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Republikanischer US-Senatskandidat wegen Belästigungsvorwürfen unter Druck

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Der republikanische Kandidat für den US-Senat Roy Moore spricht im September in Fairhope (USA) bei einer Wahlkampfveranstaltung. Eine Frau beschuldigt Moore nun sie als vierzehnjährige sexuell belästigt zu haben.
Der republikanische Kandidat für den US-Senat Roy Moore spricht im September in Fairhope (USA) bei einer Wahlkampfveranstaltung. Eine Frau beschuldigt Moore nun sie als vierzehnjährige sexuell belästigt zu haben. © dpa

Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung Minderjähriger ist ein ultrakonservativer Kandidat für den US-Senat in den eigenen Reihen unter Druck geraten.

Montgomery - Mehrere Republikaner distanzierten sich am Donnerstag öffentlich von dem 70-jährigen Roy Moore aus Alabama. US-Präsident Donald Trump forderte Moore am Freitag zum Rückzug seiner Kandidatur auf, sollten die Anschuldigungen wahr sein.

Vier Frauen hatten der Washington Post geschildert, Moore habe sie belästigt oder ihnen Avancen gemacht, als sie 18 Jahre und jünger waren und er selbst Anfang 30 war. Eine heute 53-Jährige sagte, Moore habe sie mit zu sich nach Hause genommen, als sie 14 Jahre alt war.

Dort habe der damals als stellvertretender Bezirksstaatsanwalt arbeitende Moore sie bis auf Unterhose und BH entkleidet und betatscht und ihre Hand an seine Genitalien geführt. "Darauf war ich nicht vorbereitet", sagte die Frau der Washington Post.

Moore streitet Vorwürfe ab

Moore, heute ein verheirateter Vater von vier Kindern, nannte die Anschuldigungen in einer Erklärung "komplett falsch" und eine "verzweifelte politische Attacke" im Wahlkampf. Im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb er, er sei Opfer der "von der Obama- und Clinton-Maschine" gesteuerten "liberalen Medien". Moores Wahlkampfteam sprach von "Fake News".

Doch auch Trump schloss sich den Forderungen aus seiner Partei an. "Wie viele andere Amerikaner glaubt Trump, dass wir nicht den geringsten Vorwurf zulassen können (...), das Leben eines Menschen zerstört zu haben", sagte Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders am Rande von Trumps Asien-Reise. Der Präsident gehe davon aus, "dass, wenn die Vorwürfe wahr sind, Moore das Richtige tun und zurücktreten" werde.

Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, erklärte, sollten die Vorwürfe stimmen, müsse Moore seine Kandidatur zurückziehen. Mindestens ein Dutzend weitere Republikaner schlossen sich der Forderung an. Senator John McCain erklärte, Moore solle "sofort abtreten und dem Volk von Alabama die Möglichkeit geben, einen Kandidaten zu wählen, auf den sie stolz sein können".

Jim Zeigler, staatlicher Rechnungsprüfer in Moores Heimatstaat Alabama, zog hingegen die Bibel zur Rechtfertigung von Moores Verhalten heran: "Nehmen wir nur mal Josef und Maria: Maria war eine Jugendliche und Josef war ein erwachsener Zimmermann. Sie wurden die Eltern von Jesus", sagte Zeigler der konservativen Tageszeitung Washington Examiner: "Da ist überhaupt nichts Unmoralisches oder Illegales dran." Das Ganze sei "höchstens ein bisschen ungewöhnlich".

Schlimmer Verdacht im Raum

Die Washington Post sprach nach eigenen Angaben mit mehr als 30 Menschen, darunter die Mütter und Freundinnen der Frauen, die Moore unangemessenes Verhalten gegenüber Minderjährigen vorwerfen. Der alarmierendste Fall ist der der damals 14-Jährigen. Eine andere Frau sagte der Zeitung, Moore habe ihr Avancen gemacht, als sie 16 war. Erst Jahre später sei ihr klar geworden, dass es "ekelhaft" sei, wenn ein Erwachsener einer Jugendlichen den Hof mache.

Moore ist ein Vertreter der religiösen Rechten und tritt im Dezember bei einer Nachwahl zum Senat im Südstaat Alabama an. Trump hatte in der Vorwahl die Kandidatur eines anderen Republikaners unterstützt.

Moore hatte zuvor mit rebellischen Aktionen als Richter am Obersten Gericht von Alabama auf sich aufmerksam gemacht, für die er in erzkonservativen Kreisen gefeiert wurde. So hatte er sich geweigert, ein Denkmal für die alttestamentarischen Zehn Gebote aus einem Justizgebäude zu entfernen. Außerdem setzte er sich über ein bahnbrechendes Urteil des Obersten Gerichts in Washington zugunsten der Homo-Ehe hinweg.

AFP

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