Die Bundesregierung um Angela Merkel wird offenbar von einem Spionage-Fall erschüttert.
Update vom 1. Juli, 9.57 Uhr: Der US-Journalist Carl Bernstein (der die „Watergate-Affäre“ mit aufgedeckt hatte) hat in einem CNN-Bericht den rüpelhaften Umgang Donald Trumps mit anderen Staatschefs angeprangert (siehe Erstmeldung vom 30. Juni). Die Details, die er nun über seine Recherchen verrät, werfen ein Schlaglicht auf den amtierenden US-Präsidenten*, in dem der ziemlich fahl aussieht. So zitierte Bernstein nun live bei CNN eine seiner Quellen: „Starke Männer wie Putin oder Erdogan konnten es ziemlich ausnutzen, dass der Präsident so uninformiert war.“ Der Clip im Folgenden:
Besonders weibliche Politiker mobbe Trump: „Im Bezug auf Alliierte bedrängt er sie. Fast sadistisch geht er mit Frauen am Telefon um, insbesondere Angela Merkel“, zitiert der ARD-Washington-Korrespondent Bernstein in einem Bericht. Allerdings habe sich die Bundeskanzlerin davon nicht beindrucken lassen: „Sie ging sehr gut damit um. So wie Wasser auf dem Rücken einer Ente, ließ sie es an sich abperlen.“
Wie eben erwähnt, sei Trump bei bestimmten Persönlichkeiten dagegen geradezu „devot“, heißt es weiter: „Bei Telefonaten mit Putin suchte er fast sklavisch dessen Anerkennung.“ Nicht nur der russische Präsident ist demnach auf Trumps „Buddy-Liste“, auch der türkische: Erdogan habe zeitweise zwei Mal in der Woche angerufen - und sei immer zu Trump durchgestellt worden, auch, wenn der gerade Golf spielte. Trump habe auf Anraten Erdogans die US-Truppen aus Syrien abgezogen, behauptet Bernstein.
Wenige Stunden, nachdem die Debatte über die mögliche Frauenfeindlichkeit von Trump losging, hat der mächtigste Mann der Welt den Anruf einer königlichen Frau erhalten. Das britische Königshaus twitterte am Dienstag: „Die Queen hat in Windsor mit Präsident Trump im Vorfeld des amerikanischen Nationalfeiertags am 4. Juli telefoniert.“
Ein Vorgang, den das britische Blatt Express als „außergewöhnlich“ beschreibt und zu berichten weiß, dass Queen Elisabeth II. das üblicherweise nicht macht. Wegen der Corona-Pandemie* wurde in den USA das traditionelle Feuerwerk zum Nationalfeiertag abgesagt. Ob die Queen mit Trump auch über den CNN-Bericht (siehe Erstmeldung vom 30. Juni) sprach, ist nicht bekannt.
Übrigens: Angela Merkel stellt sich an diesem Mittwoch Fragen der Bundestagsabgeordneten. Der Fokus liegt auf der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Corona-Zeiten.
Wie an diesem Montag ebenfalls bekannt wurde, soll die US-Regierung unter Trump einem Medienbericht zufolge die weltweiten Vorräte des Medikaments Remdesivir aufgekauft haben. Dieses hilft womöglich gegen das Coronavirus und ist nun wohl für andere Länder vorerst nicht so leicht zu bekommen. Doch Deutschland hat sich schon doppelt abgesichert.
Übrigens: An diesem Donnerstag gibt Angela Merkel nach Beratungen mit der EU-Kommission zusammen mit Ursula von der Leyen eine Pressekonferenz zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
Erstmeldung vom 30. Juni: Washington - US-Präsident Donald Trump gerät immer weiter unter Druck. Jetzt rückt auch sein Führungsstil und insbesondere sein Umgang mit anderen Staats-Chefs in den Fokus. Der Nachrichtensender CNN veröffentlichte unter Bezugnahme auf diverse Quellen - wohl auch aus dem Weißen Haus -, dass Trumps Umgang mit anderen Staats-Oberhäuptern oft „wahnhaft“ gewesen sei. Zudem habe er sich auch zu offenen Beleidigungen hinreißen lassen.
