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Nach kürzlichem Friedensabkommen: US-Luftwaffe greift Taliban an

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Zwei Tage nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens mit den USA haben die Taliban die Teilwaffenruhe für beendet erklärt.

Update vom 04.03.2020, 11.00 Uhr: Die US-Luftwaffe in Afghanistan ist kurz nach Unterzeichnung eines Abkommens mit den militant-islamistischen Taliban einen Luftangriff gegen Kämpfer der Bewegung geflogen. Ein Sprecher der amerikanischen Streitkräfte, Sonny Leggett, twitterte am Dienstag, dass der Angriff sich gegen Taliban gerichtet habe, die im Bezirk Nahr-e Saradsch in der südafghanischen Provinz Helmand einen afghanischen Militärposten angegriffen hatten. Es sei eine defensive Maßnahme gewesen, um den Angriff zu beenden. „Dies war unser erster Schlag gegen die Taliban in 11 Tagen“, schrieb er.

Am vergangenen Samstag hatten die USA nach langen Verhandlungen mit den Taliban ein Abkommen über Wege zum Frieden in Afghanistan geschlossen. Es soll einen stufenweisen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan einleiten und zu innerafghanischen Friedensgesprächen führen. Vorangegangen war eine einwöchige Phase verringerter Gewalt.

20 Tote bei Taliban-Angriff – Trump bezeichnet sie als „zähes Volk“

Update vom 04.03.2020, 09.40 Uhr: Nur wenige Stunden nach einem Telefonat von US-Präsident Donald Trump* mit einem ranghohen Taliban-Anführer hat die Islamistengruppe bei neuen Angriffen in Afghanistan mindestens 20 Soldaten und Polizisten getötet. In der Nacht zum Mittwoch hätten Taliban-Kämpfer mindestens drei Außenposten der Armee in der nordafghanischen Provinz Kundus attackiert, erklärte ein Mitglied des Provinzrats. Bei den Angriffen im Bezirk Imam Sahib seien mindestens zehn Soldaten und vier Polizisten getötet worden.

Taliban-Kämpfer zelebrieren das mit den USA geschlossene Friedensabkommen.
Taliban-Kämpfer zelebrieren das mit den USA geschlossene Friedensabkommen. © AFP

Die Taliban griffen am Dienstagabend zudem Polizisten in der zentralafghanischen Provinz Urusgan an, wie der Sprecher des dortigen Gouverneurs mitteilte. Dabei seien sechs Polizisten getötet und sieben weitere verletzt worden. Die USA und die radikalislamischen Taliban hatten am Wochenende ein historisches Abkommen unterzeichnet, das den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan und für den US-Truppenabzug aus dem Land ebnen soll. 

Am Dienstag sagte Trump in Washington, er habe ein „sehr gutes Gespräch mit dem Taliban-Anführer geführt“. „Wir wollen keine Gewalt“, fügte der US-Präsident hinzu. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bestätigte das Telefonat zwischen Trump und dem politischen Chef der Taliban, Abdul Ghani Baradar. „Ihr seid ein zähes Volk und ich verstehe, dass ihr für euer Heimatland kämpft“, soll Trump in dem Gespräch nach Informationen des „Guardian“ gesagt haben. 

Zwei Tage nach US-Abkommen: Taliban greifen wieder zu den Waffen

Erstmeldung vom 02.03.2020, 16.31 Uhr: Zwei Tage nach der Unterzeichnung des Abkommens zwischen den Taliban und den USA hat die Miliz das Ende der Teil-Waffenruhe erklärt und neue Angriffe auf afghanische Streitkräfte angekündigt. „Die Verringerung der Gewalt“ sei „nun vorbei und unsere Operationen werden fortgesetzt wie normal“, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Montag. Dem Abkommen mit den USA entsprechend „werden unsere Mudschaheddin keine ausländischen Truppen angreifen, aber unsere Aktionen gegen die Kräfte der Kabuler Regierung werden fortdauern“, sagte der Taliban-Sprecher.

Taliban: Miliz setzt Angriffe auf afghanische Streitkräfte fort 

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, es werde geprüft, ob die Teil-Waffenruhe tatsächlich aufgekündigt worden sei. Am Montag starben bei einem Anschlag im Osten Afghanistans laut Polizei mindestens drei Menschen, elf weitere wurden verletzt. Die Bombe wurde demnach bei einem Fußballspiel in der Provinz Khost gezündet. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hatte am Sonntag gesagt, die Teil-Waffenruhe solle verstetigt werden. Ziel sei ein vollständiger Waffenstillstand. Einen zentralen Punkt des Abkommens zwischen den USA und den Taliban wollte Ghani jedoch vorerst nicht umsetzen: die Freilassung von Taliban-Gefangenen. „Es gibt keine Zusage, 5000 Gefangene freizulassen“, betonte er mit Blick auf inhaftierte Taliban-Kämpfer. Über solche Freilassungen zu entscheiden, komme nicht den USA zu, sondern sei „das Recht“ der afghanischen Regierung.

Taliban: Miliz soll Terrorgruppen bekämpfen 

Laut dem Abkommen sollen die Regierung in Kabul und die radikalislamischen Taliban am 10. März direkte Gespräche aufnehmen. Diese innerafghanischen Gespräche könnten nun auf der Kippe stehen.

Die Vereinbarung zwischen den USA und den Taliban sieht vor, dass die USA über die kommenden Monate ihre Truppenstärke in Afghanistan zunächst von rund 13.000 auf 8600 reduzieren. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien abgeben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen. US-Präsident Donald Trump sprach von einem Erfolg. 

Marvin Ziegele mit AFP 

Das Abkommen zwischen den USA und den Taliban ist ein Durchbruch. Aber es ist erst der Anfang schwieriger Gespräche über die Zukunft Afghanistans. Der Leitartikel.

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