Die Bezirksräte haben nicht die Macht, Gesetze zu verabschieden oder selbst Entscheidungen zu treffen. Sie beraten die Regierung und machen Vorschläge, wie sich die Lebensqualität in den Stadtteilen verbessern lässt. Das bei der Wahl dominierende Lager erhält auch Sitze im 1200-köpfigen Wahlkomitee, das alle fünf Jahren den Regierungschef Hongkongs wählt. Es ist aber sichergestellt, dass in dem Gremium stets der von Peking favorisierte Kandidat gewinnt.
Auch Hongkongs Parlament, der Legislativrat, wird nicht komplett frei gewählt. Nur 40 der Sitze werden nach dem allgemeinen, freien Wahlrecht gewählt. Die übrigen 30 Sitze werden von Interessensgruppen bestimmt, die in der Mehrzahl dem Pro-Pekinger Lager angehören.
«Die Bezirksratswahlen sind die demokratischsten Wahlen, die wir in Hongkong haben. Wir müssen sie nutzen, um ein klares Zeichen zu setzen», sagte eine Anhängerin des Demokratie-Lagers, die am Freitag in der Innenstadt Wahlwerbung verteilte.
Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestages, Gyde Jensen (FDP), sagte: «Diese Bezirksratswahl ist wahrscheinlich die wichtigste Wahl in der Geschichte der Stadt. Beide Seiten müssen alles dafür tun, dass die Wahl frei und friedlich abgehalten werden kann.»
Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» unter Chinas Souveränität autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik genießen die sieben Millionen Hongkonger weitgehende Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Jetzt befürchten sie aber, dass ihre Freiheiten zunehmend eingeschränkt werden.