News vom 8. Mai 2018: Tübingen/Frankfurt am Main - Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat seine umstrittenen Äußerungen über einen dunkelhäutigen Radfahrer als Fehler bezeichnet. Er räumte ein „Kommunikationsdesaster“ ein - und dass er um seine Wiederwahl fürchte.
„Ich bin seit zehn Jahren Oberbürgermeister von Tübingen. Und jetzt bin ich zum ersten Mal der Meinung: Wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre, würde ich sie verlieren“, sagte er am Dienstag dem Onlineportal faz.net. Palmers Amtszeit endet 2023. Allerdings fiel seine Entschuldigung etwas zwiespältig aus. „Es geht nicht darum, was empirisch richtig ist, sondern dass viele meine Aussagen rassistisch interpretiert haben, nicht statistisch“, schwächte Palmer sein Zurückrudern ab.
Der Oberbürgermeister hatte sich bei einer Veranstaltung der Südwest Presse in Ulm Ende April über einen wohl rüpelhaften Radfahrer mit dunkler Hautfarbe aufgeregt, der ihm auf dem Weg zum Veranstaltungsort begegnet war. In einer Facebook-Diskussion zur Frage, warum er die Hautfarbe des Mannes genannt habe, schrieb Palmer der Südwest Presse zufolge: „Weil der Typ mit nacktem Oberkörper, Kopfhörer und einer unglaublichen Dreistigkeit um die Leute rum gekurvt ist. Das gehört sich für niemand und für einen Asylbewerber schon dreimal nicht.“
Kritiker warfen ihm vor, er habe von der Hautfarbe eines Radfahrers auf einen Asylbewerber geschlossen. Die Grünen im Landkreis und in der Stadt Tübingen hatten Palmers Aussagen als rassistisch gerügt. Mit besonders harschen Worten meldete sich der frühere migrationspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, zu Wort. Palmer schätze „den Beifall von Rassisten“, twitterte Beck. Die beiden Politiker liegen gerade bei Flüchtlingsthemen seit längerem immer wieder einmal im Clinch.
Dem Portal faz.net sagte Palmer nun: „Ich habe nur ganz offen beschrieben, was ich - und nach meiner Erfahrung nicht ich allein - in solchen Situationen denke, wenn einige Sachen zusammenkommen: Jung, männlich, Verhaltensweise, Dresscode und im konkreten Fall schwarzafrikanische Herkunft. Ich knüpfe daran eine Vermutung. Aber ich habe da einen schweren Fehler gemacht, ich würde das heute so nicht mehr sagen.“ Es tue ihm leid, „dass ausgerechnet die Menschen, die ich damit schützen will - nämlich Migranten mit schwarzer Hautfarbe - sich angegriffen und pauschal stigmatisiert fühlen“.
Ob die Mini-Affäre damit beigelegt ist, bleibt allerdings abzuwarten. Angesichts des Wortlauts von Palmers Entschuldigung wurde auf Twitter bereits erneute Kritik laut.
dpa/fn
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