1990 wurde Stolpe SPD-Mitglied, trat als Spitzenkandidat an und wurde im November von einer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 zum ersten Ministerpräsidenten Brandenburgs gewählt. Einen Namen machte sich Stolpe dabei als Vertreter der Interessen Ostdeutschlands. Er forderte staatliche Programme zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Kurskorrektur bei der Treuhandanstalt, die Volkseigene Betriebe fit machen und privatisieren sollte.
Manfred Stolpe und seine Ehefrau Ingrid Stolpe waren beide an Krebs erkrankt. In der ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“ machten sie das 2009 publik. Die erste Krebsdiagnose traf bereits 2004 im Amt als Bundesverkehrsminister. Weder seine Mitarbeiter noch damalige Kanzler Gerhard Schröder (SPD) wussten von seiner Krankheit. Nur Franz Müntefering war im Bilde.
Dennoch arbeitete Manfred Stolpe ohne große, offensichtliche Einschränkungen weiter. Damals wurde er wegen der LKW-Maut heftig angegriffen.
Seine Vergangenheit wurde immer wieder kritisch thematisiert. Stolpe hatte als Kirchenfunktionär Kontakte mit der Stasi, die Behörde führte ihn gar als Inoffiziellen Mitarbeiter. Die Leitung der evangelischen Kirche erklärte Mitte der 1990er Jahre nach einer Untersuchung, Stolpe sei ein „Mann der Kirche und nicht der Stasi gewesen“.
2005 bekam Manfred Stolpe nach langem Rechtstreit um Stasi-Vorwürfe vom Bundesverfassungsgericht Recht. Das Karlsruher Gericht hob ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Jahr 1998 auf. Der BGH hatte damals eine Äußerung gebilligt, wonach Stolpe im Dienst der Staatssicherheit tätig gewesen sei. Stolpe sprach damals von später Genugtuung.
Auch das SPD-Urgestein Hans-Jochen Vogel ist gestorben - er war einst SPD-Chef und sogar Kanzlerkandidat.
In den 1990er Jahren war Stolpe in Brandenburg sehr beliebt - doch Vorzeigeprojekte wie der Lausitzring, der Cargolifter oder die Chipfabrik in Frankfurt/Oder scheiterten oder liefen nicht wie erhofft. Überraschend erklärte Stolpe 2002, als Regierungschef zurücktreten zu wollen, um einen Generationenwechsel zu ermöglichen.
Ähnlich überraschend wurde Stolpe wenige Monate später im zweiten Kabinett von SPD-Kanzler Gerhard Schröder als „Gesicht des Ostens“ Verkehrsminister. Nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 trat Stolpe dann von der politischen Bühne ab. Im Hintergrund kümmerte sich der Ruheständler verstärkt um den Erhalt historischer Baukultur.
AFP/dpa/frs