Tatsächlich kommen über andere Routen als das zentrale Mittelmeer deutlich mehr Menschen nach Europa. Für diese Menschen soll der auf sechs Monate angesetzte Übergangsmechanismus nicht gelten. Dabei ist die Lage etwa auf den griechischen Inseln katastrophal.
Deshalb wollten Bulgarien, Griechenland und Zypern am Dienstag auf die Situation in Südosteuropa aufmerksam machen. Trotz des anhaltenden Zustroms werde die östliche Mittelmeerroute nicht ausreichend beachtet, heißt es in einem Dokument, dass die drei Staaten im Kreis der Innenminister vorstellen wollten.
Die Länder fordern einen Mechanismus zur Verteilung von Migranten aus allen Staaten an den EU-Außengrenzen, die überlastet sind. Sie betonen zudem den Stellenwert des wackeligen EU-Abkommen mit der Türkei.
Auch darüber wollten die Minister am Dienstag beraten. Seehofer hatte jüngst in Ankara und Athen versucht, für eine bessere Umsetzung des Abkommens zu sorgen. Dies sieht vor, dass Griechenland illegal auf die Ägäis-Inseln gereiste Migranten zurück in die Türkei schicken kann. Im Gegenzug übernimmt die EU syrische Flüchtlinge aus der Türkei und unterstützt das Land finanziell bei der Versorgung der Flüchtlinge.
Vor der italienischen Insel Lampedusa ging am Dienstag die Suche nach Opfern eines Flüchtlingsunglücks weiter. 13 tote Frauen wurden am Vortag geborgen. Etwa 15 Menschen galten laut Internationaler Organisation für Migration als vermisst. Von vier Kindern fehlte jede Spur, darunter ein acht Monate altes Baby und ein zwei Jahre altes Kleinkind, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Adnkronos. Das überladene Boot war in der Nacht zu Montag bei Wellengang umgekippt - die Menschen hatten keine Rettungswesten an.