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Erdogan vs. Trump: Riskiert Türkei direkte Militär-Konfrontation mit den USA?

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einem Parteitreffen in der Hauptstadt Ankara
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einem Parteitreffen in der Hauptstadt Ankara. © AFP / ADEM ALTAN

Startet die Türkei eine weitere Militäroffensive im Grenzgebiet zu Nordsyrien? Das würde im vom Krieg gebeutelten Nachbarland ein Aufeinandertreffen mit Verbündeten der US-Armee bedeuten.

Istanbul/Washington - Die politische Lage in Syrien ist alles andere als durchsichtig. Nach Jahren des Aufstandes ist Machthaber Baschar al-Assad weiterhin im Amt, die Opposition liegt in Trümmern. 

Doch auf Frieden darf das Land nicht hoffen. Weiterhin finden in dem krisengebeutelten Land östlich des Mittelmeers Stellvertreter-Kriege statt, in denen auch die Großmächte verwickelt sind oder waren, darunter Russland und die USA. Und nun bahnt sich ein neuer Militär-Konflikt an - zwischen der Türkei und den USA. Erdogan kündigt eine Militäroffensive in Nordsyrien an. Über die aktuellen Geschehnisse im Syrien-Türkei-Konflikt und den möglichen NATO-Bündnisfall halten wir Sie auf dem Laufenden. 

Wegen Kurden: Militär-Konflikt zwischen Erdogan und Trump?

Das Problem: Im nördlichen, 100 Kilometer langen Grenzgebiet zu dem Nachbarland fordert die Türkei schon seit langer Zeit eine Pufferzone in dem aktuell von der Kurdenmiliz YPG beherrschten nordsyrischen Teil. Grund: In der YPG wird ein Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK gesehen  und somit eine Terrororganisation.

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Ein Rückzug der gefürchteten Truppen fand bislang nicht statt und darum schließt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Militäroffensive nicht mehr aus, im Gegenteil: „Wir sind entschlossen, den Terror-Korridor östlich des Euphrats zu zerstören“, sagte der Staatspräsident kürzlich und sorgt damit für Unmut bei den USA. „Die YPG ist nämlich der wichtigste und verlässlichste Verbündete im syrischen Chaos“, umfasst der „Business Insider“ die derzeitige Lage. 

Grund für den in den letzten Tagen schärfer gewordenen Ton aus Ankara sind gescheiterte Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten über die Einrichtung einer von der Türkei angestrebten Pufferzone. Die USA konnten sich angeblich diesbezüglich ein zehn Kilometer breites Areal vorstellen, nicht jedoch 30 Kilometer wie von den Türken gefordert. 

Weitere Streitpunkte sind türkischen Angaben zufolge, wer die Zone kontrollieren soll und ob die YPG das Gebiet denn vollständig räumen müsse. 

Die entscheidende Frage: Riskiert Erdogan den direkten Einmarsch? Ein Satz vom Türkei-Präsident spricht Bände: 

Wer sich auf die Unterstützung ausländischer Mächte in der Region verlasse, könne sich begraben lassen, warnte das Staatsoberhaupt.

Nordsyrien: Türkisches Militär will US-Verbündete YPG vertreiben

Als Reaktion auf die jüngste Entwicklung hat die Türkei laut Medienberichten nun ihre Militärposten entlang der Grenze zu Syrien verstärkt. Zunächst war unklar, wann dies geschieht und in welcher Stärke. Wie die „Hürriyet“ vermeldet, ist kürzlich ein aus zwölf Fahrzeugen bestehender Militärkonvoi im Landkreis Ceylanpinar eingetroffen. 

Die USA dürften mit dieser Entwicklung nicht zufrieden sein - ist die YPG doch angeblich ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), ein Angriff auf die Verbündeten gilt es natürlich tunlichst zu unterbinden. Dass es bislang zu keinen Zusammenstößen gekommen ist, dürfte hauptsächlich daran liegen, dass die Türkei eine direkte Konfrontation mit Truppen der Vereinigten Staaten vermeiden möchte. 

Denn: Angeblich seien geschätzt immer noch rund 2.500 US-Truppen in der Region stationiert, berichtet der „Business Insider“

Januar 2018: Türkischer Panzer steht an einer Straße in Nordsyrien
Januar 2018: Türkischer Panzer steht an einer Straße in Nordsyrien. © dpa / -

Sollte Erdogan eine Offensive in das syrische von Kurden besetztes Grenzgebiet fahren? Dann wird sich vermutlich ein bereits bekanntes Szenario wiederholen: Das Manöver könnte dann nämlich so laufen wie zuletzt im Januar 2018 geschehen. Damals war die politische Situation ähnlich, nur geografisch ein Stück versetzt. Es ging unter anderem um die Stadt Afrin im Nordwesten des Landes. Auch da warnten die USA die Türkei vor einer Offensive in dem syrischen Gebiet. 

Ähnliches Szenario Anfang 2018 - Was würde diesmal passieren?

Der Ausgang? Recep Tayyip Erdogan ließ die Bekundungen des Nato-Partners außer Acht, die türkischen Truppen griffen an und errangen den Sieg. Nicht ausgeschlossen, dass es nun also wieder so kommt, so die Einschätzung.

Die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei haben schon bessere Zeiten erlebt. Das hat auch mit dem Konflikt um die Produktion des Nato-Kampfjets F-35 zu tun. Nach der jüngsten Reaktion von US-Präsident Trump, droht Recep Tayyip Erdogan seinem amerikanischen Gegenüber ebenfalls mit Sanktionen. Leidtragender könnte der Konzern Boeing sein. Zumindest riskiert die Türkei direkte Konfrontationen mit deutschen Staatsbürgern. Unter anderem mit dem Erdogan-Kritiker Ünsal Arik. Der Profiboxer ist in Istanbul wegen versuchten Mordes angeklagt - weil er in einem Musikvideo eine Erdogan-Pappfigur umwirft

Unter dem Vorwurf der Verbindungen zu Terroristen hat die Regierung um Präsident Erdogan nun drei pro-kurdische Bürgermeister abgesetzt. Derweil eskaliert der Konflikt in Syrien. Aus Istanbul bekam Erdogan Ende August auch eine Kampfansage ganz anderer Art.

Fußball ist (meist) unpolitisch - in Erdogans Türkei taugt der Sport trotzdem für einen Eklat. Die Polizei kassierte Fan-Fahnen wegen christlicher Symbole. Der Grüne Cem Özdemir fordert Konsequenzen.

Stärker als erwartet wächst die Wirtschaft in der Türkei aktuell. Gleichzeitig gibt es in Erdogans AKP aber Neuerungen - denn ein wichtiger Politiker muss gehen.

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Der türkische Präsident Erdogan öffnet die Grenze für Flüchtlinge gen EU*, um Druck auf die Staatengemeinschaft zu erzeugen. Ein Kommentar.

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Nach dem Tod türkischer Soldaten eskaliert die Lage in Syrien. Präsident Erdogan will Vergeltung - und wendet sich außerdem mit deutlichen Worten an Russland.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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