Spahn will - in seiner Funktion als CDU-Abgeordneter - die sogenannte doppelte Widerspruchslösung einführen. Demnach würde jeder, der zu Lebzeiten nicht widersprochen hat, im Falle eines Hirntods automatisch potenzieller Organspender - es sei denn, die Angehörigen widersprechen. Unterstützt wird der Vorschlag unter anderem vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach.
Der andere Gesetzentwurf sieht die sogenannte Entscheidungslösung vor. Demnach soll eine Organentnahme - wie bisher - auch künftig nicht ohne ausdrücklich geäußerten Willen des Spenders möglich sein. Allerdings soll die Spendebereitschaft regelmäßig bei Behörden oder beim Arzt erfragt werden. Zu den Unterstützern dieser Variante zählen Grünen-Chefin Annalena Baerbock und die Linken-Vorsitzende Katja Kipping.
In dem Schreiben von Befürwortern der Entscheidungslösung an alle Bundestagsabgeordneten heißt es laut der Rheinischen Post vom Samstag: "Niemand von uns kann genau wissen, welche Folgen eine Widerspruchsregelung für unsere Gesellschaft hat." Bei Patienten, die sich mit der Einführung der Widerspruchsregelung mehr Spenderorgane versprechen, dürften "keine falschen Hoffnungen" geweckt werden.
"Es wäre ein Fehler, die Widerspruchsregelung einzuführen", sagte die Mitunterzeichnerin und Grünen-Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther der Zeitung. "Grundsätzlich bedeutet Schweigen nicht Zustimmung." Es könne sein, dass es jemand einfach nicht geschafft habe zu widersprechen - dann sei es nicht vertretbar, dass diesem Menschen Organe entnommen würden. Der Brief soll dem Bericht zufolge am Montag verschickt werden.
Bereits versendet wurde ein Schreiben von Spahn an die Abgeordneten. Darin verweist er unter anderem auf "sehr gute Erfahrungen" anderer Länder mit der Widerspruchslösung. "Allein mehr Ansprache, Aufklärung und Information werden nicht reichen", heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, mit Blick auf die Entscheidungslösung.
Zugleich versichert Spahn, an der Freiwilligkeit der Organspende ändere sich nichts. Eine Spende bleibe "auch mit der Widerspruchslösung eine freie und persönliche Entscheidung. Die einzige Pflicht der Gesunden besteht darin, sich Gedanken zu machen."
Der Ausgang der namentlichen Abstimmung am Donnerstag gilt als offen. Wie die Neue Osnabrücker Zeitung am Samstag berichtete, haben sich von 709 Bundestagsabgeordneten bisher 252 hinter die Widerspruchslösung gestellt. 221 unterstützen demnach die Entscheidungslösung.
Die Zeitung berief sich auf Unterstützerlisten für die beiden Gesetzentwürfe und eine Umfrage unter den Bundestagsabgeordneten, die keine der beiden Vorlagen offiziell stützen.
Ein großer medizinischer Erfolg ist Ärzten in den USA gelungen - sie erweckten ein totes Herz zum Leben und transplantierten es. In einer hessischen Klinik soll es zu einem Organspendeskandal gekommen sein, doch das Krankenhaus wehrt sich gegen die Vorwürfe. Zu einem ungewöhnlichen Notruf ist es in München gekommen, wo Polizisten bei einer Nierentransplantation halfen. Von einer traurigen Geschichte berichtet merkur.de*: Ein Siebenjähriger wartete vergebens auf ein Spenderherz und starb schließlich in der Silvesternacht. Das Portal bietet auch ein Pro und Contra zur Widerspruchslösung.
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afp