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SPD-Vorsitz: Thilo Sarrazin fordert mit harten Worten Kandidatur von Juso-Chef Kühnert

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Findet harte Worte für seine Partei: Der Ex-Finanzsenator von Berlin Thilo Sarrazin.
Findet harte Worte für seine Partei: Der Ex-Finanzsenator von Berlin Thilo Sarrazin. © dpa / Michael Kappeler

Olaf Scholz hat seine Kandidatur für den SPD-Parteivorsitz bestätigt. Thilo Sarrazin fordert schmähend einen anderen Kandidaten.

Update vom 26. August: Bei Anne Will begründete Olaf Scholz seine Entscheidung, doch für den SPD-Vorsitz zu kandidieren. Hier geht es zum Bericht. 

Der ehemalige Finanzsenator Thilo Sarrazin könnte nun endgültig von der Berliner SPD ausgeschlossen werden. Das melden einige Medien unter Berufung auf eine österreichische Presseagentur am 23. Januar 2020.

Update vom 23. August, 18.00 Uhr: Thilo Sarrazin, Ex-SPD-Finanzsenator von Berlin, hat den Vorsitzenden der Jusos, Kevin Kühnert, zu einer Kandidatur für den SPD-Vorsitz aufgefordert. Sarrazin sagte der „Bild“-Zeitung: „Wenn die Linken schon die komplette Machtübernahme in der SPD anstreben, dann sollen sie gefälligst mit ihrer 1. Garnitur antreten und die Partei nicht mit drittklassigen Kandidaten behelligen.“ Bisher gelten Parteivize Ralf Stegner und der Abgeordnete Karl Lauterbach als prominenteste Vertreter des linken Parteiflügels unter den Bewerbern.

SPD-Vorsitz: Kurz nach Scholz‘ Kandidatur - Kandidaten-Duo fordert „radikalen Neustart“

Update vom 22. August, 13.06 Uhr: Mit der Forderung nach einem „radikalen Neustart“ empfiehlt sich ein weiteres Bewerberduo im Rennen um den SPD-Vorsitz. Ohne einen solchen Schnitt werde die Partei nicht wieder auf die Beine kommen, sagte die Vertreterin der Parteilinken, die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis, am Donnerstag in Berlin. Mattheis' Tandempartner Dierk Hirschel, Chefökonom der Gewerkschaft Verdi, sagte: „Wir haben eine klare Analyse, warum die Partei am Boden liegt.“ So gelinge es der SPD in der großen Koalition nicht, eine wirklich soziale Politik zu machen.

Die SPD müsse Hartz IV überwinden sowie für einen Mindestlohn von mindestens 12 Euro, flächendeckende Tarifverträge und einen Ausbau des Sozialstaats streiten, forderte Hirschel. Der Partei sei es nie gelungen, mit der Politik der Agenda 2010 - also mit der Sozialstaatsreform, mit der unter Kanzler Gerhard Schröder Hartz IV eingeführt worden war - zu brechen.

„Wir wollen nicht als Traditionalisten beschimpft werden“, sagte Mattheis, die Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21 in der SPD ist. Vielmehr wolle man weite Teile der Gesellschaft ansprechen. Sie betonte, das Duo habe die nötige Unterstützung von fünf SPD-Kreisverbänden.

"Wir haben den Anspruch, die SPD wieder zur stärksten Kraft zu machen", erklärte Hirschel. Dies sei durchaus möglich. Er sehe ein Wählerpotenzial für die SPD, das "Richtung 30 Prozent und darüber hinaus" gehen könne, sagte er. Zu den Aussichten des Duos, tatsächlich an die SPD-Spitze gewählt zu werden, sagte Hirschel, er gehe mit "dem Pessismismus des Verstandes und dem Optimismus des Herzens" in den Wettkampf.

