Die Meinungsforschungsinstitute Opinionway Orpi und Harris interactive-Indeed sehen in den letzten Umfragen und Prognosen das konservative Lager bei 60 und 90 Sitzen, die Sozialisten mit verbündeten linken Parteien bei 20 bis 35 Sitzen. Linkspartei und Kommunisten kämen auf zwischen fünf und 25 Sitze, der rechtspopulistische Front National auf bis zu sechs Sitze. Umfragen sagen zugleich eine historisch niedrige Wahlbeteiligung von rund 46 Prozent voraus.
Die Wahl war ein schwerer Rückschlag für die traditionellen Parteien. Die bürgerliche Rechte um die konservativen Republikaner kam auf etwa 21,6 Prozent und kann laut dem Institut Ipsos mit 70 bis 110 Mandaten rechnen. Einen dramatischen Absturz erlebten die Sozialisten von Macrons Vorgänger François Hollande, die bislang die Nationalversammlung dominiert hatten. Sie kamen nur noch auf 7,4 Prozent, auch gemeinsam mit nahestehenden Kandidaten reichte es nicht für ein zweistelliges Ergebnis.
Auch die Kräfte von Rechts- und Linksaußen blieben schwächer als gedacht. Die Front National der Rechtspopulistin Marine Le Pen kam auf gerade einmal 13,2 Prozent. Das Ziel, erstmals seit 1988 eine Fraktion bilden zu können, dürfte damit hinfällig sein, die nötigen 15 Abgeordneten sind außer Reichweite - ein Misserfolg nach dem deutlich besseren Ergebnis Le Pens bei der Präsidentenwahl. Die Linkspartei La France Insoumise von Jean-Luc Mélenchon kam auf knapp 11 Prozent.
Die im Ausland lebenden Franzosen wurden im Übrigen schon am 4. Juni zur Wahl gebeten. Hier werden sämtliche Länder in insgesamt 11 Wahlbezirke eingeteilt, die alle jeweils einen Abgeordneten der Nationalversammlung ernennen. Die Ergebnisse sprechen auch hier für Macron und dessen Kandidaten: In 10 von 11 Wahlkreisen haben Kandidaten der LREM oder der ihr nahestehenden MoDem-Partei den ersten Platz erlangt. Im Wahlkreis Deutschland/Österreich/Balkan haben sich Frédéric Petit (République en marche) und Pierre-Yves Le Borgn (Parti socialiste) für die Stichwahl am qualifiziert. Diese findet ebenfalls am 18. Juni statt, mit Ausnahme der karibischen Wahlbezirke, die ihre Stimmen schon am 17. Juni abgeben.
Nach dem ersten Wahlgang am 11. Juni werden abends gegen 20 Uhr die ersten Hochrechnungen veröffentlicht. Hier stehen dann die ersten Kandidaten für die Nationalversammlung fest, die mit einer absoluten Mehrheit ein Direktmandat erhalten haben. Am 18. Juni wird in den Wahlbezirken, in denen es kein eindeutiges Ergebnis gegeben hatte, erneut abgestimmt. Hier genügt eine relative Mehrheit, um als Wahkreissieger in die Nationalversammlung einziehen zu können. Erst am Abend des 18. Juni steht demnach die vollständige Zusammensetzung des französischen Parlaments für die kommenden fünf Jahre fest.
Alle weiteren Informationen zur Parlamentswahl in Frankreich haben wir hier für Sie zusammengefasst. Wie Sie die Wahl live im TV und Live-Stream anschauen können, lesen Sie ebenfalls in einem separaten Artikel. Außerdem informieren wir Sie über die Bedeutung des zweiten Wahlgangs.