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"Wir brauchen einen Notfallplan": Airline-Verband warnt wegen Brexit vor Chaos

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Mit dem Brexit könnte es zu Zusammenbrüchen des Flugverkehrs zwischen EU und Vereinigtem Königreich kommen.
Mit dem Brexit könnte es zu Zusammenbrüchen des Flugverkehrs zwischen EU und Vereinigtem Königreich kommen. © picture alliance/Jörg Carstensen/dpa

Der Brexit schürt Unsicherheit bei den Airlines. Droht ein Zusammenbruch des Flugverkehrs zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU?

Update vom 15. Januar 2019: Heute findet die Abstimmung statt, in der das Unterhaus den Vertrag mit der EU annimmt oder ablehnt. Wir berichten im News-Ticker von der Brexit-Entscheidung.

Update vom 12. Dezember: Flugpassagiere und Wirtschaft müssen bei einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU im Frühjahr mit ernsthaften Störungen im Flugverkehr rechnen. Davor warnt der Airline-Verband IATA. „Ohne Deal brauchen wir dringend einen Notfallplan, aber selbst das wird wahrscheinlich kaum reichen, um kurzfristig Störungen zu vermeiden“, sagte Rafael Schvartzman, stellvertretender IATA-Leiter Region Europa, am Mittwoch in Genf.

Lesen Sie auch: Brexit-Abstimmung: Datum und mögliche Szenarien nach dem Votum

Airline-Verband warnt: Brexit kann zum Chaos führen

Der Verband begrüße die angekündigten Schritte der EU und Großbritanniens in die Richtung, aber die Airlines brauchten deutlich mehr Details. Aber: „Der Brexit ist für die Industrie nicht gut“, sagte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac. Dennoch rechnet der Verband für die gesamte Industrie mit hohen Nettogewinnen.

Schvartzman rief die Unterhändler beider Seiten auf, sich zumindest auf die gegenseitige Anerkennung von Lizenzen sowie Sicherheits- und Industriestandards zu einigen. Andernfalls müssten etwa sämtliche Gepäckstücke von Passagieren, die über Großbritannien nach Europa reisen, nach dem Ende der britischen EU-Mitgliedschaft erneut durch die Sicherheitskontrolle, und lange Schlangen an der Passkontrolle seien unvermeidbar.

Ungeachtet der Unsicherheiten rechnet der Verband 2019 mit dem zehnten Nettogewinn-Jahr in Folge, einem Rekord in der Geschichte der Industrie, wie Chefökonom Brian Pearce sagte. Die Airlines dürften 35,5 Milliarden US-Dollar (etwa 31,3 Mrd Euro) Gewinn machen, nach 32,3 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Die Zahl der beförderten Passagiere werde steigen, von 4,34 auf 4,59 Milliarden, die Wachstumsrate gehe aber leicht von 6,5 auf 6 Prozent zurück.

Die neuesten Entwicklungen zum Brexit lesen Sie auch in unserem Live-Ticker.

Gibt es bald keine Flüge mehr zwischen der EU und Großbritannien?

Artikel vom 7. Dezember: Die Tatsache, dass ein Brexit nicht nur britische, sondern auch fast alle anderen Fluggesellschaften Europas, darunter auch Branchengrößen wie Lufthansa und Ryanair, schädigen könnte, wirft die Frage nach möglichen Risiken und Folgen für die Luftfahrtbranche auf.

Droht Zusammenbruch des Luftverkehrs zwischen EU und Vereinigtem Königreich?

Schlimmstes Szenario wäre ein völliger Zusammenbruch des gesamten Flugverkehrs zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe und tausende Passagiere, die an den Flughäfen stranden, wären die Folge. Laut dem Portal Flug-Verspaetet.de sei diese Möglichkeit jedoch sehr unwahrscheinlich.

Fluggesellschaften wie Ryanair, Easyjet und British Airways, aber auch deutsche Ferienflieger wie Tuifly und Condor rüsten sich dennoch, damit ihre Maschinen Ende März nicht am Boden bleiben müssen. "Wir müssen uns in einer Situation politischer Unsicherheit auf ein No-Deal-Szenario vorbereiten", sagt der Chef der Thomas Cook Airlines, Christoph Debus gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Lesen Sie hier: Warum es in Flugzeugfenstern immer ein Loch gibt - und warum es lebenswichtig ist.

Airlines mit Brexit-Klausel in Allgemeinen Geschäftsbedingungen

Falls es zu einem ungeregelten Brexit kommt, würde Großbritannien am 29. März 2019 aus der EU und dem gemeinsamen Flugmarkt ausscheiden. Britische Fluggesellschaften könnten ihr Recht verlieren, etwa von London nach Frankfurt oder Mallorca zu fliegen. Flüge innerhalb der EU wären für sie passé. Außer, der Politik gelingt noch eine Übergangsregelung. Schließlich müssten auch Flüge von EU-Fluglinien nach Großbritannien neu geregelt werden.

Einige Fluggesellschaften, wie beispielsweise Ryanair, haben eine Brexit-Klausel in ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgenommen. Diese ermöglicht dem Billigflieger die Stornierung von Flügen, ohne dass er dafür haftbar gemacht werden kann. Laut Expertenmeinungen werde es allerdings höchstwahrscheinlich zu einer Einigung kommen und dieses Worst-Case-Szenario nicht eintreten.

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Das größte Risiko für den Luftverkehr bestehe darin, dass Großbritannien durch den Austritt aus der Europäischen Union ebenfalls das Open-Skies-Abkommen verlasse. Durch das Abkommen können Fluggesellschaften Verbindungen zwischen zwei Städten außerhalb ihres Heimatlandes anbieten. So kann beispielsweise easyJet, eine britische Airline, die Route Paris – Kopenhagen fliegen. Ein Brexit ohne Absprachen hätte zur Folge, dass Großbritannien mit jedem Mitgliedsstaat der EU gesondert Verhandlungen über Start- und Landerechte aufnehmen müsste.

Flüge zwischen Großbritannien und USA finden ungehindert statt

In einem Punkt herrscht bereits jetzt Klarheit: Mit den USA, die ebenfalls Teils des Open-Skies-Abkommens sind, wurde in den vergangenen Wochen eine Vereinbarung getroffen, sodass Flüge zwischen Großbritannien und den USA unabhängig vom Ablauf des Brexits ungehindert stattfinden können.

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sca

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