SPD-Vorsitz: Scholz von Journalisten bedrängt - weil er zu ominösem Telefonat schleierhaft antwortet

Update 17.13 Uhr: Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich mit Partei-Kollegin Klara Geywitz am Mittwoch der Presse gestellt. Die beiden Spitzenpolitiker äußerten sich dabei zu ihrer gemeinsamen Kandidatur um den SPD-Vorsitz. Doch auf dem Weg zu dieser Kandidatur gibt es ein paar unbeantwortete Fragen. Vor allem geht es dabei um das dubiose Telefonat, das Scholz mit der kommissarischen SPD-Partei-Spitze aus kommissarischen Parteichefs Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel geführt haben soll. Auf der Bundespressekonferenz versuchten einige Journalisten, Antworten zu bekommen - ohne Erfolg.

Nachdem der Spiegel darüber berichtete, das Scholz sein Kandidaturvorhaben mit den drei kommissarischen Parteivorsitzenden in einer Telefonkonferenz besprochen hatte, warf Thorsten Schäfer-Gümbel ein offizielles Veto ein. Das Gespräch habe nicht stattgefunden, kommentierte er. Auf der Pressekonferenz am Mittwoch wollten es die Journalisten aber wissen: Hat Scholz das Telefonat geführt?

Doch der Vizekanzler gab darauf keine Antwort. Laut Bild-Zeitung begründete er sein Schweigen mit den Worten: „Ich habe mich mein ganzes Leben dadurch ausgezeichnet, dass ich – anders als viele andere – nicht über vertrauliche Gespräche und auch nicht wie und wann sie stattfinden spreche.“ Und weiter: „Ich will mit all diesen Praktiken wie aus vertraulichen Gesprächen auszuplaudern und über andere zu sprechen, nichts zu tun haben.“

Ein Reporter hakte nach, um zu klären, welche Version nun stimme. Scholz wich erneut aus: „Das ist Topfschlagen, das man den Kindern überlassen sollte.“ Auf eine erneute Nachfrage sagte Scholz nur: „Sie sollten einfach aufgeben.“ Seit Montag würden aber alle Bescheid wissen.

Scholz‘ einzig drängendes Problem ist jedoch nicht die Hauptstadtpresse, sondern vielmehr seine parteiinternen Konkurrenten: Karl Lauterbach fordert Klarheit darüber, wie und wann Scholz die Parteispitze informierte: „Die Umstände und das Zustandekommen der Kandidatur müssen restlos aufgeklärt werden“, sagte Lauterbach der Bild, „die gesamte Kandidatensuche findet in der falschen Tonlage statt. Wir müssen uns um die wichtigen Fragen wie die Zukunft der GroKo kümmern.“

Auch Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange übte Kritik: „Sein Verhalten schadet der Partei“, sagte Lange zu Bild. Zudem habe sich der Vize-Kanzler „als Kandidat in eine Sonderrolle begeben“: „Das alles ist das Gegenteil von Offenheit, wie sie unsere Partei jetzt dringend braucht.“

Warum ist dieses Telefonat so wichtig? Hat das Telefonat nie stattgefunden, ist unklar, auf welchen Wegen dann die Parteispitze von Scholz’ Kandidatur erfahren hat? Ein SPD-Sprecher erklärte der Bild-Zeitung auf Nachfrage: „Die engere Parteiführung kommuniziert in regelmäßigen Abständen miteinander. Über Inhalte der Gespräche geben wir keine Auskunft.“

Klingt ausweichend. Aber auch unehrlich? Fakt ist: In der SPD brodelt es mal wieder. Es geht um Unparteilichkeit und Glaubwürdigkeit der Parteispitze um Schwesig, Dreyer und Schäfer-Gümbel - und schlicht um Transparenz. Sicherlich ein Grund, weshalb sich die SPD derart auf Talfahrt begeben hat.

