Doch nicht nur liberale Journalisten und Künstler setzen immer wieder Tweets unter dem Hashtag #ProudBoys ab. Inzwischen sind es auch Politiker, die im Wahlkampf gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump Stellung beziehen. So postete der Demokrat und Biden-Unterstützer Jon Cooper ein Urlaubsbild von seiner Familie auf Twitter und bezeichnete sich selbst und seinen Ehemann Rob als „ProudBoys“. Und Cooper setzt damit auch ein eindeutiges politisches Statement gegen Trump als Person - wird dieser doch nicht nur als konservativ, sondern immer wieder auch als rassistisch und homophob kritisiert.
Der Großteil der Mitglieder der rechtsextremen „Proud Boys“ gilt als harter Unterstützer Trumps, hat dieser doch schon mehrere Entscheidungen zu Ungunsten sexueller Minderheiten getroffen: Seit 2017 dürfen Transgender laut einem langwierig erwirkten Urteil des Supreme Court keinen Militärdienst mehr leisten. Weitere Maßnahmen zu ihrer Diskriminierung am Arbeitsplatz hat der Republikaner bereits geplant.
Trump hat zudem zahlreiche Richterstellen neu besetzt: Von den 53 Nominierten sei jeder Dritte bereits durch homophobe Tendenzen aufgefallen. Dies analysierte die Menschenrechtsorganisation Lambda Legal 2019 für die LGBT. Auch die, jüngst von Trump als Kandidatin für eines der höchsten Richterämter des Landes vorgeschlagene, Amy Coney Barrett gilt ebenfalls als erzkonservativ, da sie Ehe und Familie ausschließlich „als Versprechen zwischen einem Mann und einer Frau“ begreift.
Selbst beschreiben sich die „Proud Boys“ als „westliche Chauvinisten, die sich (...) nach den Tagen zurücksehnen, an denen Mädchen Mädchen waren und Männer Männer.“ Viele ihrer vermutlich hunderten Anhängern seien nicht nur antisemitisch und glaubten an die „White Supremacy“ („Weiße Vorherrschaft“), sondern auch feindlich gegenüber Frauen, Transgendern, Einwanderern und den Islam eingestellt. Davon und, dass die „Proud Boys“ jedweder Toleranz für diverse Lebensstile und andere Kulturen entsagen, berichtet die US-Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL), während Amnasty Ireland in einem Video die „neuen“, bunten #ProudBoys zeigt.
Die virtuellen Solidaritätsbekundungen mit den - von der rechtsextremen Gruppe „Proud Boys“ immer wieder diffamierten - LGBT-Gemeinde nehmen noch immer nicht ab. Nicht nur Menschenrechtsorganisationen melden sich zu Wort, auch immer mehr Privatmenschen setzen sich mit dem Hashtag für Toleranz und Respekt ein. Eine Twitter-Nutzerin schreibt „Was auch immer sie tragen, wie auch immer ihre Hautfarbe sein mag, wie viel auch immer sie verdienen, wen sie heiraten, zu wem sie beten, welche Sprache sie auch sprechen - es sind liebe, rechtschaffende und großzügige Menschen“ unter einen Tweet kanadischer Streitkräfte, die in den USA stationiert sind. Unter dem Hashtag #ProudBoys haben sie eine Regenbogenflagge und ein Foto zweier sich küssender Männer in Uniform geteilt.
Der „neue“ Hashtag #ProudBoys ist also immer auch ein politisches Statement und richtet sich nicht nur gegen die gleichnamige, rechtsextreme Gruppierung, sondern auch gegen den US-Präsidenten persönlich. So adressierten einige Twitter-Nutzer ihre Tweets auch direkt an Donald Trumps Konto, was dieser unkommentiert lässt. Die Konten der „Proud Boys“ und ihres Anführers Gavin McInnes wurden ohnehin bereits 2018 nach einer Hassrede von Twitter, Instagram und Facebook gelöscht. (cos) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.