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Diese „Partei“ hat die Wahl eigentlich gewonnen

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ecc4b26a-f47a-4d01-ab34-d9827ce32bca.jpg © Michael Haas/Ippen Digital

Zwar stieg die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl, doch fast 15 Millionen Menschen gingen nicht zur Wahl. So wirkte sich das auf das Ergebnis aus.

München - Die Bundestagswahl 2017 konnte am Sonntag fast zwei Millionen Menschen mehr an die Urnen locken, als die vor vier Jahren. Dabei konnte laut einer Analyse von infratest dimap die Union einen Großteil der bisherigen Nichtwähler von sich überzeugen, die Alternative für Deutschland am zweitmeisten und die SPD landet mit 1,39 Millionen ehemaliger Nichtwähler auf Rang drei in dieser Statistik. Umgekehrt gingen allerdings knapp 2,6 Millionen Wähler der beiden ehemaligen Partner der großen Koalition am 24. September nicht mehr wählen.

Die Politisierung des Landes nimmt also insgesamt eher wieder zu. Nachdem an den Bundestagswahlen 2009 und 2013 jeweils nur knapp über 70 Prozent der Wahlberechtigten teilnahmen, zeigt diese Tendenz nun wieder nach oben. Davon profitiert übrigens auch nicht nur die AfD, doch dazu später im Artikel mehr. In folgender Grafik sehen Sie die bundesweite Entwicklung der Wahlbeteiligung. Klicken Sie auf die Linie, um einen genauen Wert angezeigt zu bekommen:

Wo in Deutschland gingen am meisten Menschen wählen? Und wo am wenigsten? Da die Bevölkerung in der Bundesrepublik nicht nur zwischen Stadt und Land ungleich verteilt ist, sondern auch zwischen alten und neuen Ländern, sind die Wahlkreise unterschiedlich dicht gelegen. Diese werden nämlich so gebildet, dass in etwa eine immer gleich hohe Anzahl von Menschen innerhalb des Gebietes wahlberechtigt ist.

Lesen Sie auch: Die Hochburgen der AfD - und wo die Union besonders verlor

Karte: Hier stieg die Wahlbeteiligung - und hier sank sie

In folgender Karte ist zweierlei zu sehen: Zum einen werden hier die Hochburgen der Wahlbeteiligung in einem kräftigen Blau dargestellt. Dort, wo vergleichsweise weniger Menschen ihre Stimmen abgaben, gibt es eine blässlichere Einfärbung. Im zweiten Reiter sehen sie die Veränderung der Wahlbeteiligung. Grün steht dabei für ein prozentuelles Mehr an Wählern, Rot entsprechend für das Gegenteil:

So viel machen die Nichtwähler aus

Der Einfluss der Nichtwähler auf das letztliche Endergebnis ist auf den ersten Blick nicht vorhanden. Doch wenn man das Gedankenspiel macht, sich diese als eigene „Partei“ vorzustellen, verändert sich das Bild: Ein Blick auf folgende Karte zeigt, wie sich die „Partei der Nichtwähler“ auf das Wahlergebnis auswirkt. Dabei sind die Wahlkreise in der Farbe des letztlichen Siegers eingefärbt. Die Nichtwähler sind dabei in orange dargestellt:

Dabei ist zu sehen, dass vor allem in den neuen Bundesländern durch die dortige niedrige Wahlbeteiligung die Nichtwähler immer noch eine relative Mehrheit stellen. Doch auch in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz oder auch Bayern stellen die Nichtwähler zum Teil die Mehrheit, wie auch der zweitgrößten Stadt des Landes, Hamburg.

Bundesweit sieht das Ergebnis so aus:

Wie die AfD von steigender Wahlbeteiligung profitierte

Wer profitierte am meisten von der steigenden Wahlbeteiligung? Dass bei sinkenden Wahlbeteiligungen vor allem die extremen Parteien mehr Stimmen bekommen, ist eine gängige Meinung. Wie sehr oder wie wenig diese auch tatsächlich stimmt, ist in folgendem Diagramm ersichtlich. Dabei ist jedes Ergebnis der AfD in einem einzelnen Wahlkreis ein Punkt. Je weiter rechts dieser angesiedelt ist, desto höher war die Wahlbeteiligung insgesamt. Je höher der Punkt liegt, desto mehr Stimmen hatte die Alternative für Deutschland.

Die Grafik zeigt, dass niedrigere Wahlbeteiligungen der AfD zwar tendenziell mehr helfen, allerdings erzielten die Rechtsnationalen auch gute Ergebnisse in Wahlkreisen mit hoher Beteiligung, darunter auch ihr bestes im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Auch der Blick auf eine weitere Statistik lohnt sich: Nämlich die Beziehung zwischen steigender Wahlbeteiligung und den AfD-Ergebnissen. In folgendem Diagramm zeigt die horizontale Achse die Veränderung bei der Wahlbeteiligung in den Kreisen und die vertikale die Ergebnisse der AfD.

Auch hier lässt sich zwar eine Tendenz erkennen, eine eindeutige Aussage ist aber schwer zu treffen. Zwar stiegen die Ergebnisse der AfD bei stärkerem Anstieg der Wahlbeteiligung deutlicher an, doch wiederum konnte das beste Resultat in einem Wahlkreis mit durchschnittlichem Wachstum erzielt werden.

Technische Umsetzung: Michael Haas

Redaktion: Xaver Bitz

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