„Nach Wochen liegt heute ein Papier mit zahllosen Widersprüchen, offenen Fragen und Zielkonflikten vor“, sagte der FDP-Chef weiter. Wo es Übereinkünfte gebe, seien diese mit viel Geld der Bürger oder Formelkompromissen erkauft worden, so Lindner. Er spricht von einem Papier, an dessen Erstellung die Liberalen maßgeblich beteiligt waren. Warum also der Rückzieher? Und warum erst jetzt? Eine Antwort darauf bleibt Lindner schuldig.
Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte nach den gescheiterten Gesprächen ihr Bedauern darüber aus. CSU-Chef Horst Seehofer fand es „schade“, dass nicht gelungen sei, was zum Greifen nah schien. Anders die Reaktionen aus dem grünen Lager: Es hagelte heftige Kritik am Gebaren der FDP. Doch was ist dran an der Vermutung, Lindner habe den Abgang seiner Partei von langer Hand geplant?
Fest steht: Die FDP hatte nach der Bekanntgabe schnell eine Grafik zur Hand, auf der auch die wichtigste Aussage von Christian Lindner dargestellt ist. Gepostet wurde die Nachricht um 00.13 Uhr.
In den Kommentaren werden erste Vermutungen geäußert, dass der Abbruch der FDP nicht so spontan gewesen sein könne, wenn die PR-Abteilung so gut vorbereitet sei.
Grünen-Politiker Robert Habeck unterstellt der FDP und Lindner wortwörtlich, den Eklat vorbereitet zu haben.
Die Kritik kommt allerdings auch aus anderen Lagern. Julia Klöckner, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende spricht in ihrem Tweet von „geplanter Spontanität“.
CDU-Bundestagsabgeordneter Kai Whittaker spricht von mangelndem Vertrauen schon vor den eigentlichen Verhandlungen.
Lindner selbst rechtfertigt sich später via Twitter und schießt eine Spitze ab, die wohl in Richtung Grüne geht.
Es bleibt unklar, inwieweit die Anschuldigungen tatsächlich zutreffen oder nur Ausdruck von Enttäuschung von Seiten der gescheiterten Koalitionspartner sind. Auch diese Frage kann nur die FDP-Führung selbst beantworten.
Nach dem Scheitern der Koalitionsgespräche ergeben sich mehrere Szenarien, wie es nun weitergehen könnte. Hier erfahren Sie mehr darüber.