Lars Klingbeil, der kurz nach der CDU-Chefin sich selbst den Fragen der Presse stellte, ging postwendend, wenn auch nur kurz, auf den Vorwurf von Kramp-Karrenbauer ein: Nach der Wahl in Thüringen, am 5. Februar*, habe er sich eher gefragt, „ob ich nicht hätte lauter sein sollen“, so Klingbeil. Weil die Frage, ob man bei rechnerischen Mehrheiten nicht doch mit der AfD koalieren solle, in der CDU einfach zu häufig „im Raum steht“, kritisiert der SPD-Generalsekretär erneut. Ähnliches befürchte er auch für die anstehenden Wahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern 2021.
Klingbeil betonte, dass er Kramp-Karrenbauer durchaus glaube, die Tür nach rechts schließen zu wollen. Dennoch habe die CDU offenbar weder die Werteunion im Griff noch seien die Landesverbände in der AfD-Frage so eindeutig orientiert, wie die Parteispitze.
Beschwerden gegen Klingbeil gibt es auch von den Liberalen. Nach den Entwicklungen in Thüringen attackierte der SPD-Generalsekretär die FDP - und erklärte, dass sie für ihn keine Partei der Mitte mehr sei. Spätestens seit der Wahl des FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten Thüringens mit Stimmen auch von CDU und AfD sei das klar. „Da hat man einen Tabubruch begangen“, sagte der SPD-Politiker am Montag in einer Sendung der Bild-Zeitung. Mit Blick auf das Ergebnis der Bürgerschaftswahl in Hamburg sagte Klingbeil außerdem: „Die Mitte ist in Hamburg eher Rot-Grün als FDP.“
Die SPD hat in Hamburg gewonnen. Trotz einem Verlust von rund acht Prozent feiert die Partei den Wahlsieg ausgelassen - auch weil man einige Wochen zuvor noch viel schlimmer ausgesehen hatte. „Was man sieht: Dort, wo die SPD stark aufgestellt ist, wo sie geschlossen ist, wo sie klar auch auf die Themen setzt, da kann die SPD erfolgreich sein. Und das ist dann auch was, woran wir im Bund arbeiten“, sagte Klingbeil am Sonntagabend im ZDF. Auch die klare Haltung gegen Rechts habe geholfen, dass die SPD erkennbar gewesen sei.
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