SPD-Vorsitz: Scholz kandidiert „ohne Netz“ - aber mit ostdeutscher Partnerin

Update vom 21. August, 13.47 Uhr: Bundesfinanzminister Olaf Scholz und die Brandenburger Landtagsabgeordnete Klara Geywitz wollen ihre Kandidatur für die SPD-Spitze nicht an ein Bekenntnis zur Großen Koalition knüpfen. „Wir werben dafür, dass die SPD stärker wird“, sagte Geywitz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundesfinanzminister in Berlin.

Scholz erklärte auch, dass die SPD für ihn im Vordergrund stehe. „Ich kandidiere hier ohne Netz“, sagte er - und betonte damit, dass es ihm bei der gemeinsamen Kandidatur um den SPD-Parteivorsitz nicht um die Regierung oder seinen Posten als Finanzminister gehe.  

Kandidaten für SPD-Vorsitz - Geywitz und Scholz
Kandidaten für SPD-Vorsitz - Geywitz und Scholz © dpa / Kay Nietfeld

Die gemeinsame Kandidatur begründete Geywitz mit den unterschiedlichen Biografien der beiden Spitzenpolitiker. „Ich bin eine junge Frau aus dem Osten“, sagte sie weiter. 

Als zentrales Thema kündigte Scholz an, dass man den Menschen in Zeiten des schnellen und vielfältigen Wandels Sicherheit geben wolle. Zudem stehen Klimapolitik, die Gleichstellung von Frauen und Männern, die digitalen Lebensfragen und die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse oben auf der Agenda der Kandidaten. 

Update vom 20. August 19.35 Uhr: Bundesfinanzminister Olaf Scholz und die Brandenburger Landespolitikerin Klara Geywitz präsentieren am Mittwoch (12.00 Uhr) ihre gemeinsame Bewerbung für den SPD-Parteivorsitz. In Berlin stellt sich das Tandem den Fragen von Journalisten. 

"Gemeinsam wollen wir die SPD wieder stark machen", erklärte das nunmehr siebte Bewerberteam für das Rennen um den SPD-Vorsitz. Vizekanzler Scholz gilt als klarer Befürworter der GroKo. Die bislang eher unbekannte Geywitz war früher Vize-Landesvorsitzende der SPD Brandenburg. 

SPD-Vorsitz: Konservativer Bayer will gegen Scholz antreten - Vizekanzler überrascht mit Partnerin

Update vom 20. August, 13.28 Uhr: Vizekanzler Olaf Scholz tritt bei der Wahl zum SPD-Parteivorsitz zusammen mit der Potsdamer Landtagsabgeordneten Klara Geywitz an. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag.

Beide begründeten ihre Bewerbung am Dienstag mit dem Ziel, „neue sozialdemokratische Antworten“ auf neue Zeiten finden zu wollen: „Als Tandem mit unseren unterschiedlichen Lebenswegen, unseren Erfahrungen und mit den verschiedenen Perspektiven, aus denen wir auf unser Land blicken“, wie es im Bewerbungsschreiben von Scholz und Geywitz heißt. „Gemeinsam wollen wir die SPD wieder stark machen.“

Wachsende Unsicherheit wegen Globalisierung und schnellen technischen Wandels hätten sozialdemokratische Parteien in vielen Ländern Europas geschwächt. Die SPD dürfe aber nicht zulassen, dass rechtspopulistische Parteien Erfolg haben. „Wir beide stehen für eine demokratische Zuversicht“, so das Bewerber-Duo. „Unsere Antwort auf den rasanten Wandel müssen wieder mehr Zuversicht und zugleich Sicherheit sein.“ Scholz und Geywitz erklärten auch wirtschaftliche Dynamik, einen starken Sozialstaat, Solidarität, Klimaschutz und die Gleichstellung von Mann und Frau zu ihren Zielen.

