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Kämpfe um syrische Rebellenhochburg Idlib: 800.000 Menschen auf der Flucht

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Hunderttausende Menschen fliehen aus Syriens letzter großer Rebellenhochburg Idlib.
Hunderttausende Menschen fliehen aus Syriens letzter großer Rebellenhochburg Idlib. © AFP / AAREF WATAD

Syriens Luftabwehr hat am späten Donnerstagabend offenbar feindliche Raketen nahe Damaskus abgefangen. Unterdessen verschlimmert sich die Lage in Idlib zusehends.

Update vom 27. Februar 2020: Erneut gab es nun traurige Nachrichten aus Idlib: Bei einem Luftangriff in der syrischen Rebellenhochburg sind zwei türkische Soldaten getötet worden. Zudem gab es mehrere Verletzte. 

Erstmeldung vom 14. Februar 2020:

Idlib/Damaskus - In der letzten großen syrischen Rebellenhochburg Idlib fliehen immer mehr Menschen vor den heranrückenden Truppen der Regierung. Seit Anfang Dezember seien mehr als 800 000 Menschen vertrieben worden, erklärte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros Ocha für Syrien am Freitag. Einem Ocha-Bericht zufolge sind mehr als 80 Prozent von ihnen Frauen und Kinder. Nothelfer täten alles, was in ihrer Macht stehe, seien jedoch überfordert.

Syriens Luftabwehr hat staatlichen Medien zufolge „feindliche“ Raketen abgefangen

Unterdessen hat die syrische Luftabwehr hat staatlichen Angaben zufolge „feindliche“ Raketen nahe der Hauptstadt Damaskus abgefangen. Die Geschosse seien am späten Donnerstagabend von den israelisch besetzten Golanhöhen abgefeuert worden und in den syrischen Luftraum eingedrungen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Syrien warf Militärkreisen zufolge Israel vor, die Raketen abgefeuert zu haben. Anwohner teilten mit, es habe auch südlich der Hauptstadt und in der Nähe des internationalen Flughafens von Damaskus Explosionsgeräusche gegeben.

Inmitten der zunehmenden Eskalation in Syrien vergrößert kaltes Winterwetter die Not noch weiter. Lokalen Quellen und Organisationen zufolge seien mehrere Kinder an dessen Folgen gestorben, erklärte Ocha. Demnach fielen die Temperaturen in den vergangenen Tagen teilweise bis auf minus sieben Grad. Der Arzt einer Klinik in der Region Afrin bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod eines etwa 18 Monate alten Mädchens infolge der „großen Kälte“.

Erschreckende Bilder aus Idlib: 

Vor wenigen Tagen hat die syrische Rettungsorganisation „Weißhelme“ außerdem Videomaterial veröffentlicht, das ihren Angaben zufolge russische Luftangriffe auf Idlib zeigt. Auf den Bildern ist unter anderem zu sehen, wie ein kleines Kind aus Trümmern befreit wird. 

Assads Truppen gehen seit November gegen die Rebellenhochburg in Idlib vor

Die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf die Rebellenhochburg im Nordwesten Syriens begonnen. Trotz einer Waffenruhe setzten sie die Angriffe zusammen mit der verbündeten russischen Luftwaffe auch in den vergangenen Wochen fort. In dieser Woche nahmen die Anhänger der Regierung eine wichtige Versorgungsachse Richtung Norden ein.

Nach Angaben von Ocha herrscht akuter Mangel an Unterkünften und Nahrungsmitteln. Zehntausende lebten unter freiem Himmel, teilweise unter Bäumen. Zahlreiche Kliniken wurden bei Luftangriffen zerstört und mussten schließen.

Syrien-Krise: Drei Millionen Zivilisten leben in und um Idlib

In der Region um Idlib leben nach UN-Schätzungen rund drei Millionen Zivilisten. Viele sind schon mindestens einmal vor den Regierungstruppen geflohen, weil sie Verfolgung und andere Repressionen befürchten. Dominiert wird das Rebellengebiet von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS).

In Deutschland hat CSU-Politiker Frank-Walter Steinmeier kürzlich vor einer erneuten Flüchtlingskrise gewarnt. Gegenüber einem Abgeordneten sprach er von einem drohenden „zweiten 2015“. 

Und auch die Entwicklungen in Griechenland sind besorgniserregend*. Die Flüchtlingslager auf vielen griechischen Inseln sind hoffnungslos überfüllt.

Infolge des eskalierenden Konflikts in Syrien strömen immer mehr Flüchtlinge in Richtung EU*. Die Türkei hat die Grenzen wegen der neuen Flüchtlingswelle geöffnet.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen Digital Redaktionsnetzwerks.

dpa

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