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Terror in Barcelona und Cambrils: Was wir wissen und was nicht

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Kleintransporter fährt in Barcelona in Menschenmenge
Bei dem Anschlag in Barcelona kamen mehrere Menschen ums Leben. © dpa

Ein weißer Lieferwagen rast auf der Flaniermeile Las Ramblas mitten in Barcelona in Passanten. Es gibt Tote und Verletzte, der Täter lässt den Wagen stehen und flüchtet zu Fuß. Es folgt ein weiterer Angriff im Badeort Cambrils. Was wir über die Attacken wissen - und was nicht:

WAS WIR WISSEN

Die Taten: Gegen 17 Uhr fährt am Donnerstagnachmittag ein weißer Lieferwagen laut Augenzeugenberichten mit hoher Geschwindigkeit auf die Flaniermeile Las Ramblas. In der Mitte dieser Straße ist ein breiter Flanierbereich für Fußgänger, auf diesem rast der Transporter den Berichten zufolge im Zickzack in die Menschengruppen hinein. Nach Angaben der Zeitung El Periódico de Catalunya legt der Fahrer auf den Las Ramblas gut 550 Meter zurück. Am Pla de l'Os bleibt der Van stehen, mitten auf einem bekannten Mosaik von Joan Miró. Der Fahrer flüchtet zu Fuß. 

Wenig später kommt es zu einer weiteren Attacke im 100 Kilometer südlich gelegenen Badeort Cambrils, bei der sieben Menschen verletzt werden, darunter auch ein Polizist. Zwei Personen werden schwer verletzt. Offenbar haben mehrere Täter versucht, die Attacke von Barcelona zu wiederholen - fünf Männer werden von der Polizei erschossen, die Einsatzkräfte vor Ort verhindern durch ihr Eingreifen Schlimmeres.

Der Vorfall in Alcanar: In der Ortschaft in der Provinz Tarragona kam am Mittwoch bei der Explosion in einem Wohnhaus ein Mensch ums Leben, sieben weitere wurden verletzt. Dies erklärte der katalanische Polizeichef Josep Lluís Trapero. Es gebe „klare“ Verbindungen zu dem Anschlag in Barcelona. Nach Informationen der Zeitung „El País“ sollen dort etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein. In dem Wohnhaus in der Ortschaft mit knapp 10 000 Einwohnern sei der Anschlag von Barcelona vermutlich vorbereitet worden, berichtete das Blatt unter Berufung auf die katalanische Polizei.

Die Tatorte: Die Flaniermeile Las Ramblas ist eine knapp 1,3 Kilometer lange Promenade im Zentrum der Stadt. Sie führt von der Plaça de Catalunya im Norden bis zum Alten Hafen am südlichen Ende. Mit seinen historischen Häusern, der alten Markthalle und dem Liceu-Theater sowie den Blumenhändlern und Straßenkünstlern zählt der Boulevard zu den Hauptattraktionen für Touristen. Entlang der Ramblas und in den Seitengassen befinden sich zahlreiche Hotels, Restaurants und Hostels.

Cambrils ist ein bei Touristen beliebter Badeort an der Küste, in der Nähe von Tarragona. Als dritter Ort wird inzwischen Alcanar genannt, eine Explosion am Mittwoch soll im Zusammenhang mit den Taten in Barcelona und Cambrils stehen.

Das Fahrzeug: Bei dem Tatfahrzeug handelt es sich um einen weißen Lieferwagen einer Leihwagenfirma. Ein zweiter Lieferwagen, mit dem die Attentäter womöglich hätten fliehen wollen, sei nahe Barcelona gefunden worden, schreiben die katalanischen Zeitungen La Vanguardia und El Periódico de Catalunya unter Berufung auf die Polizei. 

Über den Wagen, den die fünf Männer in Cambrils nutzten, ist noch nicht mehr bekannt.

Die Zahl der Opfer: Mindestens 13 Menschen wurden getötet, mehr als 50 weitere wurden verletzt. Dies teilte der katalanische Innenminister Joaquim Forn am Donnerstagabend auf Twitter mit. 

In Cambrils wurden sieben Menschen zum Teil schwer verletzt, fünf mutmaßliche Terroristen wurden von der Polizei erschossen.

Die Polizei dementiert Medienberichte, wonach sich Menschen - darunter möglicherweise auch Täter - in einem Restaurant verschanzt hätten. Niemand habe sich verschanzt, heißt es.

Über alle Entwicklungen halten wir Sie in unserem News-Ticker zum Anschlag in Barcelona auf dem Laufenden.

WAS WIR NICHT WISSEN

Gab es womöglich mehrere Täter? 

Es war am Abend unklar, wie viele Menschen in dem Lieferwagen gesessen haben. Der Fahrer soll ein Mann von etwa 1,70 Meter Größe sein und ein weißes Hemd mit blauen Streifen getragen haben, wie die Zeitung „El Periódico de Catalunya“ berichtete. Schwer bewaffnete Einsatzkräfte suchten nach dem Flüchtigen in der Umgebung. „El País“ zufolge war der Fahrer am frühen Freitagmorgen noch immer auf der Flucht. Ob der oder die Täter bewaffnet waren, blieb am Abend ebenfalls unklar. Die Zeitung „El País“ schrieb unter Berufung auf die Polizei, bei dem Anmieter des Tatfahrzeugs handele es sich um einen namentlich genannten Marokkaner, der sich legal in Spanien aufhalte. Später allerdings meldete sich nach Medienberichten ein Mann mit diesem Namen bei der Polizei und gab an, ihm seien die Papiere gestohlen worden.

Sind Deutsche unter den Toten?

Nach Angaben des Auswärtigen Amts war zunächst unklar, ob Deutsche unter den Opfern sind. Man prüfe dies mit Hochdruck, sagte eine Sprecherin. Das ZDF berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise von drei deutschen Todesopfern. Die katalanischen Behörden teilten lediglich mit, dass Deutsche ebenso wie Menschen aus über 20 anderen Nationen zu Schaden gekommen seien. Ob sie starben oder verletzt wurden, blieb unklar.

Das Motiv: Die spanische Polizei spricht von einem Terroranschlag. Die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group berichtete, dass Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in sozialen Netzwerken den Anschlag in Barcelona ähnlich feierten wie seinerzeit die Attacke in Manchester. Der Oberrabbiner von Barcelona, Meir Bar-Hen, sagte am frühen Abend, es habe nicht den Anschein, dass der Anschlag gezielt gegen Juden gerichtet gewesen sei. An der Anschlagsstrecke liegt auch das jüdische Restaurant „Maccabi“.

Die Hintergründe des Einsatzes in Cambrils: Die Ermittler prüfen, ob die Täter die Attacke mit einem Lieferwagen in Barcelona mit mindestens 13 Toten nachahmen wollten und ob die Täter Sprengstoffwesten trugen. Das mögliche Anschlagziel, die Strandpromenade Paseo Marítimo, ist voller Bars und Discos. Angeblich stand der Fahrer von Cambrils in Verbindung mit einer Dschihadisten-Zelle in Alcanar, berichtete „La Vanguardia“. Bestätigt wurde dies bislang nicht.

War das Zentrum der Zelle in Alcanar? 

Dies berichtete die Zeitung „El País“. Die Polizei vermute, dass in dem durch eine Explosion zerstörten Gebäude im äußersten Süden der Region Katalonien ein Sprengsatz gebaut wurde, so das Blatt. Die Polizei sprach bislang nur von „klaren“ Verbindungen.

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