Die überzeugte Aussage, dass wir das schlimmste noch vor uns hätten, hält Plassmann für unverantwortlich, weil es niemand voraussagen könne. Wenn dies nämlich der Fall wäre, könnte man die Verbreitung unterbinden. Genau daran würden wir aber scheitern. Einen Sündenbock zu suchen, mache seiner Meinung nach auch keinen Sinn. So könne man die aktuelle Lage nicht auf die junge Generation und Partys schieben, denn auch ohne Partys wären die Zahlen gestiegen, da das Virus* „in die Gesellschaft diffundiert“.
Den alarmistischen Ton, dessen sich besonders Politiker bedienen, hält Plassmann aus mehreren Gründen für problematisch: Er führe dazu, dass die Menschen sich zurückziehen oder sich wehren. Beide Optionen seien nicht gut. Er ist der Meinung, dass Vorsicht geboten ist und die aktuellen Regeln - wie die Einhaltung des Mindestabstands - notwendig seien. Absurde Vorschriften sollten aber vermieden werden, weil sie auch zu Widerstand bei den notwendigen Regeln führen würden.
Als Beispiel nennt er, dass Personen, die auf dem leeren Marienplatz in München keine Maske tragen, ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro zahlen müssen. Dies sei nicht verhältnismäßig. Die Politiker sollten der Bevölkerung vielmehr zutrauen, „Verantwortung zu übernehmen“. Denn auch auf die emotionale Lage der Menschen müsse Rücksicht genommen werden: „Wer Verständnis für notwendige Maßnahmen erzeugt, schafft Akzeptanz, wer nur droht, schafft Reaktanz.“ at *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes