Erstmeldung vom 7. Februar: Mainz - Im ZDF-Talk von und mit Maybrit Illner ging es am Donnerstagabend (6. Februar) ziemlich zur Sache. Unter der Überschrift „Über Rechtsaußen an die Macht - Tabubruch in Thüringen“ sprach sie mit den Gästen Michael Kretschmer (Ministerpräsident Sachsen, CDU), Robert Habeck (Parteivorsitzender, Bündnis 90/Die Grünen), Linda Teuteberg (Generalsekretärin, FDP), Janine Wissler (Vize-Parteichefin, die Linke), Alexander Gauland (Fraktionschef, AfD) und Dagmar Rosenfeld (Die Welt-Chefredakteurin UND Ex-Frau von Christian Lindner) über die Wahl in Thüringen.
Schon zu Beginn der Sendung haben sich fast alle in ihren Eingangsreden gegen die AfD ausgesprochen. Das wurde in der Gesprächsrunde auch noch einmal verdeutlicht, als fast alle der Anwesenden gegen Alexander Gauland und die AfD schossen und ihn und die Partei als „faschistoid“ bezeichneten. Gauland murmelte daraufhin nur: „Das ist Schwachsinn.“
In der Diskussion mit Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer kritisierte der AfD-Fraktionschef das Verhalten der CDU. „Sie können nicht immer ein Viertel der Wähler ausgrenzen, das fällt den anderen auf die Füße. Und, wenn die CDU so weiter macht, dann fürchte ich, dass es für die Mehrheit der CDU auch nicht mehr reicht.“ Kretschmer konterte: „Ich schließe keinen aus, aber ich werde nicht mit Menschen zusammenarbeiten, die andere als Volksverräter oder Deutschland-Hasser klassifizieren.“ Denn man könne die Brandmauer der Demokratie nur halten und die AfD zurückkämpfen, „indem man sich traut gegen dieses Erodieren vorzugehen“.
Janine Wissler fand eindeutige Worte zur Wahl in Thüringen*. Denn es gehe um eine ganz existenzielle Frage. „Und was gestern hier passiert ist, ist nicht, dass irgendwelche Leute beschädigt wurden, sondern die Demokratie wurde grundlegend beschädigt“, so die Vize-Parteichefin der Linken. Auch in einer aktuellen Forsa-Umfrage wirkten sich die Ereignisse bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen bereits aus. Ernste Konsequenzen scheint es vor allem für CDU und FDP zu geben.
Welt-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld kritisierte das Vorgehen bei der Thüringen-Wahl* der AfD scharf. Man könne zwar den Kompromisskandidaten wählen, wenn man merke, dass man den eigenen Kandidaten nicht durchbringt. „Was man aber nicht macht, wenn man den eigenen Kandidaten nicht wählen will, weil man ihn auch nicht durchbekommt, schickt man ihn nicht ein drittes Mal ins Rennen, sondern dann zieht man den eigenen Kandidaten zurück. Und Sie wussten genau, wenn Sie das tun würden, würde Kemmerich* gar nicht antreten“, warf sie Gauland vor.
Dieser dementierte die Vorwürfe und verneinte, dass er das gewusst habe. Doch dabei wollte es der AfD-Mann nicht belassen und äußerte sich zu einer vorherigen Aussage von Janine Wissler im Bezug auf Björn Höcke, den Fraktionsvorsitzenden der AfD im Thüringer Landtag.
Danach sei Höcke ein Faschist. Gauland wütete. „Es ist Unsinn, dass Herr Höcke ein Faschist ist. Faschismus ist etwas, was in Deutschland Gott sei Dank verboten ist. Und wenn Herr Höcke ein Faschist wäre, würde er nicht in einem Thüringer Landtag sitzen. Und deshalb ist das Unsinn, was hier gesagt wird“, schrie er beinahe im ZDF-Talk.
Außerhalb der Gesprächsrunde diskutierten die User auf Twitter über die Einladung von Dagmar Rosenfeld. Denn sie ist nicht nur die Chefredakteurin bei Welt, sondern eben auch die Ex-Frau von Christian Lindner (Bundesvorsitzender der FDP). Und der stellt sich nach dem Eklat in Thüringen der Vertrauensfrage am Freitag. Keine gute Mischung für viele ZDF-Zuschauer.
„Nennt mich pingelig, aber dass Dagmar Rosenfeld als Journalistin in einer Talkshow über Christian Lindner als Politiker spricht, als wären die beiden nie verheiratet gewesen und ohne Transparenz-Disclaimer für Zuschauer*innen, hinterlässt bei mir ein Geschmäckle“, schreibt Anna-Mareike Krause.
Von einer Minderheitsregierung war in Thüringen* ohnehin auszugehen. Doch der neue Ministerpräsident Thomas Kemmerich könnte selbst für eine solche zu schwach sein. Unterdessen stellte sich Christian Lindner im ARD-Sommerinterview 2020 den Fragen - wenig später wurde bekannt: Die Scheidung von Rosenfeld ist offiziell.
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Die aktuelle Ausgabe von Maybrit Illner sorgte dagegen bereits im Vorfeld für Kritik - Schuld daran trug aber vielmehr das ZDF-Programm als die Moderatorin. Kritisch betrachtet wird auch die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags. So viel müssten sie ab 2021 bezahlen.