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Wirbel um Bierzelt-Rede: Ein heikler Satz holt Seehofer ein - wie war es wirklich?

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Seehofer hält erste Bierzelt-Rede
Töging am 2. August: Horst Seehofer hält die erste Bierzelt-Rede © dpa / Armin Weigel

Bereits Anfang August hielt Horst Seehofer eine Bierzeltrede - die nun wieder Thema wird. Denn ein Satz daraus erhitzt die Gemüter.

Berlin/München - Anfang August hat Horst Seehofer in Töging eine Bierzeltrede gehalten, die bisher weder von der Presse, noch den sozialen Medien in besonderer Weise aufgegriffen wurde - abgesehen von einer Twitter-Ankündigung. Bis jetzt. Denn ein Satz, den er damals vor applaudierendem Publikum von sich gab, wird dem CSU-Politiker nun mit einiger Verspätung zum Vorwurf gemacht.

Dabei kehrte der Bundesinnenminister „ins gelobte Land zurück“: Als Seehofer am 2. August seine Bierzeltrede begann, schätzte er sich glücklich, wieder in Bayern zu sein. Doch eine Aussage, die er damals in Töging machte, sorgt jetzt in den sozialen Medien für reichlich Wirbel: „Ich bin froh über jeden, der bei uns in Deutschland straffällig wird und aus dem Ausland stammt. Auch die müssen das Land verlassen.“ sagte Seehofer damals.

DGB echauffiert sich über Seehofers Bierzelt-Zitat

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) postete nun am 6. September ein klares Statement zu seiner Aussage im August, just, nachdem Seehofer mit einem neuen markigen Spruch zum Thema Migration für Aufsehen gesorgt hatte (wir berichteten): „Wow. Ein Bundesinnenminister der sich über Straftaten freut, dürfte ein neuer Tiefpunkt in der politischen Kultur des Landes sein“, heißt es etwa. Grund genug, dem CSU-Politiker klar zu widersprechen: „Jede Straftat ist eine zu viel, Sakrament!“

Und damit stand der DGB nicht alleine dar: Auf Facebook, Twitter und Co. wurde der Satz immer wieder veröffentlicht und stark kritisiert. „Nicht von Gauland sondern von Seehofer. Als Innenminister untragbar“, hieß es unter anderem ein Kommentar. Oder auch einfach nur „Au weia“.

Wurde Seehofer falsch verstanden?

Man muss wissen, dass Seehofer in seiner Rede zuvor über den abgeschobenen Sami A. gesprochen hatte, den mutmaßlichen Leibwächter des ehemaligen Terror-Chefs Osama Bin Ladens. Dabei sagte der CSU-Poltiker, er sei froh, dass dieser Mann nicht länger in Deutschland ist. Dafür wurde er mit Jubel und Applaus belohnt. 

Gleichwohl: Der nun stark kritisierte Satz könnte anders gemeint gewesen sein. Mehrere anwesende Journalisten bestätigen dies. „Dieser Satz war sehr unglücklich formuliert, wird jetzt aber aus dem Zusammenhang gerissen“, sagt Josef Ametsbichler, als Reporter für den Münchner Merkur* vor Ort. 

Seehofer habe zwar durchaus eine provokante Bierzeltrede gehalten, sich bei dem Satz aber nur verhaspelt. Das sei allen Anwesenden klar gewesen. „Es waren genug Journalisten anwesend, die nur auf ein falsches Wort des Ministers gewartet haben.“ Seehofer hatte über die umstrittene Abschiebung von Sami A. gesprochen. „Ich bin froh, dass der Bin-Laden-Leibwächter außer Landes ist“, sagte er. Dann folgte der unglücklich formulierte Satz. Was Seehofer wohl meinte: Er sei froh über jeden Straftäter, den man abschieben könne.

So oder so: Es ist nicht das erste Mal, dass Seehofer nach eigenem Dafürhalten falsch verstanden wurde. Auch für die Feststellung, dass ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag 69 Flüchtlinge abgeschoben wurden, musste sich Seehofer lange heftig kritisieren lassen.*

Seehofer will bald auf Twitter aktiv werden

Seehofer selbst hat jedenfalls genug davon, als „Mörder“, „Terrorist“, „Rassist“ oder ähnliches bezeichnet zu werden. Nach eigener Aussage will er sich deshalb ein Twitter-Konto zulegen, um in Zukunft gegen „Fake-News“ zu kämpfen. Auch das hatte er damals in Töging angekündigt.

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*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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