Enge Zusammenarbeit ist auch beim Thema Afghanistan gefragt. Trump hatte den radikalislamischen Taliban einen Abzug aller ausländischen Truppen bis Ende April zugesagt. Biden hat diese Vereinbarung allerdings auf den Prüfstand gestellt.
Denn Friedensgespräche zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban haben bisher nicht zum Erfolg geführt, viele fürchten neues Chaos bei einem Abzug der westlichen Truppen. Mit Ungeduld erwarten Berlin und die anderen europäischen US-Verbündeten nun, was die stärkste Militärmacht der Welt unternehmen wird - zumal davon auch ihr eigener Verbleib in Afghanistan abhängt.
Da hilft es vermutlich, dass Austin sich mit den Problemen in Afghanistan bestens auskennt. In seiner mehr als 40-jährigen Militärkarriere war der Heeresgeneral auch in Afghanistan im Einsatz. 2013 wurde er dann Kommandeur des wichtigen US-Militärkommandos Centcom, das unter anderem für den Nahen Osten und Afghanistan zuständig ist.
Auch mit den Tücken von Truppenabzügen ist der Absolvent der Militärakademie West Point bestens vertraut. Als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak* vollzog er 2011 den vom damaligen Präsidenten Barack Obama angeordneten Truppenabzug aus dem Land.
Austin hatte angesichts der instabilen Lage dafür plädiert, nicht vollständig abzuziehen, sondern tausende Soldaten im Irak stationiert zu lassen. Dazu kam es nicht. Wenige Jahre später musste die US-Armee zurückkehren, um den Vormarsch der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu stoppen.
Ein solches Szenario wollen die USA im Fall Afghanistan unbedingt verhindern. Zugleich ist Biden nicht gewillt, den Militäreinsatz am Hindukusch auf ewig zu verlängern - zumindest bei diesem Thema tickt er ähnlich wie sein Vorgänger Trump. „Es ist nicht meine Absicht, dort lange zu bleiben“, sagte Biden Ende März.
Wie sein Verteidigungsminister Austin diesen Zielkonflikt lösen will, wird sich zeigen. Auch Berlin dürfte gespannt sein. (AFP/frs) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA