Eine Zukunftsperspektive sei bei der ganzen Harmonie jedoch nicht erkennbar, sorgt sich Rathkolb: „In Fragen zu Klima, Migration oder Bildung ist die österreichische Regierung in Richtung Vergangenheit unterwegs“, zitiert das Nachrichtenportal den Historiker. Trotzdem seien die Umfragewerte der Regierung positiv: Die Wähler seien zufrieden. Das lasse sich mit der Geschichte Österreichs erklären, meint Rathkolb gegenüber süddeutsche.de: Denn die Österreicher würden Streit in der Politik ablehnen, sich einen „starken Führer, der das Volk sicher durch turbulente Zeiten bringt“ wünschen und hätten zusätzlich eine „Sehnsucht nach Größe“.
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Deswegen äußere sich Kurz nicht offiziell zu rechten Vorstößen der FPÖ - beispielsweise wenn Heinz-Christian Strache eine Ausgangssperre für Asylbewerber nach 20 Uhr fordert, wogegen immer noch heftig protestiert wird. Kurz vermittle Führungsstärke und fahre zudem einen härteren Migrationskurs - das gefalle den Wählerinnen und Wählern. Außerdem habe Kurz Österreich eben wieder „größer“ gemacht - da es international wieder mehr Aufmerksamkeit bekomme und beispielsweise auf Magazincovers erscheine. Die auf der österreichisch-ungarischen Monarchie vor 100 Jahren gegründete „Mischung aus Minderwertigkeitskomplex und Selbstüberschätzung“ gebe es immer noch - und „die Coverstorys bedienen diesen Wunsch nach internationaler Anerkennung“, erklärt der Historiker gegenüber sueddeutsche.de. Und: „Er schafft es so zu kommunizieren, dass ihn jeder versteht.“
Ob ihm das auch im jüngsten Falle so erfolgreich gelungen ist, bleibt abzuwarten: Ein FPÖ-Politiker hat ausgerechnet in Hitlers Geburtsort Braunau ein inhaltlich heikles „Rattengedicht“ verteilt - auch Kurz steht nun in der Kritik.
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Sebastian Kurz‘ Nachfolge als Kanzler Österreichs ist geklärt. Die Alpenrepublik bekommt erstmals eine Frau an der Spitze der Regierung. Kurz steht unterdessen nach einem skurrilen Auftritt mit einem evangelikalen Prediger in der Kritik. Was wird die Wahl in Österreich im September 2019 für ihn bringen?
Wo die Liebe hinfällt: Zwei bayerische Landespolitiker von Grüne und FDP sind ein Paar. Zumindest bei der FDP scheint sich Unwillen zu regen.
Im Januar 2020 können sich die ÖVP und die Grünen in Österreich auf einen Koalitionsvertrag einigen. Die künftige Regierung plant in Sachen Klimaschutz eine Vorreiterrolle in Europa einzunehmen.
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