Klara Geywitz
Klara Geywitz © dpa / Britta Pedersen

SPD-Vorsitz: Konservativer Bayer will gegen Scholz antreten - zwei Partei-Promis winken ab

Update vom 20. August, 12.40 Uhr: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil will nicht für das Amt des Parteichefs kandidieren. „Ich selbst habe mich entschieden, dass ich nicht zu denen gehören werde, die auf der Bühne stehen und sich um den Parteivorsitz bewerben“, sagte der 41-jährige Niedersachse am Dienstag in einem auf Twitter verbreiteten Video. Er brenne für die SPD und übernehme sehr gerne Verantwortung. Aber er habe keine Partnerin gefunden, mit der es zu 100 Prozent gepasst habe.

Er wolle als Generalsekretär für einen fairen und spannenden Wettbewerb sorgen, versprach Klingbeil. „Es sind jetzt viele wunderbare Menschen schon auf dem Platz, die sich entschieden haben, dass sie Parteivorsitzende werden wollen“, sagte er. Die SPD könne selbstbewusst sein, sie gehe neue Wege und dürfe sich nicht von „den vielen klugen Ratschlägen“ verrückt machen lassen.

Bundestagsabgeordneter Brunner will SPD-Chef werden
Der bayerische Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner will SPD-Chef werden. © dpa / Christoph Soeder

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil will nicht für den Parteivorsitz kandidieren. Er hatte sich eine Kandidatur lange offen gelassen, verzichtet nun aber, wie die Deutsche Presse-Agentur in Hannover aus Parteikreisen erfuhr. Zuvor hatte die Zeitung Welt in ihrer Onlineausgabe darüber berichtet.

Der bayerische SPD-Abgeordnete Karl-Heinz Brunner will sich hingegen um den Vorsitz seiner Partei bewerben. Der 66-Jährige sagte der Augsburger Allgemeine, er wolle sicherstellen, dass im Auswahlprozess "die ganze Vielfalt der Partei widergespiegelt wird". Knapp zwei Wochen vor Ende der Bewerbungsfrist sehe er einen "deutlichen Überhang der GroKo-Gegner und des linken Parteispektrums". Brunner gehört dem konservativen Seeheimer Kreis in der SPD an. Dem Bericht zufolge geht er zunächst ohne weibliche Ko-Kandidatin ins Rennen.

SPD-Trubel: Scholz bestätigt Kandidatur und spricht sich für Doppelspitze aus - Partnersuche läuft im Hintergrund

Update vom 18. August, 14.10 Uhr: Nun hat Olaf Scholz seine Kandidatur offiziell bestätigt. Der Vizekanzler erklärte am Samstag: „Ich glaube, dass Deutschland eine starke sozialdemokratische Partei braucht.“ Er unterstrich, dass er sich nicht mit der Schwäche der Partei abfinden werde und „diesen Beitrag leisten möchte“. Im Hinblick auf die schlechten Umfragewerte der SPD erklärte der Finanzminister: „Ich möchte alles dazu beitragen, dass sich das ändert.“

Scholz sprach sich dafür aus, das Parteiamt in Form einer Doppelspitze aufzuteilen. Bevor eine gemeinsame Kandidatur mit einer Kollegin öffentlich gemacht werde, sei es aber wichtig, die Sache sorgfältig zu besprechen. „Diese Ernsthaftigkeit bitte ich mir zu ermöglichen“, sagte er beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung. Einer Umfrage zufolge hat der Finanzminister aber nicht sonderlich viel Rückhalt bei den Wählern.

Scholz begründete seine Kandidatur mit seinem „Verantwortungsgefühl“. „Alles, was man tut, muss man aus Verantwortung machen. Und manchmal muss man auch Dinge, die man sich überlegt hat, überlegen, weil die Verantwortung das gebietet“, sagte er. Noch vor wenigen Wochen hatte Scholz gesagt, die Aufgaben des Finanzministers seien mit der aufwendigen Arbeit des SPD-Chefs nicht vereinbar. Auf diesen Widerspruch angesprochen, sagte Scholz: „Aus meiner Sicht würde ich das nicht machen, wenn ich nicht eine Vorstellung hätte, dass ich es hinkriegen kann.“

