen Ausweg mehr gewusst haben, als von Bord des Rettungsschiffs zu springen.
Wie die Hilfsagentur „Proactiva Open Arms“ mitteilte, versuchten über ein Dutzend die nahegelegene Insel Lampedusa nun schwimmend zu erreichen. Zum Glück wurden sie von der Küstenwache an Land gerettet. „An Bord hat die Situation ihr Limit erreicht“, klagen sie.
Währenddessen hat die italienische Regierung entschlossen, dass Rettungsschiff nach Mallorca zu schicken. Ein Marineschiff soll sie zur spanischen Insel begleiten.
Update vom 20. August 2019, 9.48 Uhr: Die Debatte um das Seenotrettungsschiff „Open Arms“ eskaliert auf politischer Ebene. Die spanische Regierung hat den italienischen Innenminister Matteo Salvini jetzt scharf kritisiert. Salvinis Vorgehen sei „eine Schande für die Menschheit“, sagte Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles am Montagabend.
Salvini hat sich daraufhin via Facebook am Abend zu Wort gemeldet und dabei wie so häufig die Grenzen Italiens hervorgehoben.
Salvini verweigert den Geflüchteten und der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms seit Tagen das Anlegen am Hafen der Insel Lampedusa. Dabei haben sich bereits sechs EU-Staaten bereit erklärt, die Geretteten aufzunehmen. Robles unterstellt dem Vorsitzenden der ausländerfeindlichen Lega-Partei, er verfolge „ausschließlich“ wahltaktische Ziele.
Auch der Hollywood-Schauspieler Richard Gere äußerte sich zum Verhalten des italienischen Innenministers. Gere hatte vor einigen Tagen Hilfsgüter an Bord der „Open Arms“ gebracht. Salvini hatte den Schauspieler daraufhin verspottet: Er solle die Geretteten doch mit nach Hollywood nehmen und in seinen Villen unterbringen.
Der 69-jährige US-Star reagierte gelassen - und nannte Salvini im Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ einen „Baby Trump“. Der italienische Innenminister habe die gleiche Mentalität wie der US-Präsident und „die gleiche Ignoranz im radikalen Sinne, er macht sich Angst und Hass zunutze“, sagte Gere.
Dennoch scheint Gere nicht alle Brücken zu Salvini abbrechen zu wollen. Er sei sich sicher, dass der Politiker privat nicht so sei, wie er sich in der Öffentlichkeit gebe. Deshalb würde er Salvini gerne einmal persönlich treffen, so Gere weiter.
Update vom 19. August 2019, 12.57 Uhr: Die Situation auf dem Seenotretter „Open Arms“ ist am Sonntag eskaliert. Geflüchtete warfen sich aus Verzweiflung ins Wasser und versuchten an Land zu schwimmen. Inzwischen hat Spanien reagiert und seinen nächstgelegenen Hafen angeboten. Dabei kommen die Inseln Mallorca und Menorca zum Anlegen in Betracht. Jedoch müssten Seenotretter und die geflüchteten Menschen an Bord hierfür weitere drei Tage und 900 Kilometer auf hoher See zurücklegen. Der Kapitän der „Open Arms“ kritisiert: Die Sicherheit an Bord sei nicht mehr zu gewährleisten. Auch Verzweiflung kenne Grenzen.
Poracitva, die Nichtregierungsorganisation hinter dem Schiff „Open Arms“ steht, fordert Unterstützung für die Reise nach Spanien. Italien und Spanien müssten in diesem Fall „die notwendigen Mittel“ zur Verfügung stellen. „Unser Boot liegt nur 800 Meter vor der Küste von Lampedusa und jetzt wollen die europäischen Staaten, dass eine kleine NGO wie unsere nach 18 Tagen Wartezeit noch einmal (...) drei Tage auf See verbringt, bei schlechten Wetterbedingungen und mit 107 erschöpften Menschen an Bord“, schrieb die Organisation. Medien zufolge möchte Proactiva, dass die Migranten auf ein anderes, schnelleres Schiff umgeladen werden, um die Überfahrt zu meistern.
Erstmeldung vom 19. August 2019: Madrid/Rom - Menschen springen von Bord der „Open Arms“. Sie tragen Schwimmwesten. Ihre Arme paddeln unbeholfen an den Westen vorbei im Wasser. Kurz zuvor hatte die spanische Regierung dem Rettungsschiff angeboten, an einem spanischen Hafen anzulegen. Die Bilder der Schutzsuchenden, die an den Seenotrettern vorbei ins Wasser gesprungen sind, signalisieren den Höhepunkt einer Verzweiflung, die seit mittlerweile knapp einer Woche vor der Küste von Lampedusa gärt.
160 Menschen wurden von dem Seenotrettungsschiff „Open Arms“ gerettet. Seit gut drei Wochen befinden sie sich nun auf See. Einige von ihnen, Menschen, die dringend ärztliche Hilfe brauchten und 27 unbegleitete Jugendliche, durften an Land. Obwohl sechs europäische Länder sich bereiterklärt haben, die Geretteten aufzunehmen, verwehrt Italien das Anlegen des Schiffs an dem gut einen Kilometer entfernten Hafen von Lampedusa.
Am vergangenen Donnerstag durfte das Schiff in italienische Territorialgewässer einfahren. Seitdem steht es vor der italienischen Küste. Den rettenden Hafen aber täglich vor Augen zu haben, hat die Situation an Bord nicht entschärft. Vielmehr berichten die Helfer sowie eine spanische Journalistin immer wieder von Bord, dass der Druck für die Geflüchteten nicht mehr zu ertragen sei. Die Situation drohe zu eskalieren.
Als die Spanien der „Open Arms“ am Sonntag offiziell anbot, Algeciras in Andalusien als sicheren Hafen anzufahren, sprangen einige der Geflüchteten von Bord. Helfer und Retter versuchten sie aufzuhalten. Doch die Situation eskalierte. Die rund 1800 Kilometer lange Fahrt nach Algeciras würde erneut mehrere Tage auf hoher See bedeuten. Einige der Geflüchteten sollen deshalb versucht haben die 1000 Meter zur italienischen Küste zu schwimmen.
Seit knapp drei Wochen harren gut 100 Menschen auf dem blockierten Rettungsschiff „Open Arms“ im Mittelmeer aus - in ihrem Hoffen auf einen sicheren Hafen haben sie unter anderem auch Unterstützung vom Hollywoodstar Richard Gere bekommen. Am Freitag besuchte der 69-Jährige das Schiff, das sich unweit der italienischen Insel Lampedusa befindet.
Nach Angaben von Amnesty International sind auch 30 Kinder und zwei Babys an Bord. „Bitte unterstützt uns hier bei Open Arms und helft diesen Menschen“, sagte er in einem kurzen Video, das die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms am Freitag bei Twitter veröffentlichte.
In Deutschland entfacht derzeit erneut die Diskussion um staatliche Seenotrettung. Erst kurz zuvor haben sich einige deutsche Städte zum Bündnis „Sichere Häfen“ zusammengeschlossen und ihre Bereitschaft erklärt, gerettete Menschen aufzunehmen.
Italien hat hingegen die Strafen gegen Seenotrettung erhöht.
Nächstes Drama auf hoher See: Das deutsche Rettungsschiff „Eleonore“ mit rund 100 Migranten an Bord, darf nicht in Italien anlegen.
Einer neuen Migrationsstudie zufolge stehen nach wie vor viele Deutsche Einwanderern skeptisch gegenüber. Die Umfrage offenbart aber auch positive Tendenzen.
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