Basis des Berichts sind etliche Quellen, die offenbar mehrere Hunderte Telefonate des US-Präsidenten* mitgehört hatten. Dadurch seien die teils hochrangigen Beamten zu dem Schluss gekommen, dass Trump selbst eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle.
Von den Quellen wird einerseits Trumps Tonfall in den Telefonaten angeprangert. Es ist von Wutausbrüchen im Gespräch mit Verbündeten die Rede. Andererseits wird Trump Unkenntnis der Geschichte und mangelhafte inhaltliche Vorbereitung vorgeworfen. Das hätten andere Staats-Chefs teils ausgenutzt.
Demnach habe Trump einerseits Autokraten wie Kim Jong Un massiv hofiert. Auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan führte der Präsident dem Bericht nach ein eher enges Verhältnis. Gegenüber Saudi-Arabiens königlichem Erben Mohammed bin Salman und Nordkoreas Machthaber soll er immer wieder mit seinem eigenen Reichtum geprahlt haben und seine Amtsvorgänger als „Idioten“ bezeichnet haben.
Andererseits soll Trump die Oberhäupter verbündeter Nationen massiv gemobbt und beleidigt haben. Besonders zwei weibliche Staats-Chefs soll er angegangen haben: Großbritanniens ehemalige Premier-Ministerin Theresa May und Kanzlerin Angela Merkel.*
May soll Trump via Telefon gesagt haben, sie sei schwach und habe keinen Mut. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Trump dem Bericht nach offen „dumm“, da Deutschland wegen des Verhaltens der Kanzlerin von Russland abhängig sei. Merkel selbst soll nicht weiter auf die persönlichen Angriffe eingegangen sein und sei sachlich geblieben. Regelmäßig habe sie die Angriffe zudem mit Zitaten gekontert.
Auch bei Merkels Besuch im Weißen Haus vor knapp zwei Jahren habe Trump demnach ein „sehr fragwürdiges Verhalten“ an den Tag gelegt und sei aggressiv aufgetreten. Auch hier soll Merkel ruhig geblieben sein.
Anders sei Trumps Wirkung auf Theresa May gewesen. Die ehemalige Premier-Ministerin sei nervös geworden und habe eingeschüchtert reagiert, heißt es in dem Bericht.
Demnach habe man sich auch in Deutschland auf die sehr ungewöhnlichen Anrufe aus Washington eingestellt. Dem Bericht nach wurden in Berlin spezielle Vorkehrungen getroffen, damit die Inhalte der Telefonate geheim blieben. CNN bezieht sich dabei auf einen deutschen Beamten. Demnach sei Trump gegenüber Merkel „sehr aggressiv“ gewesen. In Berlin habe man die Zahl der Personen, die von den Inhalten der Gespräche wusste im Laufe der Zeit stark reduziert. Der Hauptgrund sei gewesen, dass sie „in der Tat problematisch“ seien, wird die Quelle zitiert.
Doch auch andere Staats-Chefs, darunter der französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der kanadischen Premier Justin Trudeau und der australischen Premierminister Scott Morrison sowie andere Staats-Führer soll Trump demnach regelmäßig schikaniert, „gemobbt und herabgesetzt“ haben.
Demnach besserte sich das Verhalten des Präsidenten auch nicht mit zunehmender Zeit im Amt. Trump sei weiterhin davon ausgegangen, dass er andere Staats-Chefs entweder bezirzen könne oder ihnen mit aller Macht seinen Willen aufdrücken könne.
Die Luft für den Präsidenten wird zunehmend dünner. Aktuell tobt in den USA daneben eine Debatte um sein potenzielles Wissen um russisches Kopfgeld, das auf US-Soldaten ausgesetzt worden sein soll. Daneben sorgt ein Enthüllungsbuch des ehemaligen Beraters John Bolton für Furore. (rjs) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.
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