SPD-Trubel: Scholz weicht Fragen nach Kandidatur aus - Partnersuche im Hintergrund

Update vom 17. August, 17.05 Uhr: Beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung wurde Olaf Scholz mit der Frage konfrontiert, ob er bereits mit einem Parteimitglied bezüglich einer gemeinsamen Kandidatur in Kontakt stehe. Er sagte: „Es gehört zur Demokratie dazu, dass man sich auch mit Freundinnen und Freunden gut bespricht und dann was sagt, wenn was zu sagen ist.“ Die Frage nach einem Partner oder einer Partnerin ist deswegen wichtig, weil sich bisher mehrere Duos um den Posten in Stellung gebracht haben. Es scheint damit möglich, dass der Posten künftig auf zwei Personen aufgeteilt wird. 

Laut Aussagen aus Parteikreisen läuft die Partnersuche des Finanzministers im Hintergrund ab. Zu den Überlegungen äußerte er sich nicht. Auf die Frage, ob es sich bei den Medienberichten um Falschmeldungen handle, sagte er allerdings: „Das habe ich nicht behauptet, nein.“ Dies sagt übrigens Anne Will zu Olaf Scholz.

SPD-Trubel: So kam es zur 180-Grad-Wende von Olaf Scholz - die Opposition spottet über Kandidatur

Update vom 17. August, 10.20 Uhr: Nun ist klar geworden, wie es dazu gekommen ist, dass Olaf Scholz seine Meinung zu einer Kandidatur um den Parteivorsitz geändert hat. Wie die Bild-Zeitung berichtet, könnte die Kandidatur aus der Not heraus geboren sein.

Vor gut einer Woche sei parteiintern bekannt geworden, dass Familienministerin Franziska Giffey nicht antreten wolle. Auch Manuela Schwesig, die den Posten der Parteivorsitzenden derzeit interimistisch gemeinsam mit Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel innehat, habe endgültig abgesagt. Danach gab es aber Zuwachs auf der Kandidatenliste. Das Duo aus Gesine Schwan und Ralf Stegner habe seine Bereitschaft für eine Kandidatur mitgeteilt. Schwan gelte in der Parteispitze als Nervensäge, schreibt die Bild (Artikel hinter der Bezahlschranke).

Um ein Gegengewicht zu dieser „Freak-Show“ - laut Bild ein Zitat eines SPD-Führungsmitglied - zu setzen, sei es im Privathaus von Außenminister Heiko Maas zu einem Treffen gekommen. In ihm hätten auch Arbeitsminister Hubertus Heil und Finanzminister Olaf Scholz teilgenommen. Das Krisengespräch gipfelte schließlich darin, dass Scholz seine Bereitschaft für eine Kandidatur erklärte.

SPD-Trubel: Christian Lindner meldet sich zu Wort

Update vom 16. August 2019, 21.35 Uhr: Öffentlich haben sich nicht viele Politiker zu einer möglichen Kandidatur von Olaf Scholz um den Parteivorsitz geäußert. Einer der wenigen, die sich positioniert haben, ist FDP-Chef Christian Lindner. Er äußerte sich positiv. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er: „Olaf Scholz ist eine respektable Persönlichkeit. Viele an der Basis der SPD werden erleichtert sein, dass nun doch ein Schwergewicht als Vorsitzender antreten will.“ An der Häme, die aus anderen politischen Lagern komme, wolle er sich nicht beteiligen. „Wir waren selbst einmal in einer schwierigen Lage, weshalb wir uns an so etwas nicht beteiligen“, sagte Lindner.

SPD-Trubel: Scholz legt 180-Grad-Wende hin - die Opposition spottet

Erstmeldung vom 16. August 2019, 18.08 Uhr: Berlin - Über lange Wochen war die Suche nach Kandidaten für den SPD-Vorsitz eine überaus zähe Angelegenheit: Zwar fanden sich einige potenzielle Nachfolger für die entnervt zurückgetretene Andrea Nahles - doch sie kamen ganz überwiegend aus der zweiten und dritten Reihe der Partei. Die bekanntesten Gesichter in der Bewerberriege waren noch die Flensburger Bürgermeisterin Simone Lange (die schon einmal gegen Nahles verloren hatte) und der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach.

