Auftakt für die Thesenbildung ist rund drei Monate vor der Wahl. Dann trifft sich das gesamte Redaktionsteam zu einem ersten Workshop. Die jungen Wähler entwerfen in einem ersten Schritt 80 bis 100 Thesen und werden dabei von den Experten unterstützt. Als Grundlage dafür werden die Wahl- und Parteiprogramme der Parteien verwendet. Im nächsten Schritt werden die Thesen an die Parteien geschickt. Diese haben zwei, drei Wochen Zeit alle Thesen zu beantworten und können Begründungen dazuschreiben.
Wenn das Geschehen ist, sichten Politikwissenschaftler die Ergebnisse auf mögliche Fehler oder Missverständnisse. Im letzten Schritt, rund eine Woche bevor der Wahl-O-Mat zur Verfügung gestellt wird, werden die 38 wichtigsten Thesen in den Online-Wahlhelfer aufgenommen.
Der „StemWijzer“ war der erste bekannte Vorgänger des Wahl-O-Mat. Er kommt aus den Niederlanden und wurde bereits 1989 eingesetzt. Damals allerdings noch in Papierform. Seit 1998 ist er auch online verfügbar.
In Deutschland gibt es den Wahl-O-Mat seit 2002. Erstmals kam er für die Bundestagswahl zum Einsatz. Im Jahr darauf wurde er dann auch für die Landtagswahl in Bayern genutzt. Beim Wahl-O-Mat handelt es sich um eine online abrufbare Hilfestellung zur Vorbereitung auf Wahlen. Nach der Beantwortung aller 38 Thesen wird einem die Übereinstimmung der eigenen Antworten mit den Thesen einer Partei in Prozent angegeben.
Seit der Wahl-O-Mat 2002 in Deutschland eingeführt wurde, wurde er über 71 Millionen Mal genutzt. Die Nutzer vor der diesjährigen Europawahl sind da noch nicht miteingerechnet. Dabei sind die Nutzerzahlen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. 2002 nutzten den Service 3,6 Millionen Deutsche. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es 15,7 Millionen - ein neuer Rekordwert. Bei der Landtagswahl 2004 in Sachsen nutzten 72.000 User den Wahlhelfer. Bei der sächsischen Landtagswahl 2014 waren es dann schon 283.000 Nutzer. Wie viele davon ihr Kreuz auf dem Stimmzettel der Sachsen-Wahl vom Wahl-O-Mat-Ergebnis abhängig machten, ist natürlich nicht bekannt. Für manche Wähler dürfte für die Wahlentscheidung außerdem die Partei weniger entscheidend sein als die Frage, wer Ministerpräsident von Sachsen werden soll.
Der Wahl-O-Mat zu jeder Wahl ist auch nach der Abstimmung noch geöffnet und wird weiterhin genutzt. Das geht dann aber nicht in die Statistik ein.
Zur Landtagswahl in Sachsen 2019 sind 19 Parteien zugelassen:
Es ist möglich, dass auch Parteien auftauchen, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Solange eine Partei zur Wahl antreten darf, wird im Wahl-O-Mat eine Gleichbehandlung gewährleistet.
Der Wahl-O-Mat kann nicht beantworten, welche Partei man wählen soll. Die Bundeszentrale für politische Bildung betont, dass der Wahl-O-Mat nur erste Informationen zur Wahl und den Parteien geben könne. Das Ergebnis aus dem Wahl-O-Mat ist also nicht als Wahlempfehlung zu sehen, sondern als Startpunkt, sich weiter mit den Parteien und der Wahl zu beschäftigen.
Jeder deutsche Staatsbürger mit dem Hauptwohnsitz in Sachsen, der das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist berechtigt, bei der Landtagswahl wählen zu gehen. Wer wahlberechtigt ist, sollte auch eine Wahlbenachrichtigung für die Sachsen-Wahl erhalten.
Für Aufsehen vor der Wahl sorgte die AfD. Trotz guter Umfragewerte könnte die Wahl nämlich dennoch zum Flop für die Partei werden. Denn es sind nur 18 der 61 AfD-Listenkadidaten zugelassen. Zudem schockierte ein Wahlplakat der AfD selbst eigene Anhänger. Michael Kretschmer findet derweil deutliche Worte in Bezug auf die AfD.
Am selben Tag wie die Landtagswahl in Sachsen findet auch die Landtagswahl in Brandenburg statt. Auch hierfür gibt es einen Wahl-O-Mat.
Hans-Georg Maaßen reist auf seiner CDU-Wahlkampftour nach Radebeul in Sachsen. Er trifft dabei auf einen Saal mit vielen AfD-Anhängern. Nicht nur Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat zuletzt vor einer Entwicklung der AfD in Richtung NPD gewarnt. Wie nah sich die beiden Parteien tatsächlich sind, hat die Ippen-Digital-Zentralredaktion anhand der „Wahl-o-Mat“-Antworten der sächsischen Landesverbände überprüft. Drastische Auswirkungen könnten die Wahlergebnisse von Sachsen auch auf die Bundespolitik haben - wie diese aussehen könnten, erfahren Sie in dieser Analyse. Warum der Osten so anders wählt als der Westteil der Republik, das erfahren Sie in diesem Artikel.
Kurz vor der Wahl in Sachsen hat sich Ministerpräsident Kretschmer erneut von der AfD distanziert. Den Rechtspopulisten sagt ein Experte etwas überraschend keine rosige Zukunft voraus.
Das Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk ist Medienpartner des Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.