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Umfrage-Knall: Jugendliche finden Laschet besser als Baerbock

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Annalena Baerbock verkauft sich im Wahlkampf als jung, dynamisch und modern. Doch bei Jungwählern kann sie damit nicht punkten. Die Grünen sind entsetzt.

Berlin – Winston Churchill ist bekannt für seine politischen Weisheiten. Von dem früheren britischen Premierminister stammt auch der Satz: „Wer in jungen Jahren nicht links ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter immer noch ist, der hat kein Hirn.“ Doch nicht immer hatte Churchill recht. Das zeigt sich nun auch im deutschen Bundestagswahlkampf. Denn hierzulande ticken die Jungwähler aktuell durchaus konservativer als man gedacht hatte. Insbesondere für die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock* (Grüne) ist das ein Schock.

Annalena Baerbock (Grüne)Armin Laschet (CDU)
Parteichefin und BundestagsabgeordneteMinisterpräsident und Parteichef
geboren in Hannovergeboren in Aachen
verheiratet, zwei Kinderverheiratet, drei Kinder

Denn so kommt ausgerechnet ihr CDU-Konkurrent Armin Laschet* derzeit bei Jugendlichen besser an als sie selber. Das legt zumindest eine neue Umfrage nahe, über die Spiegel Online zuerst berichtete. In der Erhebung „Teengeist“ befragt die Agentur Fischerappelt regelmäßig in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Appinio junge Menschen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren zu ihrer persönlichen Lebenswelt. Auch politische Präferenzen werden dabei abgefragt.

Annalena Baerbock: Grüne Kanzlerkandidatin liegt in Jungwähler-Umfrage hinter Armin Laschet (CDU)

Das erstaunliche Ergebnis in der jüngsten Analyse: Bei den Jugendlichen ist die Union stärkste Kraft. 26 Prozent der Jugendlichen würden für Laschet stimmen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. Die Grünen mit Baerbock liegen sechs Prozentpunkte dahinter. Erst dann kommen FDP (14 Prozent), SPD (11), Linke und AfD (beide 6).

Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne) redet wütend auf einem Podium. Im Hintergrund ist eine große Weltkugel zu sehen.
Kann trotz propagierten Klimaschutz bei Jungwählern derzeit nicht punkten: Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). © Guido Kirchner/dpa

Es macht dabei übrigens keinen Unterschied, ob die Jugendlichen statt einer Partei den Kandidaten auch direkt zum Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel* (CDU) wählen könnten. Im Vergleich der Spitzenkandidaten liegt Laschet ebenfalls mit 17 Prozent vor Baerbock (15) und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz* (9).

Für Baerbock kommt die Umfrage zur Unzeit. Die in Hannover geborene Parteichefin will im September als erste Grüne das Kanzleramt erobern. Nachdem sie in den Umfragen einen kurzen Höhenflug hingelegt und mit Laschet ein Kopf-an-Kopf-Rennen geführt hatte, leistete sich mit der verspäteten Angabe von Nebeneinkünften* und einem geschönten Lebenslauf einige Patzer und kassierte prompt im Meinungsbild der Deutschen ein paar Tiefschläge*. Trotzdem wurde die 40-Jährige am Wochenende von den Grünen bei einem virtuellen Parteitag mit einem traumhaften Ergebnis offiziell als Kanzlerkandidatin gekürt und mit einem neuen Wahlprogramm auf den Weg geschickt.

Baerbock gegen Laschet: Jugendliche verorten Klimaschutz nicht automatisch bei Bündnis90/Die Grünen

Bislang mussten sich die Grünen in früheren Wahlkämpfen dabei um eine Wählergruppe eigentlich nie Sorgen machen: die Jungwähler. So wie früher vereint die Partei auch derzeit programmatisch alle Themen, die insbesondere Jugendlichen laut der Umfrage wichtig sind: Klimaschutz*, Bildung, Arbeitsmarkt und sozialer Ausgleich*. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Themen jetzt nicht mehr automatisch bei den Grünen verortet werden, insbesondere die Umweltpolitik.

Bröckeln also althergebrachte Wählerstrukturen? Die Antwort fällt dabei nicht eindeutig aus. Zwar spricht die aktuelle Umfrage eine klare Sprache. Doch es kann auch nur eine Momentaufnahme sein und nicht unbedingt die Wirklichkeit widerspiegeln. Das verrät ein Blick nach Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.

Bundestagswahl: Geschönter Lebenslauf lässt Annalena Baerbock in Umfragen abstürzen

Bei den Landtagswahlen fielen die tatsächlichen Ergebnisse nämlich anders aus. So lag die AfD bei der Abstimmung im Osten* bei Jungwählern enorm hoch im Kurs. In Rheinland-Pfalz konnte vor allem die SPD in dieser Wählergruppe punkten – was Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Wahlabend jubeln ließ. Man sei eben doch keine Partei für alte Menschen, frohlockte sie in ihrer Ansprache nach dem Wahlsieg.

Vor diesem Hintergrund bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten. Umfragen können sich eben manchmal irren. So wie Churchill eben auch. * kreiszeitung.de, 24hamburg.de und merkur.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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