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Nach Wahl in Thüringen: AfD-Kandidat Kindervater gibt als Bürgermeister auf

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AfD-Politiker Christoph Kindervater tritt nach der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen als Bürgermeister von Sundhausen zurück.
AfD-Politiker Christoph Kindervater tritt nach der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen als Bürgermeister von Sundhausen zurück. © dpa / Michael Reichel

Nach der umstrittenen Ministerpräsidentenwahl in Thüringen zieht AfD-Kandidat Christoph Kindervater Konsequenzen. Er tritt als Bürgermeister von Sundhausen zurück.

Bad Tennstedt/Sundhausen - Bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen schickte die AfD am Mittwoch Christoph Kindervater ins Rennen. Er scheiterte - und hat einen Tag danach angekündigt, als ehrenamtlicher Bürgermeister seiner Heimatgemeinde zurücktreten zu wollen. Per E-Mail habe Kindervater habe am Donnerstagmorgen erklärt, das Amt aufzugeben, sagte Thomas Frey. Er ist der Gemeinschaftsvorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt, zu der Kindervaters Gemeinde Sundhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) gehört.

Seine Entscheidung habe der AfD-Politiker in der Mail damit begründet, Schaden von der Gemeinde abwenden zu wollen. Kindervater habe aber auch auf die aktuellen Ereignisse verwiesen, ohne diese genauer zu erläutern, sagte Frey. Über Kindervaters Rücktrittsabsicht hatten schon zuvor verschiedene Medien berichtet.

Die AfD hatte mit dem parteilosen Christoph Kindervater erst einen eigenen Kandidaten bei der Ministerpräsidentenwahl am Mittwoch aufgestellt, um dann im dritten Wahlgang den FDP-Mann Thomas Kemmerich zu wählen*. Dieser Vorgang hat bundesweit ein politisches Erdbeben ausgelöst und auch in der internationalen Presse ein gewaltiges Medienecho hervorgerufen. In der belgischen Zeitung De Standaard hieß es unter anderem, die AfD habe bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen die deutsche Politik auf den Kopf gestellt

Die Londoner Financial Times bezeichnete die AfD als „Königsmacher in der deutschen Politik“ und der Züricher Tages-Anzeiger sprach ebenso wie eine spanische Zeitung von einem Tabu-Bruch. Hierzulande bezeichneten die Süddeutsche Zeitung und die Nürnberger Nachrichten die Wahl als „eine Schande“. Zahlreiche Bundes- und Landespolitiker forderten am Tag danach Kemmerichs Rücktritt, allen voran sprach sich auch Kanzlerin Angela Merkel für Neuwahlen aus und bezeichnete die Ereignisse in Thüringen als unverzeihlich. Und auch in den eigenen Reihen äußerte sich beispielsweise Thomas Sattelberger ähnlich. 

Gegenüber der FDP wurde mehrmals der Vorwurf laut, sie würden gemeinsame Sache mit der AfD machen. Und obwohl sich FDP-Chef Christian Lindner ebenfalls für einen Rücktritt Kemmerichs* aussprach, soll bereits am Montag grünes Licht für eine Wahl Kemmerichs mit AfD-Stimmen gegeben haben. 

In München ermittelt die Polizei gegen eine bislang unbekannte Person, die am Bavariafilmplatz drei Plakate der FDP angehängt hat. 

Nach der kontroversen Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten steht FDP-Chef Christian Lindner in der Kritik. Er will sich das Vertrauen seiner Partei bestätigen lassen.

Kann Thomas Kemmerich nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident in Thüringen mit üppigen Bezügen rechnen? Wie es nun um die Pension des 25-Stunden-Ministers steht.

dpa

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen Digital Redaktionsnetzwerks. 

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