Doch seit Freitag ist ordentlich Schwung im Parteichef-Casting der Sozialdemokraten. Zuerst wurde bekannt, dass auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius Parteichef werden will, ein profilierter und kantiger Kämpfer für Recht und Gesetz. Antreten will er zusammen mit Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping. Dann sickerte die Bereitschaft von Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz zur Kandidatur durch. Plötzlich herrscht Gedrängel um den SPD-Vorsitz, das „schönste Amt neben dem Papst“, wie Ex-Parteichef Franz Müntefering einst sagte. Zumal auch noch Gesine Schwan und Ralf Stegner ihren Willen zum Spitzenamt erklärten.

SPD-Vorsitz: Olaf Scholz will‘s jetzt doch machen - Hayali spottet auf Twitter

Allerdings sorgt die Entwicklung auch für einige Fragezeichen. Olaf Scholz hatte bislang ausgeschlossen, dass er das Spitzenamt neben seinem Ministerposten übernehmen würde. „Nein, ich halte das mit dem Amt eines Bundesministers der Finanzen nicht zeitlich zu schaffen“ - so lautete seine Begründung im Juni bei einem TV-Talk. Die ZDF-Frau Dunja Hayali regte dieser Umstand noch am Freitagmittag zu dezentem Spott an. „na gut, jetzt geht’s dann doch“, twitterte sie. „und wer wird mit ihm als co antreten? ⁦@ManuelaSchwesig⁩? wird auch sie ihre meinung ändern?“ Zweiteres zumindest darf bis auf Weiteres als unwahrscheinlich gelten: Schwesig hatte erst unlängst mögliche Ambitionen in einem Sommer-Interview dementiert.

Inhaltlich überrascht Scholz‘ Vorstoß unterdessen gar nicht so sehr. Dass er sich als möglicher nächster Kanzler sieht, hat der Minister intern immer wieder durchblicken lassen. Nun scheint er bereit für einen Rettungsversuch seiner Partei - ist diese doch „sehr stark am Boden“, wie Dreyer diese Woche einräumte. Immer deutlicher waren aus der Partei zuletzt Worte der Verzagtheit und Verzweiflung vernehmbar, darüber, dass sich keiner aus der ersten Reihe um den Vorsitz bewirbt.

SPD-Vorsitz: Trauen sich die Sozialdemokraten Kritik an Scholz zu?

Lediglich eine Frage derzeit könnte es aber sein, bis sich Kritik an einem möglichen SPD-Vorsitzenden Scholz regt. Die Partei blieb am Freitag ruhig - zu vernehmen war nur Lob von einigen hochrangigen Sozialdemokraten. Doch zumindest die Kommentare in großen Medien fielen negativ aus: Scholz sei „der Falsche für den Neuanfang“ hieß es im Münchner Merkur*. Der SPD sei zu wünschen, dass Scholz scheitere, urteilte Zeit Online. Scholz sei „der Falsche“, meinte auch die Bild. Durchaus anzunehmen, dass sich auch einige SPD-Mitglieder ein frischeres Gesicht an der Spitze wünschen.

Die Zeit berichtete 2011 allerdings auch, in Scholz‘ Hamburger SPD gelte Kritik an dem „Macher“ als gefährlich. "Wer den Kopf jetzt raus steckt, bekommt ihn abgeschlagen", zitierte das Wochenblatt damals einen Parteigenossen. Fakt ist: "Wer Führung bestellt, der bekommt sie auch", sagte Scholz vor rund zehn Jahren einmal - damals mit Blick auf den Hamburger SPD-Landesverband. Ob nun die Bundes-SPD, die gerade an größerer Mitgliederbeteiligung bastelt, „Führung bestellen wird“?

SPD-Chefs gesucht: Auch Pistorius und Köpping haben ihre Fans

Gleichzeitig ist der Freitag ein Tag voller Gegensätze in der SPD: Weder Scholz noch Pistorius treten öffentlich auf - sondern Gesine Schwan und Ralf Stegner. Der Parteivize und die Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission stehen weniger für eine traditionelle SPD auf Regierungskurs, sondern für eine linke Partei mit Sehnsucht nach etwas anderem. Unbescheiden bezeichnen sich die 76-Jährige und der 59-Jährige als „Power-Duett“. Antreten wollen sie wegen der Krise der Partei, wie Schwan sagt. Stegner beschreibt seine Motivation so: „Du kannst in so einer Lage der SPD nicht kneifen.“ Im Herbst wird ein buntes Trüppchen durchs Land ziehen, wenn sich die Bewerber in 23 Regionalkonferenzen vor Partei und Öffentlichkeit vorstellen.

Und nicht nur Scholz, sondern auch das Duo Pistorius/Köpping hat seine Fans in der Partei. „Das ist die erste ernstzunehmende Kandidatur. Sie würde dazu führen, dass die SPD wirklich eine Erneuerung bekommt“, lobte Sigmar Gabriel Pistorius und Köpping. 

SPD: Insgesamt zwölf Kandidaten - doch erst ein Duo hat die nötige Unterstützung

Ihre Bewerbung angekündigt haben auch die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer sowie die Oberbürgermeister Flensburgs und Bautzens, Simone Lange und Alexander Ahrens. Zudem wollen sich der Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums, Robert Maier, und der frühere Bundestagsabgeordnete Hans Wallow bewerben. Mit Familienministerin Franziska Giffey dagegen hatte sich eine parteiinterne Hoffnungsträgerin selbst aus dem Rennen genommen. Ihre Dissertation wird derzeit wegen Plagiatsverdachts überprüft, sie muss um ihren Doktortitel bangen.

Erst ein Bewerberpaar konnte zunächst allerdings die nötige Unterstützung aus der Partei nachweisen: Europa-Staatsminister Michael Roth und die nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Christina Kampmann. Einen weiteren möglichen Kandidaten aus der Parteispitze gibt es unterdessen auch noch in Außenminister Heiko Maas.

SPD-Parteichef gesucht - Weidel spottet über Auswahl der Kandidaten

Zumindest außerhalb der SPD gibt es aber schon jetzt Zweifel, ob das Feld der Vorsitz-Kandidaten für eine Wende bei der krisengebeutelten Partei reicht - AfD-Fraktionschefin Alice Weidel etwa nutzte den ereignisreichen Freitag für eine kleine Provokation. Die Anwärter seien aus ihrer Sicht alle ohne Kompetenz und Charisma, erklärte sie in Berlin.

Olaf Scholz habe als Erster Bürgermeister von Hamburg und als Bundesfinanzminister „eine katastrophale Bilanz abgeliefert“, sagte Weidel. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius sei „völlig unbekannt für die Öffentlichkeit“. Sollten die SPD-Mitglieder das „Duo infernale“ Ralf Stegner und Gesine Schwan an die Spitze wählen, würde dies das sichere Ende der Partei bedeuten. „Solche Kandidaten wünsche ich wirklich meinem ärgsten politischen Gegner nicht“, fügte sie hinzu.

fn (mit Material der dpa)

Kühnert kandidiert bekanntlich nicht um den Posten des Parteivorsitzenden. In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz hat er nun über diese Entscheidung gesprochen.

Ein kurioser Appell von Olaf Scholz bestimmt derweil die Debatte im Finanzministerium. Denn 1,5 Milliarden Euro sollen nicht verwendet worden sein - und Scholz fleht Kommunen und Investoren an, das Geld endlich abzugreifen.

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